Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die große Offensive zwischen der unteren und oberen Weichsel bis zum Fall von Warschau 165 
hob. „Die größte und schönste Anerkennung aber ward/ nach dem oben bereits erwähnten 
Bericht aus dem deutschen Großen Hauptquartier vom 6. August 1915, „der Truppe da 
durch, daß es sich unser oberster Kriegsherr nicht nehmen ließ, ihr persönlich seinen 
kaiserlichen Dank für die vollbrachten Taten zu sagen." 
Am Morgen des 23. Juli traf der deutsche Kaiser aus dem Gefechtsfelde ein, wo Abord 
nungen unmittelbar vor einem erstürmten russischen Berg, auf dem die deutsche Flagge stolz 
im Winde wehte, Aufstellung genommen hatten. Huldvollst begrüßte Seine Majestät die 
sich dort meldenden Führer, den General der Kavallerie Freiherrn v. König, Führer 
des Landwehrkorps, und den Generalleutnant Grafen Bredow, Führer einer Land 
wehrdiviston, und überreichte beiden Preußens höchsten Kriegsorden, den Orden kour 1s 
merite, nachdem dem verdienten Armeeführer, Generaloberst v. Woyrsch, bereits vorher 
das Eichenlaub zu diesem Orden und Oberstleutnant Heye, dem Chef des Generalstabs 
des Landwehrkorps, das Ritterkreuz mit Schwertern des Hohenzollernschen Hausordens 
verliehen worden war. 
Nach Abschreiten der Front der Abordnungen, wobei der Kaiser jeden Offizier 
und Mann durch eine Ansprache auszeichnete und vielen das Eiserne Kreuz selbst über 
gab, wurde die russische Stellung einer eingehenden Besichtigung unterzogen. Höchstes 
Interesse erweckte die Sorgfalt, mit welcher die Stellung ausgebaut war. Anschließend 
hieran sprach Seine Majestät den Abordnungen seinen kaiserlichen Dank aus und trug 
ihnen auf, ihn auch den Kameraden zu übermitteln, die vorn in den Schützengräben 
treue Wacht vor den letzten Stellungen der Festung hielten. 
Weiter östlich, im Bereich der Festungsgeschütze von Jwangorod, standen die Reserven 
und die Abordnungen der Truppen des rechten Flügels unter präsentiertem Gewehr 
bereit, ihren obersten Kriegsherrn zu begrüßen. Nach Abschreiten der Fronten unter 
den Klängen der Nationalhymne und nach Auszeichnung vieler Offiziere und Mann 
schaften sprach der Kaiser auch hier den braven Landwehrleuten seinen und des Vater 
landes Dank aus. Wie im Jahre 1813 habe auch jetzt die Landwehr sich vortrefflich ge 
schlagen, mit besonderem Stolz blicke das Vaterland, insbesondere die heimatliche Provinz 
Schlesien, auf sie. Noch gelte es aber, weiterzukämpfen für des Vaterlandes Freiheit, um 
mit Gottes Hilfe hoffentlich auch den letzten Gegner bald niederzuringen. 
Nach einem strammen Vorbeimarsch der braven Landwehrleute weilte Kaiser Wilhelm noch 
längereZeit imKreise der Offiziere, ein dargebotenes Frühstück aus der Feldküche zu sich neh 
mend. Jedem einzelnenwirddieserEhrentagder Armeeabteilung Woyrschunvergeßlichbleiben.' 
Der Weichselübergang in der Gegend der Radomkamündung 
Am 28. und 29. Juli 1915 
Der Entschluß der Verbündeten, mit der Hauptabteilung der Armeegruppe Woyrsch die 
Weichsel zwischen Jwangorod und Warschau zu überschreiten, hatte den Zweck, dadurch 
die Verbindung zwischen der gegen Warschau vordringenden Heeresgruppe des Prinzen 
Leopold von Bayern mit dem linken Flügel der zwischen Weichsel und Bug operierenden 
Heeresgruppe Mackensen herzustellen und auch die Armeeabteilung Woyrsch an der öst 
lichen Abschließung und Verfolgung der noch in Jwangorod und Warschau stehenden 
russischen Kräfte teilnehmen zu lassen. Ueber die kühne, mit großem Geschick vorbereitete 
und durchgeführte Kriegshandlung (vgl. auch S. 17) ist aus dem deutschen Großen Haupt- 
quartier am 25. August 1915 folgender zusammenfassender Bericht veröffentlicht worden: 
„Bei ihrem Rückzüge in der zweiten Hälfte des Juli 1915 aus Westpolen fanden die Ruffen 
in den Festungen Jwangorod und Warschau und der sie verbindenden Weichsellinie eine 
feste Ausnahme; den nachdrängenden deutschen Truppen war zunächst Halt geboten. 
Dieser Halt durfte aber nicht lange währen, um dem Feinde die Möglichkeit zu nehmen.
	        
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