Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Der türkische Krieg während des 
dritten Krtegshalbjahres 
Von Anfang August 1915 bis Anfang Februar 1916 
Fortsetzung von Band VUl, Seiten 175 bis 312 
Die Politik der Flankenbedrohung 
In einer eingehenden Kritik der englischen Orientpolitik schrieb Lovat Fraser Anfang 
Dezember 1915 in der „Daily Mail": „Immer wieder habe ich hervorgehoben, daß 
für eine meergebietende Seemacht der Schlüssel zum Orient in Kairo liegt, und das 
Schlüsselloch sich im Suezkanal befindet. Aegypten und der Kanal sind für uns, mithin 
auch für unsere Verbündeten, weit wichtiger als der Balkan, Konstantinopel oder Bag 
dad ..Und weiter: „Unser Ansehen im Osten bis zu den fernsten Inseln hin steht 
und fällt nicht durch einen Erfolg oder Fehlschlag an den Dardanellen, nicht durch 
Balkanabmteuer, nicht durch einen kleinen Vorstoß nach Bagdad oder Syrien, sondern 
mehr denn alles andere dadurch, daß wir imstande sind, den Suezkanal zu halten. 
Der Suezkanal ist unsere Schlagader, die wir halten müssen oder wir sind abgetan. 
Gelingt es uns nicht, uns da zu behaupten und den Kanal gegen jeden Angriff zu seien, 
so haben wir morgen einen Aufstand in Indien, Unzufriedenheit in Australien sowie den 
sofortigen Zusammenbruch unseres Ansehens in Ostasien. Hätten wir von vornherein 
es so eingerichtet, daß wir den Weg über das Mittelmeer nicht eingeschlagen hätten, so 
lägen die Dinge anders. So aber, nachdem wir den Kanal 16 Monate mit Leichtigkeit 
gehalten, dürfen wir uns dort keinerlei Wagnis oder Gefahr aussetzen." 
Der Suezkanal und Aegypten konnten aber nur von der Flanke aus bedroht werden, 
zunächst von Osten aus Vorderasten, wo die deutschen, zu rein wirtschaftlichen Zwecken 
bestimmten anatolischen Bahnen von der englischen Politik von Anbeginn an als Flanken 
bedrohung aufgefaßt worden waren. Um dieser Gefahr zuvorzukommen, sah sich England, 
wie Arthur Dix in einem anregenden Aufsatz im „Schwäbischen Merkur" (30.1.16) 
ausführt, veranlaßt, seinerseits deutsche Flanken zu bedrohen. „Zuerst schmiedete es die 
Pläne einer Flankenbedrohung Deutschlands durch das belgische Aufmarschgelände hin 
durch, hinein in das Herz der deutschen Industrie und in den Rücken der gegen Frank 
reich in den Vogesen kämpfenden Heere. Als das mißlang, sollte der deutsche Weg nach 
Bagdad bzw. Jerusalem mit allen Mitteln verlegt werden. Wollte das nicht rechtzeitig 
gelingen, so brauchte man Stellungen, von denen aus jederzeit die Möglichkeit gegeben 
sein sollte, etwa vorgerückten Truppen Deutschlands oder seiner Verbündeten in den 
Rücken zu fallen oder ihnen doch die Verbindung mit Deutschland abzuschneiden. 
In diesem Sinn war das Einnisten der Engländer-Franzosen auf Gallipoli als Flanken 
bedrohung des Weges Berlin—Bagdad gemeint. Als die Aussicht schwand, an dieser Stelle 
vorwärts zu kommen, begann das Saloniki-Abenteuer, und als durch die erzwungene Aus 
gabe der Dardanellenoperation beträchtliche türkische Streitkräfte frei wurden und ein 
türkischer Vorstoß im Kaukasus bevorzustehen schien, vereinigten sich die Engländer mit 
den Russen zur Durchführung eines noch umfassender angelegten Flankenschutzes. Die 
im Kaukasus vordrängenden russischen Streitkräfte sollten durch Angriffe der russischen 
Truppen, die den Nordteil von Persien besetzt hatten, in der Flanke geschützt und durch 
den Vormarsch englischer Abteilungen auf Bagdad und weiter nordwärts insofern unter 
stützt werden, als dadurch alle die türkischen Heeresteile, die im Kaukasus und in Persien
	        
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