Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kämpfe an der Westfront nach der franz.-engl. Herbstoffenstve bis zur Verdun-Schlacht 165 
gleichlaufende Rippen geteilt ist. Lauter Champignon-Beete, wohin man tritt, die jetzt 
natürlich nur zum kleinsten Teil gepflegt werden können. Dann wieder ein großer 
Saal. In ihm konnten über tausend Mann gleichzeitig den Christabend feiern. 
Trotzdem war das Vorhandensein der Höhlen keineswegs ausschlaggebend für die Wahl 
der deutschen Stellung, wie die Franzosen behaupteten, sondern nur eine angenehme 
Zugabe, auf die man nicht etwa angewiesen war." 
Ueber die Stellungen der Franzosen in dieser Gegend hat Dr. Max Müller in der 
„Neuen Zürcher Zeitung" (28. II. 1916) ausführlich berichtet: „Durch die „Tranchee 
des Spahis" — eine Erinnerung an die afrikanischen Reiter — nähern wir uns den 
feindlichen Linien. Der harte Waldboden mit der Kreideunterschicht hat hier senkrecht 
eingeschnittene Laufgräben von geometrischer Schönheit ermöglicht, kein Erdkrümchen fällt 
aus den Boden, ohne daß nicht die ordnunghaltende Mannschaft mit dem aus Laub 
angefertigten Besen dahinter wäre. Die Blockhäuser und Unterstände, die hier noch ein 
mal so solid konstruiert sind wie in holzarmen Gegenden, weisen den letzten Komfort 
aus; sie haben den Charakter des Improvisierten abgestreift und ähneln den Schutz 
hütten in Wild-West. Die Decke ist durch gewelltes Eisenblech wasserdicht gemacht, 
Bettstellen, Tische und Stühle kommen aus den Händen des Schreiners und haben Stil. 
Keine Waldlichtung, wo nicht gesägt, geschnitzt und gehobelt wird, das Zimmermanns 
gewerbe steht in Ehren wie zur Zeit Peters des Großen. Die Schießluken sind aus 
vier konvergierenden Brettchen mit großer Regelmäßigkeit angelegt, genau nach dem mittel 
alterlichen Schema, wo der Wallverteidiger in der Lage sein mußte, seine Muskete nach allen 
Seiten bewegen zu können. Der französische Posten, bis zu dem wir uns vorwagen dürfen, 
heißt das „Observatorium des Kaisers", zwei Späher halten hier Tag und Nacht Aus 
schau und statten dem uns begleitenden Obersten Rapport ab. Dasselbe Bild bietet sich 
uns, wie am Ufer der Aisne, nur daß hier kein Flußlauf die Gegner trennt, was ihre 
gegenseitige Anwesenheit unmittelbarer und drohender macht. Eine Waldschlucht weitet 
sich vor unserm Blick und dahinter sieht man die Zickzacklinien des Verbindungsganges 
zu den französischen „Postes avances" emporklimmen, von wo aus der Kamps mit Minen 
und Handgranaten geführt wird. Die erste Hauptlinie der Deutschen läuft einige hundert 
Meter rückwärts einer Erdwelle entlang, während ihre artilleristischen Stellungen aus 
der Kante des Plateaus liegen, das sich am Horizont abzeichnet. 
Während wir durch die „Avenue Balzac" und den „Grand Boulevard" dem Aus 
gange des Grabenstzstems zuschreiten, donnern bald rechts bald links hinter uns die 
Feldgeschütze, ohne 'daß wir ein einziges zu Gesicht bekämen. Die schweren deutschen 
Batterien lassen das Feuer nicht unerwidert, sie senden nach einem von ihnen mit Regel 
mäßigkeit und Ausdauer beschossenen Objekt ein halbes Dutzend Granaten, die ein ge 
waltiges Echo durch den Frühlingsmorgen erschallen lassen.... 
Die Truppen haben aber bei Tage säst immer Zeit, sich vor einer solchen Beschießung 
in Sicherheit zu bringen und gegen Verluste zu schützen; sind sie rührig, so erbauen sie sich 
Höhlen, in denen ihnen selbst ein Bombardement durch 42 ow-Mörser nichts an 
haben kann. Der uns begleitende Oberst führte uns in eine solche bombensichere Zu 
fluchtsstätte, eine wahre Tunnelbaute, die durch einen Berg geht und für ein ganzes 
Bataillon Schutz bietet. Freilich allzu hoch darf man den Kops nicht tragen, wen« 
man in ein solches Versteck eindringt. Praktisch ist auch das in einem Steinbruch für 
den Fall einer Schlacht vorbereitete Lazarett unmittelbar hinter den Linien. ... 
Weiter zurück auf dem waldigen Hochplateau liegen die Kasematten, in denen die 
Feldartilleric sich eingerichtet hat. Durch eine sechsfache Lage von Baumstämmen ist 
die Decke für die Geschosse vom Kaliber 15 Zentimeter und darüber unempfindlich ge 
macht, auch verunmöglicht die geschickte Rasenverkleidung die Erkennung des Standortes
	        
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