Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

160 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegshalbjahr 
allzu großen Opfern erkauft hinzustellen. Der Bericht lautet: „Die Deutschen geben sich 
gegenwärtig alle Mühe, den Anschein militärischer Erfolge gehörig auszuschlachten, den 
ihre verschiedenen örtlichen mit bedeutenden Mitteln und um den Preis außerordentlicher 
schwerer Verluste durchgeführten Angriffe eintrugen. So behaupten sie, im Artois, in der 
Gegend von Vimy—Neuville-Saint Vaast merkliche Erfolge errungen zu haben; in Wahr« 
heit läßt sich ihr Vorrücken auf ein Nichts zurückführen. 
Es steht fest, daß die letzten deutschen Versuche aus der Front im Artois von langer 
Hand vorbereitet worden waren mit dem sorgfältigen Bestreben, nichts zu unterlassen, 
um ihren Erfolg zu sichern. Diese Angriffe waren eingeteilt in mehrere Phasen; sie 
waren gestaffelt aus einer Front, die in den deutschen Linien einen Vorsprung bildete, 
und wo infolgedessen das Gelingen um so leichter hätte sein müssen. Es ist in der 
Tat schwierig, den sehr nahe an der feindlichen Linien gelegenen Vorsprung zu verteidigen. 
Man läuft Gefahr, daß die eigenen Truppen durch Sperrfeuer getroffen werden, da das 
Feld, das sie vom Gegner trennt, manchmal nur wenige Meter breit ist. Anderseits 
hat unter solchen Umständen der Gegner den Vorteil, seine Jnfanterieangriffe zu gleicher 
Zeit aus der Front und aus den Flanken des Vorsprungs, den er zu nehmen beabsich 
tigt, durchführen zu können. 
Sämtlichen deutschen Angriffen im Artois, die in der letzten Zeit vorkamen, gingen 
furchtbare Minenexplostonen voraus. Man rechnet, daß der Feind nicht weniger als 
25 Minen zum Springen brachte, die die riesige Ladung von 5 bis 6000 Kilogramm 
Explosivstoff enthielten. Um diese Minenkammern herzustellen, mußten Stollen gegraben 
werden, deren Länge zwischen 30 und 50 Metern schwankt. Allein diese Vorbereitungen 
nahmen mindestens drei Monate in Anspruch. Aber trotz der zahlreichen zu gleicher 
Zeit erfolgenden Explosionen von Minen, die das Gelände verwüsteten und trotz der 
anhaltenden Beschießung haben die Deutschen gleichwohl keine ernstlichen Vorteile er 
rungen. Ihre Anstrengungen waren gebrochen, ehe sie sich in nützlicher Weise hatten 
entwickeln können. Es gelang ihnen nur, in vier Vorsprüngen der französischen Linien 
Fuß zu fassen und vorübergehend einige durch ihre Explosionen verursachte Trichter zu 
besetzen. An mehreren Stellen wurden sie aber durch den Handgranatenkamps, der in 
einer für uns günstigen Weise noch immer fortgeführt wird, wieder vertrieben. Unter 
den Episoden des Minenkampfes im Artois ist kein ernstlicher Erfolg der Deutschen zu 
verzeichnen. Die Besetzung eines unbedeutenden zusammengeschossenen Geländestückes 
verschaffte ihnen weder einen Beobachtungs- noch einen Stützpunkt. Ihre Verluste, die 
zufolge genauen Erkundungen auf mindestens die Hälfte ihrer ins Treffen geführten 
sehr bedeutenden Bestände geschätzt werden dürfen, stehen in gar keinem Verhältnis zu 
den erlangten Ergebnissen. Sie rechtfertigen sich bloß durch das Bestreben, bei den Neu 
tralen und im eigenen Lande, aus dem geringsten Anschein eines Erfolges möglichst viel 
Aufhebens zu machen. 
Dasselbe Bestreben und derselbe Mißerfolg waren bei den Versuchen der Deutschen 
südlich von Samte Marie-ä-Py und östlich der Straße von Tahure nach Somme-Py 
wahrzunehmen. Sicherlich könnten sich auch die Franzosen zur Erzielung künstlicher Er 
folge auf ähnliche Operationen einlassen; indessen abgesehen davon, daß die auf solche 
Art errungenen Erfolge lächerlich gering sind und zu den Opfern, die sie nötig machen, 
in keinem Verhältnis stehen, erleiden auch der Kampfeswert und der Kampsesmut der 
bei solchen Kampfhandlungen beteiligten Truppen erfahrungsgemäß stets eine beträcht 
liche Verringerung." 
Es erübrigt sich diesen gewundenen, in jeder Hinsicht charakteristischen ftanzösischen 
Ausführungen vom deutschen Standpunkt irgend etwas beizufügen; ihre Wirkung würde 
dadurch nur verringert.
	        
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