Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

178 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegshalbjahr 
der Schwierigkeit des Geländes nicht eintreffen können. Bange Stunden für die tapfere 
Schar, die sich verloren geben mußte, wenn keine Rettung kam.... 
In der neuen halbkreisförmigen Stellung suchte man sich unterdessen so gut es ging, 
einzurichten und zu halten und den Gegner, der begann, sich rings herum einzugraben, 
möglichst bei seinen Arbeiten zu stören und fernzuhalten. Doch dies war keine Kleinig 
keit. Denn die Leute, die schon die Nacht vorher bei erhöhtem Alarm mit Gewehr im 
Arm hatten wachend zubringen, die ein fünfstündiges Trommelfeuer schwerster Geschütze 
untätig hatten ertragen müssen, die seit Stunden im aufreibendsten Gefecht sich befanden, 
konnten sich kaum noch ausrecht halten, — sie waren dem Versagen nahe. Nur mit 
äußerster Nervenanspannung und größter Energie war es möglich, die Erschlafften, be 
sonders die vorgeschobenen Posten, wach zu halten. 
Allmählich trat etwas Ruhe ein. Ein heftiges Schneegestöber begann die Berge und 
alles, was zerstört und verwüstet war, die Toten und die in den Unterständen lebend 
Begrabenen — soweit sie nicht durch Handgranaten zum Verlassen der verschütteten 
Unterstände gezwungen und vom Gegner gefangen worden waren — in eine leichte 
Schneedecke einzuhüllen ! ... 
Die Kuppe des Hartmannsweilerkopfes aber war trotz aller Energie und tapferster 
Verteidigung verloren. Was sollte der nächste Tag bringen. Der Berg in Feindes 
hand, die Munitionsdepots am Abhang des Berges in feindlichem Besitz. Was tun, 
wenn die erbetene Hilfe nicht bald kam?... 
Inzwischen traf als erste Hilfe ein Zug des erwarteten Reserve-Jägerbataillons ein, 
der sogleich nach seiner Ankunft zur Besetzung der zweiten deutschen Stellung Verwendung 
fand und gleichzeitig den Auftrag erhielt, durch Patrouillen die feindliche Stellung und 
Stärke zu erkunden. Gegen 8.30 Uhr traf dann endlich die ersehnte Unterstützung, das Re- 
serve-Jägerbataillon, ein. Der Führer desselben, Major Kachel, gab den bei ihm ver 
sammelten Kompanie- und Zugführern über die anscheinende und durch Patrouillen teil 
weise festgestellte Situation beim Gegner die nötige Aufklärung und nach aufmunternden 
Worten an das Bataillon klare sachgemäße Befehle als Erläuterung des Auftrages, die 
dem Bataillon so wohl bekannten Höhen auf dem Hartmannsweilerkopfe wieder zu nehmen. 
Gleichzeitig wurde der Artillerie aufgegeben, am 22. Dezember von 10 Uhr vormittags 
an ein einstündiges Sperrfeuer gegen die frühere feindliche Stellung und die Kuppe des 
Hartmannsweilerkopfes zu lenken, während es sich leider als unmöglich herausstellte, 
die neue feindliche Stellung, die sich im wesentlichen zwischen der früheren ersten und 
zweiten deutschen Linie erstreckte, gleichfalls zu beschießen, da die deutschen Truppen bei 
der großen Nähe ihrer Stellungen dadurch zu sehr gefährdet worden wären. 
Die vorhandenen Maschinengewehre wurden sobald als möglich flankierend aufgestellt 
und nun begann in der mondhellen Nacht, in der sich die schanzenden Franzosen bei 
ihrem Hin- und Herlaufen sehr gut gegen den Horizont und von dem mit Schnee be 
deckten Boden abhoben, neben dem Artilleriefeuer ein wirksames, für den Gegner ver 
lustreiches Infanterie- und Maschinengewehrseuer, um die Arbeiten des Gegners zu 
stören und den beabsichtigten deutschen Vorstoß vorzubereiten. 
Am 22. Dezember gegen 6 Uhr vormittags setzten dann die Kompanien zum Angriff 
an, obwohl die zum Nahkampf in heutigen Gefechten unentbehrlichen Handgranaten 
noch nicht zahlreich genug zur Stelle waren. Mit beispiellosem Schneid und trotz der 
großen Schwierigkeit des Geländes, die durch die angerichteten Verwüstungen, die 
herumliegenden Baumstämme, die tiefen Granatlöcher noch vermehrt wurden, gewannen 
die Kompanien dem talwärts schießenden Gegner zum Trotze Gelände; Teile der deut 
schen Jäger drangen sogar schon beim ersten Ansturm bis in die neue schon mannstief 
ausgehobene französische Stellung vor, die dicht besetzt war, während andere Abteilungen
	        
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