Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Vom russischen Heer 
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Deutsche Soldaten! Ihr werdet belogen. Eure Armee ist von den Engländern und 
Franzosen völlig geschlagen worden und stieht. Zwei Millionen deutscher Soldaten find 
bereits tot oder verwundet. In einigen Tagen (!) werden die französisch-englischen 
Truppen den Rhein überschreiten. Der Krieg mit seinem unsäglichen Jammer wird nach 
Deutschland hineingetragen. Euer Hab und Gut wird vernichtet werden. 
Deutsche Soldaten! Euere Führer wissen wohl, daß sie den unermeßlichen Reserven 
Rußlands gegenüber ohnmächtig sind, aber sie wollen lieber Euer Blut, als ihre eigene 
Eitelkeit opfern. Was kümmert sie menschliches Elend? Was gehen sie die Tränen 
Eurer Frauen und Kinder an? Während Ihr hier vor den Schanzen Warschaus einem 
blutigen Zusammenbruch entgegengeht, heult schon drüben in Eurem Vaterlande der 
Hunger. Euere Familien haben kein Brot. Not, bittere Not pocht an ihre Türe. 
Was säumt Ihr noch? Soll Euer Blut zum Dünger für unseren Boden werden? 
Jeder Tag dieses aussichtslosen Kampfes bringt Euch dem Tode und dem Unglück näher. 
Streckt die Waffen! Kommt zu uns hinüber! Ihr habt bereits genug Beweise Eurer 
Vaterlandsliebe gegeben, jetzt ist es die höchste Zeit, Eure Vernunft zu beweisen. Wahn 
witz wäre es, für eine verlorene Sache zu bluten. Wir haben aus dem unzählbaren 
Menschenmaterial des russischen Kaiserreiches neue Millionen an die Front gebracht und 
Ihr geht völliger Vernichtung entgegen. Je länger Ihr ausharrt, desto schlimmer 
wird das Ende, desto größer die Opfer, desto trauriger das Los Eurer Familien sein. 
Die Stunde schlägt, rettet Euch vor dem Verderben! Die russische Armee." 
In anderen Aufrufen heißt es: „Gebt Euch gefangen. Die Russen nehmen sich der 
Gefangenen freundlich an und verfahren mit ihnen konventionell milde. Ein Gefangener 
ist für uns kein Feind mehr. Verwundete werden von uns nicht niedergemetzelt." 
Oder: „Für euch ist es die höchste Zeit, eure Offiziere zu vernichten, die Gewehre 
von euch zu werfen und euch zu ergeben. Brot, Fleisch und Bier haben wir in solchen 
Massen, daß eure gefangenen Soldaten bei uns schwelgen. Ergebt Euch, — wir ver 
sprechen euch gute Behandlung, prachtvolles Essen und alle möglichen Lebensbequemlichkeiten." 
Wie aber die Kriegsgefangenen in Wirklichkeit von den Russen behandelt wurden, ist 
aus den nachstehenden Berichten ersichtlich: 
Das „Wolffsche Bureau" meldet: „Folgender Fall von unerhörter Barbarei ist durch 
vier vereidigte Zeugenaussagen festgestellt worden: In der Gegend von Jednorozec 
wurde am 15. Juni 1915 ein schwerverwundeter deutscher Soldat an dem Pfahl eines 
russischen Drahthindernisses mit einem Draht angebunden vorgefunden. Der andere Teil 
des Drahtes war ihm um den Leib geschlungen und vorn in Höhe des Koppelschlosses 
zusammengedreht. Der Schwerverwundete wurde aus seiner qualvollen Lage von Ka 
meraden, die das Gelände nach Verwundeten absuchten, befreit und nach dem deutschen 
Schützengraben verbracht, wo er bald darauf starb." 
Auch die grauenhafte Verstümmelung des bei Kempinie-Maloje tödlich verwundeten 
Sergeanten V. eines deutschen Kavallerieregiments, die von der „Norddeutschen All 
gemeinen Zeitung" auf Grund eidlicher Aussagen von sechs deutschen Soldaten am 
5. Juli 1915 mitgeteilt wurde, bezeugt die bestialische Roheit russischer Soldateska. 
Eine von deutschen Truppen abgefangene russische Meldung lautete nach Mitteilungen, 
die der „Frankfurter Zeitung" zugingen, folgendermaßen: „Mrotschki-Kawke, 8. (21.) Juli 
1915, 3.30 Nachm. An den Kommandeur der 2. Brigade Baron von Stempel. 
Auf dem Wege Bshusy—Male—Navjorki wurde ich beim Heraustritt aus dem Walde 
durch feindliche Infanterie beschossen. Die 2. Sotnie unter Sotnik Tjurin und die 
4. Halbsotnie unter Jessaul Paschkow attackierten und stießen bei Lachi Rasdjeluyjia 
auf eine etwa 40 Mann starke Schützenlinie, die angegriffen wurde. Einige zu mir ab 
geschickte Gefangene vom 175. Regiment wurden niedergemacht, da die sie begleitenden
	        
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