Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

Die Winterkämpfe am Isonz o 
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Nun haben die Italiener, ganz wie in der „unerlösten" Stadt Görz, zerstört, was sie 
nicht rauben konnten. Eine der herrlichsten Kunststätten der oberen Adria ist dahin." 
Wie sehr demgegenüber die österreichisch-ungarische Heeresleitung für den Schutz der 
Denkmäler in der Kriegszone sorgt, wird, wie der „Schwäbische Merkur" (2. XII. 15) 
berichtet, am besten durch folgende Tatsachen dargetan. Auf allen Fronten, so auch an 
der Südwestfront, ist den kämpfenden österreichisch-ungarischen Heeren je ein Kunst 
historiker beigegeben, der mit den Kunstdenkmälern des betreffenden Kampfgebiets be 
sonders genau vertraut ist. Er hält sich dauernd in der Nähe der Front auf und gibt 
die nötigen sichernden Ratschläge. Ueberdies erhält an der italienischen Front jeder 
österreichische Offizier ein mit Abbildungen versehenes Verzeichnis aller wichtigen Kunst 
denkmäler des Kampfgebietes und seiner Umgebung. Sie aus jede nur denkbare Weise 
zu schonen, falls die Sicherheit der eigenen Truppe das nicht verbietet, ist strengste 
Weisung ergangen. „Wir möchten wohl wissen," schließt der Bericht des „Schwäbischen 
Merkur", „ob irgend eines der feindlichen Heere sich eines solchen wissenschaftlichen Bei 
rats auch nur im Generalstab zu Hause erfreut. Die Beschießung der schönen Stadt 
Görz wäre dann wohl nie vorgekommen." 
Eine Nachtkanonade am Jsonzo 
Von Willy Bierbaum 
Es regnete wieder einmal ausgiebig zur Abwechslung und der Lärm aus der Straße 
ließ mich nicht schlafen. Ein junger Offizier von den Eisenbahnern war gern bereit, den 
Führer zu machen und mir den Weg zu einem Hügel zu weisen, der eine gute Ueber 
sicht über die Nachtkanonade 10, 15 Kilometer vor uns bieten soll. Dumpf grollt 
der Kanonendonner, hell leuchtet das Mündungsfeuer auf, Leuchtkugeln klettern über 
dem Wald empor, senken sich langsam und zergehen, die grelle Lichlfläche der Schein 
werfer patrouilliert die Dunkelheit ab, zündet und sondiert, und nach minutenlanger 
Pause donnern die Geschütze aufs neue und verkünden die Ruhelosigkeit, und Wach 
samkeit, die emsige Geschäftigkeit bei Tag und Nacht. Sie stehen bald da, bald dort, 
hier gut gedeckt und für den Gegner unauffindbar, andernorts in gefährdeter Position, 
und dann rasen die Pferde schaumbedeckt mit den Geschützen im Dunkeln den Abhang 
hinunter, querfeldein, von Schrapnellen und Granaten verfolgt, vom Licht des Feindes 
geblendet, vorwärts, nur vorwärts, zur Deckung; was freie Hände hat, greift in die 
schlammigen Speichen ein, schiebt und ächzt in Sumpf und Morast, stolpert über Stein 
und Graben, und keiner ruht und rastet, bis nicht das Rohr aufs neue Tod und Ver 
derben speit. Wieviele trafs diesmal, wieviele vorher? Und die Kanonade geht weiter 
und dort unterm Lichtgefunkel liegen Tausende und lauern, spähen in die Nacht und 
horchen, den Finger am Abzug und die Knie ans feuchte Erdreich gedrückt, lauschen 
lauschen und sehnen die Dunkelheit fort und den Morgen herbei. 
Und als wir zählten unsre Schar, 
Da fehlten drei, 
Verdammt, mein bester Kamerad. 
War auch dabei 
Ein Patrouillenkamps 
Der Kriegsberichterstatter der Wiener „Neuen Freien Presse" (20. XI. 15) erzählt 
folgende Episode: „Eine Vedette hatte gemeldet, daß sich eine feindliche Patrouille den 
österreichisch-ungarischen Stellungen nähere. Man schoß nicht, man ließ sie ruhig bis an 
die Drahthindernisse herankommen. Ein Leutnant kletterte flink auf das Dach der Schützen 
deckungen und faßte den Fall ins Auge. Dann ries er einen seiner Unteroffiziere und
	        
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