Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

188 Die Ereignisse an der We st front im dritten Kriegshalbjahr 
letzten Unterstand, einem sauber gezimmerten Blockhäuschen, das die Aufschrift trägt: 
»Endstation der Untergrundbahn Ostende-Schweiz". Nach kurzer Rast gehen wir weiter; 
am Waldrand läuft ein Bächlein, drüben am andern Ufer sehen wir einen Drahtzaun, 
an dem weiß-rote Fähnchen hängen: die Schweizergrenze. Und etwa 50 Meter von uns 
entfernt steht ein schweizerischer Posten. 
An einem vorspringenden Zipfel der Schweiz, dem wir entlang gehen, hängt eine 
ganz große Fahne mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund. Und dann kommt der 
deutsche linke Flügelmann, heute ein badischer Landwehrmann, der im Schützen 
graben Ausguck hält, ob fich drüben bei den Franzosen etwas regt. Wir besichtigen 
noch den Schützengraben, der auch hier den besonderen Bedürfnissen angepaßt ist, und 
wandern im Geist nach Norden: über die Vogesenberge, durch Lothringen, den Argonnen- 
wald, die blutgetränkte Champagne bis nach Flandern und an die Meeresküste. Welche 
Summe von Energie und Opfermut, zähem Aushalten und Heldentum steht da als 
Schutz und Wall zur Verteidigung der Heimat!" 
Vom Luftkampf 
Die wichtigeren der zahlreichen deutschen Fliegerunternehmungen sind in den Mel 
dungen der deutschen Obersten Heeresleitung wie in den französischen amtlichen Meldungen 
regelmäßig verzeichnet; hier seien nur noch die Luftangriffe auf Dünkürchen am 16. No 
vember 1915 und am 2. Februar 1916 und der Angriff eines deutschen Flugzeugs auf 
Calais am 5. Januar 1916 besonders erwähnt. 
Von den verschiedenen französischen Fliegerangriffen auf Metz, die nach den amt 
lichen französischen Meldungen stets dem Bahnhof Metz—Sablons gegolten haben sollen, 
war der Ueberfall in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember insofern besonders ver 
hängnisvoll, weil auch das städtische Museum dadurch schwer heimgesucht wurde. „Das 
war," schreibt Dr- Max Osborn in der „Vossischen Zeitung" (23. XII. 15), „nicht so 
leicht, und die feindlichen Flieger mußten sich weidlich mühen, bis sie das Museums 
gebäude richtig gefaßt hatten. Zwei Bomben fielen zuerst aus den hübschen kleinen 
Bibliotheksplatz vor dem Hause, wühlten den Boden aus und verschoben sogar eine dicke 
Anschlagsäule. Erst die dritte Bombe erreichte ihr Ziel und traf das Museum selbst. 
So belohnt sich ausdauernde Arbeit. 
Mit tiefer Empörung sieht man das Ergebnis dieses barbarischen Vernichtungswerkes. 
Das Geschoß fiel in den Oberlichtsaal des ersten Stockwerks, wo hauptsächlich bildliche 
Darstellungen aus der Metzer Geschichte und Funde aus der römischen Zeit ausgebaut 
find. Das mit unsäglichen Mühen hergestellte große Modell des Amphitheaters ist voll 
ständig zertrümmert. Es kann nicht wiederhergestellt, sondern muß, wenn sich ein so 
geschickter Mann wie der Verfertiger des zerschlagenen Modells findet, völlig neu er 
sonnen und zusammengesetzt werden. Wüst durcheinander gerüttelt sind daneben die 
sorgsam geordneten und behüteten Funde aus dem Amphitheater, das zu den wichtigsten 
Bauten der Römerstadt gehörte. Aber auch noch zahlreiche andere Zeugniffe aus der 
Römerzeit und wertvolle sonstige Altertümer und Kunstwerke sind zerstört und haben 
gelitten. Welch ein Erfolg des Fliegerangriffs! Man entsinnt sich des Geheuls, das 
fich erhob, als unsere Artillerie den Beobachtungsposten auf der Kathedrale von Reims 
auss Korn nehmen mußte. Des heuchlerischen Gezeters, das jedesmal laut wurde, wenn 
der Krieg im heißen Kampf der Heere ein Kunstopser forderte. Wo steckte in diesem 
Metzer Fall die Notwendigkeit, Kunst- und Kulturdenkmäler zu vernichten? Nur die 
ohnmächtige Wut der Gegner erklärt so unsinnige, zwecklose Attacken." 
Die sinnlose Beschießung der Stadt Metz hat einen militärischen Erfolg nicht erzielen 
können. Aber eine andere, von den Franzosen kaum beabsichtigte Wirkung hat sie in
	        
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