Von den deutschen Fürsten und Heerführern
205
begrüßt: „Tiefbewegten Herzens spreche ich der Division meine Freude aus, daß ich sie nach langen
Kriegsmonaten wieder Auge in Auge sehen kann. Das letztemal habe ich die Regimenter gesehen im
Bezirk von Douai. Die Division hat schwere Tage im Westen gehabt; sie hat sie mit Glanz über
standen unter einem tüchtigen und tapferen Führer. Nach dem Osten hinübergeworfen, hat das
Gardekorps, in ihm die zweite Garde-Jnfanterie-Division, einen der glänzendsten Feldzüge durch
geführt, die wohl in der Geschichte dagewesen sind. Die preußische Garde, die Wachtparade Friedrichs
des Großen, hat im Westen wie im Osten die Feinde niedergezwungen, und diese mußten sehen,
was es bedeutet, wenn der König von Preußen seine Garde einsetzt. Mit Gottes Hilfe ist es den
Regimentern beschieden gewesen, im Laufe von 70 Kampftagen 29 feindliche Stellungen zu stürmen
und einen Feldzug zu Ende bringen zu helfen, der dem Feind seine sämtlichen Grenzfestungen gekostet
hat, dazu eine unzählige Beute an Kriegsmaterial und Gefangenen.
Nach getaner Arbeit ruft Eures Königs Befehl Euch wieder zu neuem Tun. Auf diesem Wege
ist mir die Freude geworden, Euch Auge in Auge zu sehen und Euch meinen königlichen Dank aus
zusprechen. Was ich von meiner Garde erwartet habe, hat sie weit übertroffen. Der Name des
Gardekorps wird geschrieben stehen bleiben in der Weltgeschichte. Von den Beskiden bis zur Ostsee,
von den Pripjetsümpfen bis zur Champagne sind die deutschen Waffen siegreich gewesen. So danke
ich Euch denn, Grenadiere, für die alte preußische Art, mit der Ihr, treu dem Fahneneid, aufs Neue
Eure Schuldigkeit getan habt. Kaiser Napoleon I., der stolz auf seine Garde war, hat das Wort
geprägt: „Die Garde ist die wandelnde Zitadelle des Kaisers!" So ist es auch mit Euch. Wo die
Garde eingesetzt wird, fliegen die Splitter und der Feind wird niedergekämpft. Das feste Gott
vertrauen, mit dem unsere Väter in den Kampf gezogen, hat Euren Arm und Mut gestärkt. Wir
fochten für eine gerechte Sache. Gott war mit uns und wird weiter mit uns sein. So spreche ich
denn den Wunsch aus, daß auch fernerhin Gottes Schutz Eure Waffen begleiten möge."
16. Dezember 1915.
Das württembergische Königspaar hat den im Felde stehenden Württembergischen Truppen
folgenden Weihnachtsgruß entboten: „Noch immer sind meine tapferen Truppen fern von der
Heimat, aber wenn die Gedanken noch so sehr sich bei den Lieben in der Heimat zuhause befinden,
die mit Sehnsucht ihrer Männer, Brüder und Söhne gedenken, ein jeder weiß, daß er durchhalten
und Opfer ertragen muß, bis ein frohes und schönes Wiedersehen nach ehrenvollem Frieden winkt.
Daß dies bald sein möge, erbitten wir von Gott. Und ich bin gewiß, daß alle so denken und
empfinden. Einem jeden Krieger im Felde sende ich meinen landesväterlichen, innigen Gruß."
1. Januar 1916.
Der Erlaß des deutschen Kaisers an das Heer, die Marine und die Schutztruppen sowie
der Tagesbefehl des Königs von Bayern an die bayerische Armee sind in den Ab
schnitt „Deutschland während des dritten Kriegshalbjahres" aufgenommen worden.
König Friedrich August von Sachsen hat an den General der Artillerie von Kirchbach
nachstehendes Telegramm gerichtet: „Euer Exzellenz, als den ältesten im Felde stehenden General,
bitte ich, meinen herzlichsten und kameradschaftlichsten Gruß zum Jahreswechsel meinen im Westen
stehenden Truppen in geeigneter Weise zu übermitteln. Mit stolzer Freude blicke ich heute auf die
hervorragenden Leistungen meiner Truppen im Jahre 1915. Möge es meiner Armee vergönnt sein,
durch gerade so glänzende Taten im kommenden Jahre den alten Ruhm meiner Armee noch zu
vermehren und dadurch zum endlichen Siege und ruhmreichen Frieden beizutragen."
23. Januar 1916.
Zur Feier des 125 jährigen Bestehens des Jnfantierieregiments Prinz Karl (4. Großherzoglich
Hessisches) gab Großherzog Ernst Ludwig folgenden Tagesbefehl: „In jungen Jahren
auf fernen Schlachtfeldern pflückte das Regiment seine ersten Lorbeeren. Ein und ein viertel Jahr
hundert zählt seine Geschichte. Diese Zeit sah Deutschland in Einigkeit erstehen und zur Weltmacht
erstarken. Jetzt hat uns eine Welt von Feinden zum Daseinskampf herausgefordert. Des Vater
landes Ehre und Zukunft ist des unerbittlichen Ringens Preis. An uns alle ist des Kaisers Ruf
ergangen, der von jedem eiserne Pflichterfüllung heischt. Ihr wißt es und habt in blutigem Ernst
gezeigt, was deutsche Treue vermag. Ich stehe hier vor Männern, die in Schlachten und Gefechten
sonder Zahl dem Tode unerschrocken ins Auge geschaut haben. Euch und den tapferen Kameraden,
denen es nicht mehr vergönnt ist, heute unter uns zu sein, verdankt das Regiment neue Blätter
Einer in markigen Zügen geschriebenen, unvergänglichen Geschichte. Mein Heffenland wird es seinen