Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Die Kämpfe am Persischen Golf 
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stärkungen herangezogen worden; der neuernannte Oberkommandierende in Mesopotamien 
General Sir Percy Lake traf mit solchen am 31. Januar 1916 bei der Gruppe des 
Generals Aylmer ein und andere Hilfstruppen waren auch von Basra (Bassora) her im 
Anzug. So hoffte man bestimmt Kut-el Amara in Bälde befreien zu können. 
Vom britischen Expeditionskorps in Mesopotamien. 
Die Mühsalen, die das britische Expeditionskorps im Irak auszuhalten hatte, waren 
unverhältnismäßig groß. Wie in einem Bericht der „Times" (2. II. 16) ausgeführt 
wurde, „bot das Land seinen Verteidigern drei natürliche Verteidigungsmittel: vor allen 
Dingen das Fehlen von Wasser im Innern des Landes. Sodann das Vorhandensein 
zahlreicher Stellen mit einem unüberschreitbaren Sumpfboden, der sich längs des Tigris 
ein bis zwei Meilen ausdehnt. Drittens die gleichförmige Fläche des Bodens, der 
keinerlei Erhebung zeigt, wodurch der Angreifer selbstverständlich auch keinerlei Deckung 
erhält. Unsere Infanterie glommt bereits in einem Abstand auf 1800 Meter unter 
Gewehrfeuer und hat keine Verbindungslausgräben, um die Feuerzone abzuschneiden. Die 
klimatischen Verhältnisse waren ebenso schlimm wie im Winter 1914/1915 in Frankreich." 
Diese Ausführungen erhalten eine lebendige Illustration durch den Bries eines eng 
lischen Offiziers, den die „Frankfurter Zeitung" (6. X. 15) der in Kalkutta erscheinenden 
Zeitschrift „The Englishman" entnahm. Der Offizier schreibt: „Es ist unmöglich, in 
einem Brief eine erschöpfende Beschreibung der abscheulichen Zeit zu geben, die unsere Truppen 
hier durchgemacht haben. Die Temperatur beträgt 123 Grad Fahrenheit im Schatten, zu 
weilen sogar 125 Grad (51 bis 53 Grad Celsius). !Unter dem Schatten versiehe ich das 
größte und kühlste Zelt, das hier aufgeschlagen ist. In den kleineren Zelten wird es 
wohl 130 Grad Fahrenheit (55 Grad Celsius) sein. Ein Major im 44. Regiment hatte 
ein Thermometer, das nur bis 120 Grad zeigte. Eines Tages platzte es, weil es für 
diese enorme Hitze nicht gemacht war. Ich muß den ganzen Tag im Zelt meinen Helm 
aufbehalten, weil die grelle Sonne durch den Stoff einfach durchscheint. Eines Abends, 
nach einem drückenden Tag, erlebte ich einen der schrecklichsten Stürme. So gegen halb 
sechs sahen wir am südlichen Horizont eine dicke, kakifarbene Wolke hängen, die unheil 
verkündend, gemächlich auf uns zutrieb. Alle Mannschaften liefen umher, um die Zelt 
pflöcke fester einzuschlagen und lose Lagersachen zu bergen. Als der Sturm endlich los 
brach, war es eine wahre Hölle. Die Zelte wurden so leicht wie Kiesel weggeblasen. 
Es war unmöglich, dem Sandsturm zu widerstehen; darum versteckten wir uns unter 
Zeltbahnen, Bettzeug, Koffern oder was immer groß genug war, den Kops zu decken. 
Der Sturm hielt ungefähr 2 1 / 2 Stunden an. Alles war buchstäblich vom Sand bedeckt. 
Plötzlich drehte sich der Wind; ein paar Minuten lang flaute der Sturm ab; dann 
kam er von neuem aus dem Norden auf und nahm jede Minute an Stärke zu. Es 
dauerte bis in den frühen Morgen, bis wir wieder aus unseren Zufluchtsorten auf 
tauchen konnten. Die Augen waren blutunterlaufen und eine dicke Schicht Staub und 
Sand füllte Nase und Mund. 
Am Abend darauf erhielten wir Befehl, das Lager abzubrechen und uns zu einem 
Vorpostengefecht bereit zu halten. Wir sollten einen Trupp Araber auf zwölf Meilen 
Abstand umzingeln. Die ganze Nacht mußten wir in der heißen Wüste marschieren, am 
Abend hatten wir ein Gefecht, was bedeutet, daß die Araber verfolgt und ihre Lager 
meilenweit im Umkreis verbrannt wurden. Als wir wieder zusammenkamen, zeigte es 
sich, daß es kein Trinkwasser gab. Die Sonne war inzwischen brennend, glühend geworden 
und wir waren total erschöpft. Alles Wasser, das wir bei uns gehabt hatten, war im 
Laufe der Nacht ausgetrunken worden, so daß am Morgen Befehl gegeben werden mußte, 
nach dem Fluß zu ziehen.
	        
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