Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

176 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegsh albjahr 
Schon war man gewillt, an einen blinden Alarm zu glauben, als dann am 21. Dezember 
10 Uhr vormittags von einer der deutschen Beobachtungsstationen die alarmierende Nachricht 
eintraf, daß in wenigen Minuten das feindliche Artilleriefeuer einsetzen werde, als Ein 
leitung eines einheitlich durchgeführten französischen Angriffs gegen die von den Deutschen 
besetzten Abschnitte der Südvogesen zwischen Wünheim—Bertschweiler—Wattweiler. Die 
durchaus notwendigen Befehle und Anweisungen wurden gegeben und noch während der 
Uebermittlung derselben begann auf der ganzen Linie das feindliche Artilleriefeuer mit 
allerschwersten Kalibern, wodurch als erster Erfolg in kurzer Zeit das Schloß Ollweiler 
am Fuß des Hartmannsweilerkopses in Trümmer gelegt wurde. 
Dies war der Ansang eines Trommelfeuers, das seinesgleichen sucht! Der Gegner 
lenkte sein überraschendes Feuer schwerster Geschütze nicht nur auf sämtliche, aus den 
Hartmannsweilerkopf führenden Wege und die Ortschaften im Tal, sondern er trommelte 
aus die deutschen Stellungen auf dem Kopf des Berges, bewarf dieselben mit stärkstem 
Minenfeuer und legte sein Sperrfeuer dahinter, um Reserven fernzuhalten. Die 
Grabenbesatzung suchte Deckung in den Unterständen und in den in die Felsen hinein 
gebauten Schützenlöchern, während nur die Beobachtungsposten an ihren Stellen im 
Graben verblieben. 
Das Brüllen und Donnern der Geschütze, das Pfeifen, Sausen, Gurgeln, Schreien 
und die sirenenhasten und quälenden Töne der die Lust durchschneidenden feindlichen 
Geschosse; die aus der Ebene von unserer Artillerie dem Gegner zugesandten Granaten 
und Schrapnelle, die brausend und singend unsere Stellungen und den Hartmannsweiler 
kopf überflogen; das Aufschlagen, Platzen und Krepieren der beiderseitigen Geschosse, das 
Aechzen, Stöhnen der prasselnd herniederstürzenden Baumkronen, das Brechen der Aeste, 
das Zerspringen und Bersten mächtiger Baumriesen verursachten einen unbeschreiblichen 
Höllenlärm, der in den Tälern und Schluchten sein Echo findend, sich hundertfach wieder 
holte! Die Lust erzitterte, war in dauernder, schwingender Bewegung; tageshell war die 
nebeldichte Atmosphäre erleuchtet vom Mündungsseuer der Geschütze und dem Lichtschein 
der zur Explosion gelangenden Geschosse, während dichte, mächtige Rauchschwaden der 
zur Wirkung gekommenen Geschosse die Abhänge bedeckte. Es regnete Stein-, Holz- und 
Eisensplitter (Sprengstücke) in ungeheuerer Menge. 
Die Wirkung des feindlichen Trommelfeuers in der deutschen Stellung war furcht 
bar. Vieles von dem, was fleißige Menschenhände mühsam geschaffen hatten, wurde 
zerstört oder vernichtet. Die mit großer Kraftanstrengung in den Felsboden hinein 
geschaffenen Stellungen wurden teilweise eingeebnet, die gewaltigen, starken Unterstände 
aus Schienen, Wellblech und dicken Baumstämmen oder Bohlen in vielen Fällen ver 
schüttet, durchschlagen, eingedrückt und die Insassen darunter begraben, bis eine weitere 
Granate sich erbarmte und den Zugang wieder öffnete, die Bedachung abdeckte oder die 
Bewohner aus einmal tötete, und sie so vor dem grauenhaften Erstickungstod bewahrte! 
Die Deckungsgräben und Verbindungswege wurden zugeschüttet, viele wohnliche Block 
häuser zerstört, durch den Luftdruck der Geschosse stark beschädigt, die liebevoll gepflegten 
Kirchhöfe, die Ruhestätte der für ihr Vaterland Gefallenen verwüstet, die Gräber ge 
öffnet ... ein grausiger Anblick!... 
Aber nicht allein, was Menschenhand geschaffen, auch was die Natur in langen Zeit 
perioden, in Jahrzehnten hatte entstehen lassen, und das bisher allen Stürmen der Zeit 
siegreich widerstanden, wurde gleichfalls unerbittlich vernichtet. Ganze Felsblöcke von 
immenser Größe, die ohne mühsame Sprengung von Menschenhand kaum zu bewegen 
gewesen wären, wurden dem Boden entrissen und um mehrere Meter versetzt, von auf 
schlagenden Geschossen zersplittert oder sreigeworden, den steilen Abhang hinuntergerollt, 
ganze Bäume mit sich reißend, bis sie in der Tiefe endlich zum Stillstand kamen.
	        
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