Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

258 Der türkis che Krieg während des dritten Kriegshalbjahres 
rücksichtslosen Angriff auf die Stellung „zur einsamen Fichte" eingeleitet, die aus einem 
400 Fuß hohen Plateau südöstlich der Anzacfront lag und auch insofern eine große 
strategische Bedeutung besaß, als sie die hauptsächliche Verbindungslinie zwischen Anzac 
und der Hochebene von Kilid-ül-Bahr weiter südlich beherrschte; die Türken hatten des 
halb die Stellung mit außerordentlicher Sorgfalt ausgebaut und sie in eine wahre 
Festung umgewandelt. Dem Angriff ging zuerst eine wütende Beschießung aus Feld 
batterien, Haubitzen und Schiffskanonen voraus; aber die Türken waren zu gut ein 
gegraben, als daß dieses Feuer große Wirkung gehabt hätte, und so blieb es der In 
fanterie überlassen, die Stellung zu stürmen. 
Die Australier stürmten mit geradezu fanatischer Wut vorwärts, ohne auf das un 
geheure Schrapnell- und Kreuzfeuer aus Gewehren zu achten. Als die Gräben erreicht 
waren, erwies es sich als äußerst schwierig, einzudringen, denn die Decke aus mächtigen 
Baumstämmen, Eisenbahnschwellen und unglaublich dicken Planken war so stark und 
schwer, daß sie nur unter unsäglichen Anstrengungen auseinandergerissen werden konnte. 
Gruppen von Soldaten drangen an verschiedenen Punkten ein, und in jedem Graben 
und jedem Unterstand entwickelten sich verzweifelte Kämpfe von Mann zu Mann, bei 
denen die Handbombe die wichtigste Rolle spielte. Nur durch stetig erneute Zufuhr dieser 
Bomben war es den Australiern möglich, die errungenen Stellungen zu halten. Die 
Türken konzentrierten ihre Kräfte und unternahmen drei Nächte und drei Tage lang 
verzweifelte Gegenangriffe, bei denen sie häufig Abschnitte der Linie zurückeroberten und 
wieder verloren. In diesem ungeheuerlichen Kampf, der sich fast durchweg unterirdisch 
abspielte, kämpften beide Teile mit äußerster Todesverachtung. Die Gräben waren bald 
nur noch zusammengeschossene Trümmerhaufen, und die Arbeit der Entfernung der Toten 
und Verwundeten dauerte tagelang. Die Eroberung des Hügels „Zur einsamen Tanne" 
kann als der blutigste Nahkampf bezeichnet werden, der bisher aus der Gallipoli-Halb- 
insel ausgesochten wurde, und doch war dies nur eine Nebenaktion, die dem weiter 
nördlich vor sich gehenden Hauptangriff voranging. 
Eine andere Abteilung trat ihren Marsch aufwärts am Abend desselben Tages aus 
der Gegend der Fischerhütte an und schlich sich bis in die Nähe der türkischen Stellung 
am Sasli Dere. Durch Ablenkung der Scheinwerfer, die von der Flotte aus die zu 
beschießenden feindlichen Stellungen bezeichneten, hatte sich der Türken hier ein Gefühl 
der zeitweiligen Sicherheit bemächtigt; daher gelang es den Angreifern, sie zu über 
raschen und die Stellung zu nehmen. 
Am 7. August behaupteten die australischen Truppen die Linie Damaktschili-Bahir 
bis Sasli Dere und schoben sich langsam hinauf in der Richtung der Hauptstellung 
Sari Bahir; am linken Flügel hatten sie die Stellung Asmakdere erreicht. Die Indier 
gingen gegen Tschunuk Bahir vor und die Neuseeländer standen auf der Rhododendron- 
Höhe. Die weitere Entwicklung sollte bis zur Nacht aufgeschoben werden. Indessen 
währte der Kamps den ganzen Tag hindurch, wobei die türkischen Scharfschützen sehr 
unbequem wurden. Am Morgen des 8. August rückte der linke Flügel der Australier vom 
Asmak Dere nach Abdel Rahma Bahir vor, von wo aus man in einer Rechtsschwenkung 
den Hauptgipfel Kodscha Tschemen Dag anzugreifen gedachte. Aber die Türken stellten 
sich in unerwarteter Stärke entgegen und hätten eine zeitlang den Angreifer fast 
umzingelt, so daß der Rückzug zum Asmakdere geboten war. Die Neuseeländer unter 
nahmen gleichzeitig einen nachdrücklichen Sturm über den Rhododendron-Hügel gegen 
den Kamm und erreichten den Südwesthang des Tschunuk Bahir, während die Indier 
zur Linken gegen den Hügel Q Boden gewannen. Indessen zwangen die völlige Erschöpfung 
der Truppen und ihre notwendige Neuordnung, der empfindliche Wassermangel und die 
Sicherung der großen Anzahl von Verwundeten auch diesmal zum Abbruch des Angriffs.
	        
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