Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

260 Der türkische Krieg während des dritten Kriegshalbjahres 
Die Schlachten bei Anafarta 
am 21., 28. und 29. August 1915 
Am 21. August versuchte General Hamilton nach dem Eintreffen frischer Verstärkungen 
nach zweistündiger Artillerievorbereitung abermals einen großen Durchbruch durch 
Angriff aus der ganzen Linie. Es gelang den Engländern noch einmal, in einige 
Schützengräben bei Jussuftschik-Tepe einzudringen, gegen Abend jedoch konnte auch dieser 
Angriff als abgeschlagen bezeichnet werden. 
Nach dem Bericht Ashmead Bartletts in der „Times" war das erste Ziel der Engländer 
links der Hügel 70, der „verbrannte Hügel", wie er bei den Soldaten hieß, der vor der 
Hauptstellung lag und sich schon gleich nach der Landung so unbequem bemerkbar gemacht hatte. 
Die Mitte und der rechte Flügel sollten von dem Rücken vor dem g)ügm Burun oder 
Schokoladenhügel und aus den südlich an der Küste gelegenen Verschanzungen vorbrechen, 
die niedern türkischen Gräben vor ihrer Front nehmen und sich dann zum Sturm aus den 
Hügel 112 zusammenschließen. Eine Brigade war für den Hügel 70, eine andere für den 
Hügel 112 bestimmt, eine dritte stand im Rückhalt; die Divisionen in den südlichen Ver 
schanzungen hatten sich des Hügels 112 zu bemächtigen. Bei Laie Baba, zwischen dem 
Salzsee und der Küste, befand sich eine Division Milizkavallerie (Ieomanry) abgesessen 
als Reserve unter dem Kommando von Lord Longford. 
Als alle Anstürme vergebens waren, wurde die Milizdivision bei Lale Baba zu einem 
neuen Angriff auf Hügel 70 befohlen. „Diese prachtvolle Truppe," schreibt Ashmead 
Bartlett, „die hier zuerst ins Gefecht kam und deren Führer bestbekannte Namen in 
England tragen, war kaum vom Salzsee her ins Freie vorgerückt, als sie heftiges 
Schrapnellseuer erhielt. Dennoch bewegte sie sich vorwärts wie äus der Parade, verlor 
viele Leute, wankte aber nicht und nahm Stellung hinter der Jnfanteriebrigade vor 
Hügel 70. Unterdessen war es 6 Uhr abends geworden; alle englischen Geschütze feuerten 
gegen diese Höhen, während die türkischen Batterien unsere Verschanzungen mit Geschossen 
überschütteten. Das Tageslicht nahm ab; ringsum verbreiteten sich ungeheure Rauchwolken, 
Bäume, Sträucher und selbst das Gras, brannten an vielen Stellen. Einem Bataillon 
gelang es, den südlichen Abhang des Hügels zu besetzen und sich einzugraben, um einen 
neuen Sturm vorzubereiten. Die Türken schienen erschöpft zu sein, manche verließen die 
Höhe, sei es, daß sie rückwärts Zuflucht suchten oder sich zur Abwehr des erwarteten 
Angriffs rüsteten. Es war säst dunkel, als die Miliz zu einem scharfen Ansturm vor 
sprang. Trotz gewaltigen Gewehrfeuers eilte sie vorwärts; sie erreichte die Spitze, ver 
schwand in den feindlichen Schützengräben, wo ihre Bajonette niedermachten, was vom 
Feinde noch zurückgeblieben war. Aus tausend Kehlen der Zuschauer drunten stieg der 
Ruf empor: Hügel 70 ist unser. Aber wie ihn halten während der Nacht? Das Ge- 
wehrseuer hörte nicht aus, der Kampf ging also weiter, und als der Morgen anbrach, 
war Hügel 70 — verloren! Wie es scheint, hatten die Türken eine Höhe des Nord 
kammes behauptet und die Angreifer aus Maschinengewehren und Geschützen bearbeitet. 
Die Milizleute, die den Feind über den Kamm hinab verfolgt hatten, wurden unter 
schweren Verlusten zurückgetrieben. In der Nacht entschloß man sich, die Truppen in ihre 
ursprünglichen Stellungen zurückzuziehen, da der Hügel bei Tage nicht zu halten war." 
„Zu den blutigsten Schlachten des Dardanellenseldzuges," schreibt die „Norddeutsche 
Allgemeine Zeitung" (19. IX. 15), „gehören ohne Zweifel die Kämpfe an der Anasarta- 
bucht und bei Ari Burun am 28. und 29. August, deren Ergebnis unsere aus dem 
osmanischen Hauptquartier stammende und als authentisch vom türkischen Generalstab 
beglaubigte Karte zeigt. Die Absicht General Hamiltons war, sich der Höhen von 
Kiretsch-Tepe zu bemächtigen, um dann nach Anafarta durchzustoßen, so einen beherrschen 
den Standpunkt rittlings über der Halbinsel zu gewinnen und den Feind zur Aufgabe
	        
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