Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

270 Der türkische Krieg während des dritten Kriegshalbjahres 
worfene Bomben taten keinen Schaden; die Batterie hatte nur einen Leichtverletzten. Der 
gefährliche Gegner der Ocsterreicher in dieser Stellung, eine französische Mörserbatterie, 
war schon am folgenden Tage zum Schweigen gebracht. Die Bekämpfung der feindlichen 
Batterien großen Kalibers, die von den türkischen Geschützen nicht erreicht werden konnten, 
war die Aufgabe der Oesterreicher, da sich die feindlichen Schiffe schon nach den ersten 
Schüssen der Batterie aus ihrem Feuerbereich zurückgezogen hatten. Von einem Be 
obachtungsstande konnte man genau beobachten, wie der Feind abzuziehen suchte. Unser 
Artilleriefeuer fügte ihm dabei aber großen Schaden zu. Am 7. Januar 1916 ent 
wickelten die englischen Kriegsschiffe eine erhöhte Tätigkeit; Tag und Nacht beschossen sie 
die türkischen Stellungen aus schwerstem Kaliber. In der Nacht vom 8. auf den 
9. Januar ging die türkische Infanterie unter dem Schutze ihres Artilleriefeuers energisch 
vor und warf die letzten Franzosen und Engländer von der Halbinsel. Die Haubitz 
batterie sandte bei Anbruch dieses Tages dem weichenden Feinde die letzten Schüsse nach. 
Am 11. Januar 1916 dankte der Armeekommandant Liman v. Sanders den Batterie 
kommandanten im Hauptquartier für die ausgezeichnete Unterstützung seitens der öster 
reichisch-ungarischen Batterien, denen er zum Teile auch den großen Erfolg zuschreibe. 
In ähnlicher Weise äußerte sich Enver Pascha, als er Sedd-ül-Bahr besuchte. Von 
Kaiser Franz Josef und Erzherzog Friedrich langten anläßlich der Befreiung der Dar 
danellen aus Huldigungstelegramme der Batterien ehrende Antwortdepeschen ein. 
Hauptmann Barber wurde vom Sultan mit dem silbernen Jmtiazorden mit Schwertern, 
Hauptmann Manuschek und sämtliche Offiziere der Batterien sowie ein großer Teil der 
Mannschaften mit dem Eisernen Halbmond ausgezeichnet." 
Aus den verlassenen Lagern der Entente auf der Gallipolihalbinsel 
Bald nach dem Abzug der britisch-französischen Truppen haben deutsche Berichterstatter 
die verlassenen Lager bei Sedd-ül-Bahr besucht und ihre Eindrücke geschildert. Und 
alle hatten denselben Eindruck, überall war es dasselbe Bild. Das Bild einer hoff 
nungslosen Katastrophe, die plötzlich hereingebrochen war. Die Truppen hatten bis 
in die allerletzte Zeit geglaubt, bleiben zu müssen. „Sechs neue Stellungen hatten sie 
hintereinander ausgehoben," erzählt Mario Passarge in der „Vossischen Zeitung" (2. II. 16). 
„Sie wußten, daß schwere Tage kommen würden mit den neuen Mörsern, die bei 
den Türken auffuhren, und dem Ueberfluß an Munition, der aus den Mittelmächten 
herbeiströmte. Und sie versuchten sich davor zu schützen mit Hacke und Spaten und 
Balken und Sand. Und mußten bei Nacht und Nebel davon." 
„Welch ein Unterschied war zwischen den fetzenüberdachten Ställen, deren Schatten 
die widerliche Verwesung nicht aufhielt, und den Erdlöchern der Menschen?" fährt 
Mario Passarge in seinem Bericht fort. „Wenn man sich durch die verpestete Atmosphäre 
gerettet hatte, über zerschnittenes Riemenzeug und zerbeulte Sättel gestolpert war, stand 
man plötzlich mitten in dieser französischen Laubenkolonie von Gallipoli. Da waren 
sonderbare Lauben, die einen aus der Hälfte eines riesigen Kanalisationsrohres, das, auf 
der einen Seite verhängt, auf der anderen offenstand, hergestellt. Drinnen zerwühltes 
Stroh, zerrissene rote Kappen und schmutzige Fußlappen. Andere Lauben waren aus 
leeren Kisten aufgeschichtet, mit der offenen Seite nach innen, so daß sich die inneren 
Wände in lauter kleine Fächer zerlegten, wie eine Honigwabe. Darin lagen die kleinen 
Dinge, die sie lieb hatten, die Insassen, die wir uns jung vorstellen und schlank: Post 
karten mit Abbildungen unerhört schöner Frauen, lächelnde Kindergesichter, Stangen 
von blonder Pomade und Fläschchen von Eau de Chinine. Die zurückgelassenen Rück 
lagen gleichen auf das Haar den afrikanischen Angherebs. Ach, wie viel in all diesem 
Ungewohnten gleicht der Höhe afrikanischer Kultur!
	        
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