Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

90 Der italienische Krieg während des dritten Kriegshalbjahres 
an anderer Stelle erwähnt worden (vgl. S. 9); die Berichtigung des österreichisch-unga 
rischen Generalstabs findet sich S. 85. Aber selbst General Cadorna war es, wie der 
„Politischen Korrespondenz" (13. II. 1916) geschrieben wurde, „nicht vergönnt, fich, sei 
es auch nur in seinen eigenen amtlichen Mitteilungen, in dieser Erobererrolle zu 
behaupten. Der „große Erfolg" wurde in einer Mitteilung des Oberkommandos 
zunächst auf die Behauptung eingeschränkt, „l'occupazione fu quasi completata“ und 
damit wenigstens eingeräumt, daß die frühere Erklärung mit den Tatsachen nicht in 
Einklang stand. In einem weiteren Berichte sprach das italienische Oberkommando dann 
von „nostra posizione presso il Col di Lana“. Dieses „presso“ enthält das Geständnis, 
daß schon das frühere „quasi« eine starke Uebertreibung war und daß den italienischen 
Truppen auch eine Quasi-Besetzung nicht gelungen ist." 
Die italienische Presse hat Cadornas Dialektik, von der Zensur nicht gehindert, mit 
Humor gefeiert. So brachte die römische „Concordia", die zwar nach der Kriegs 
erklärung Italiens an Oesterreich notgedrungen gute Miene zum bösen Spiel machte, 
dabei aber doch die Kritik an den Ereignissen nicht völlig zu unterdrücken vermag, nach 
einer Mitteilung der „Kölnischen Zeitung" (9. XII. 1915) die Abbildung einer Berges 
halde, auf der eine Anzahl Männer gerade rasten und zu dem über ihnen thronenden, 
noch zu erklimmenden Gipfel voll Sehnsucht emporschauen. Darunter steht geschrieben: 
„Italienische Soldaten auf der Spitze des Col di Lana!" 
Episoden 
Ein Nachfolger Sepp Jnnerkoflers 
Man schreibt der „Kölnischen Zeitung" (19. X. 15.) aus Tirol: 
Der Pfarrer von Sellrain, Joseph Hosp, ist für seine hervorragenden Leistungen vor 
dem Feinde in dem wichtigen Gefechtsabschnitte Sexten mit dem Ritterkreuz des Franz- 
Josef-Ordens ausgezeichnet worden. Der Grad der Auszeichnung läßt auf besondere 
Erfolge des Pfarrers schließen. Und so verhält es sich auch. Pfarrer Hosp hat den 
österreichisch-ungarischen Truppen geradezu hervorragende Dienste als Aufklärer und 
Beobachter geleistet. 
Von seinen unzähligen kleinen gefahrvollen Unternehmungen im Dienste des Vater 
landes in den Dolomiten sei nur aus eine kühne Tat hingewiesen, die Hosp mit noch 
drei andern Gefährten ausführte. Ein Geschütz großen Kalibers sollte in Stellung 
gebracht werden, um die italienischen Artilleriepositionen zu bekämpfen und zu zer 
stören. Um das aber mit Erfolg ausführen zu können, mußte jemand das Feuer der 
österreichisch-ungarischen Artillerie leiten, was nur von einem der hohen, schwierigen 
Dolomitengipfel in unmittelbarer Nähe der italienischen Stellungen möglich war. Hosp 
führte dieses Wagnis aus, erkletterte mit den drei Gefährten nachts den Gipfel, legte 
die Drahtleitung, beobachtete am nächsten Tage die Wirkungen des österreichisch-unga 
rischen Feuers und leitete es, umgeben von den Feinden, zunächst den italienischen 
Stellungen, mit einem Erfolge, den die Italiener am besten kennen- Die Lage der 
Beobachter auf dem Gipfel war derart, daß sie ohne weiteres und unzweifelhaft alle 
sofort abgeschossen worden wären, wenn man sie entdeckt hätte. Sie blieben aber un 
versehrt und bewerkstelligten auch zur Nachtzeit ihren Abstieg vom Gipfel ohne Unfall. 
Der Ziegenhirt 
In der „Frankfurter Zeitung" (24. VIII. 15) erzählt Richard Huldschiner kleine Ge 
schichten von den Tiroler Standschützen und ihrer Wacht auf den Kämmen und Spitzen der 
Landesgrenze. Eine davon sei hier wiedergegeben: „Wir haben Kühe und Ziegen, die in einer 
verlassenen Alm unter unserem Standort von älteren Standschützen versorgt werden. Jeden
	        
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