Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

274 Der türkische Krieg während des dritten Kriegshalbjahres 
fangen« in sicherer Obhut sei, versetzt Peters mit aller ihm verbliebenen Energie 
dem anderen Albionsohne einen so gewaltigen Stoß vor die Brust, daß er taumelt, 
strauchelt und betäubt zu Boden sinkt. Jetzt heißt es in rasender Eile wieder dem Ver 
bündeten zustreben, und trotz der Gewehrkugeln, die ihm nachfolgen, gelingt es dem 
Fliehenden in fliegender Eile barhäuptig den nun von den Engländern besetzten Schützen 
graben zu erreichen. Ein wildes Durcheinander, das Schreien der Kämpfenden, Hilfe 
rufe der Verwundeten, dazu die gequälten Seufzer der Sterbenden und das Knattern 
und Pfeifen der Geschosse hatten die vordringenden Engländer in eine solche allgemeine 
Aufregung versetzt, daß man die Anwesenheit Peters gar nicht bemerkte. Sie kümmerten 
sich nicht um ihn und hielten ihn für einen der ihrigen. Sie bewundern sogar den be 
sonderen Mut „ihres Kameraden", denn mit unerhörter Todesverachtung stürzt er, nach 
kurzem Verweilen unter ihnen, aus die türkische Stellung im nächstfolgenden Schützen 
graben, um sich auf die Seite der Verbündeten hinüberzuretten. Aber, die türkischen 
Soldaten, die die Situation nicht ahnten und ihn für einen Feind hielten, richteten ein 
so lebhaftes Feuer auf ihn, daß er sich, seine Lage erkennend, mit unerhörter Geistes 
gegenwart in einen Granattrichter wirft, der vor ihm sich auftut. 
Höllenqualen folgten nach diesem Unterfangen. Versengende Glut dörrt ihm Zunge 
und Gaumen, nagender Hunger läßt alle Lebenskräfte ersterben; waffenlos, wehrlos 
dem mörderischen Feuer von Freund und Feind ausgesetzt, so hofft er auf die Ruhe 
der Nacht, die das Feuer zum Schweigen bringen soll. Doch der Mond spannt seine 
Silberfäden über den tiefblauen Samt des Meeres, über die kahlen Höhen Gallipolis, 
und jagt sie wie Gespenster durch die Gräben, und die todbringenden feindlichen Kugeln 
suchen auch weiter ihr bleiches Ziel. Jede Hoffnung zu entweichen ist ihm genommen, 
denn er geht dem sicheren Tod entgegen. Da, als seine Verzweiflung aufs höchste steigt, 
als der Rest seiner Kräfte endgültig zu versiegen droht, nach zwei vollen Tagen des 
Harrens und Höffens, in der Frühe des 6. Juni setzt ein kühner Sturm der Türken 
ein. Einige kommen in die Nähe -es Trichters, und mit übermenschlicher Willenskraft 
rafft der Dahinsiechende noch einmal alle schwindenden Lebenskräfte zusammen, und alle 
Gefahr verachtend, schließt er sich schwankenden und wankenden Schrittes den Türken 
an. Doch soll er den Leidenskelch bis zur Neige leeren. Die Türken halten ihn für 
einen Engländer, und unter scharfer Bewachung hinter die Front gebracht, wird er als 
solcher behandelt. So verstreichen noch die Stunden einer qualvollen Nacht bis es ihm 
gelingt, am Morgen des 7. Juni einem türkischen Offizier vorgeführt zu werden, der 
den bedauerlichen Irrtum erkennt und ihn zur deutschen Maschinengewehrabteilung 
bringen läßt. Völlig entkräftet bricht Peters zusammen. „Wasser, Wasser, schlafen, 
schlafen," bittet er mit irrem Blick. 
Nach einem 24stündigen Schlaf und nach sorgsamer Pflege zu neuem Leben erstarkt, 
erstattet er dann in der ihm eigenen schlichten Weise seinem Vorgesetzten Bericht. Belobt 
über seine Kühnheit und Tapferkeit setzte er gleichsam als Schlußpunkt hinter seine Er 
zählung: „Ich habe ja nur meine Pflicht getan." 
Das englisch-französische Dardanellenheer und seine Verluste 
Der russische Kreuzer „Askold", das einzige russische Mittelmeerschiff, das aber infolge 
seiner geringen Bestückung und unbedeutenden Besatzung an den Dardanellenkämpfen 
nur wenig teilnehmen konnte, erschien bisweilen vor Dedeagatsch, dem bulgarischen Hasen 
am Aegäischen Meer, und seine Besatzung wußte dann allerlei über die Ereignisse an den 
Dardanellen zu erzählen. Offenbar von der Askold stammt auch das Urteil über die Eng 
länder und Franzosen des Expeditionskorps, das die „Kölnische Zeitung" (13. IX. 15) 
nach Mitteilungen aus Sofia veröffentlichen konnte. Darnach werden „die Engländer,
	        
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