Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

196 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegshalbjahr 
klein, wie aus einer Spielzeugschachtel, dalag. Der Offizier erzählt dann, wie aus den Flugzeugen 
vor ihm die ersten Bomben geworfen wurden und wie die Deutschen mit Schüssen aus ihren Abwehr 
kanonen antworteten. „Zwei Maschinen zu unserer Linken," heißt es weiter, „waren genau neben 
uns, als wir unmittelbar über die Stadt flogen. Sie fuhren über das Königsschloß und ließen ein 
halbes Dutzend Bomben darauf fallen (They passed over the Royal Palace and let go half a 
dozen bombs at that point). Ich sah sie fallen und war neugierig, ob sie das Schloß treffen 
würden. Aber ich konnte nichts sehen und erfuhr erst später, daß sie ihr Ziel erreicht hätten." Der 
Offizier erzählt dann noch, wie sein Fahrgast Bomben auf Fabriken und Eisenbahnanlagen geworfen 
habe, worauf er die Maschine höher gesteuert und gewendet habe. Dabei habe er erst bemerkt, daß 
sein Flugzeug in den Flügeln drei klaffende gezackte Löcher erhalten habe. Auf der Rückfahrt spähte 
er nochmals zum Schloß hinunter, konnte aber immer noch nichts entdecken. Bei der Landung in 
Frankreich erfuhr er, daß einige Flieger verwundet worden waren, doch sei keiner gestorben. „Hieraus 
geht," wie die „Kölnische Zeitung" (6. XI. 15) beifügt, „hervor, daß bei dem Luftangriff auf Stutt 
gart das königliche Schloß eines der hauptsächlichsten Ziele gewesen ist, d. h. ein zu keinerlei mili 
tärischen Zwecken benutztes, künstlerisch wertvolles Bauwerk, in dem man die königliche Familie ver 
mutete. Nach diesem offen zugestandenen Akt ruchloser Barbarei erscheint der Schluß gerechtfertigt, 
daß auch die Bomben, die vor einiger Zeit bei dem Angriff auf Karlsruhe in die Nähe des Schlosses 
fielen und das Leben der Königin von Schweden gefährdeten (vgl. VII, S. 244 f.), absichtlich nach 
jenem Ziele geworfen worden sind." 
Nach Mitteilungen des „Basler Anzeiger" (22. IX. 15) ist auch Lörrach in der Nacht vom 21. 
auf den 22. September von einem feindlichen Flieger mit zwei Bomben beworfen worden, die jedoch 
nur geringen Materialschaden anrichteten. 
23. September 1915. 
Aus der französischen Abendmeldung: Unsere Flugzeuggruppen bombardierten die Bahn 
höfe von Offenburg, Conflans und Vouziers. 
25. September. 
Wie das „Wölfische Büro" aus Freiburg meldete, wurden am 25. September vormittags zwei feind 
liche Flugzeuge bei Elz ach durch deutsche Kampfflieger abgeschossen. Die Führer der beiden Flug 
zeuge sind tot. 
26. September. 
Aus der Meldung der deutschen Obersten Heeresleitung: Der zur Verteidigung 
eines zum Angriff auf Fr ei bürg i. B. angesetzten, aus drei Flugzeugen bestehenden französischen 
Geschwaders aufgestiegene Unteroffizier Eduard Böhm brachte zwei Flugzeuge zum Absturz. Nur 
das dritte entkam ihm. 
Ueber die Heldentat des Fliegerunteroffiziers Böhm meldet die „Badische Presse" (27. IX. 15): 
„Vier feindliche Flugzeuge näherten sich Sonnabend den 25. September 1915 morgens früh der 
Stadt Freiburg i. B. Abgehalten durch die Ballonabwehrgeschütze, gelang es den Flugzeugen 
nicht, über die Stadt zu kommen, um ihre Bomben abzuwerfen. Sie machten vielmehr einen Bogen 
nach Norden, um von dort her die Stadt zu erreichen. Zu dieser Zeit wurden sie von dem Unter 
offizier Böhm von einer bayerischen Feldfliegerabteilung angegriffen. Es gelang dem tapferen Helden, 
der allein war und gleichzeitig sein Flugzeug führen und seine Waffen bedienen mußte, in einem 
feindlichen Flugzeuge den Führer, in einem anderen Flugzeuge den Begleiter durch wohlgezielte 
Schüsse zu töten und die zwei Flugzeuge zum Absturz zu bringen. Die anderen beiden Insassen 
wurden gefangen genommen. Der schneidige bayerische Fliegerunteroffizier wurde vom Großherzog 
von Baden, der sich zufällig in Freiburg befand, vor der Front der Truppen zu seiner Tat beglück 
wünscht, sodann in das Hauptquartier befohlen, wo sich der Oberbefehlshaber General Gaede über 
den Vorgang Vortrag halten ließ und die tapfere Tat im Namen des Kaisers durch Verleihung des 
Eisernen Kreuzes 1. Klaffe belohnte. 
3. Oktober 1915. 
Aus der Meldung der deutschen Obersten Heeresleitung: Heute 8.30 Uhr vor 
mittags wurden auf die neutrale Stadt Luxemburg von französischen Fliegern Bomben geworfen. 
Es sind zwei luxemburgische Soldaten, ein Arbeiter und ein Ladenmädchen verletzt. 
Aus der französischen Abendmeldung: Unsere Flugzeuge haben am Sonntag vormittag 
den Bahnhof, die Eisenbahnbrücke und die militärischen Anlagen von Luxemburg bombardiert.
	        
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