Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kämpfe an der Westfront nach der franz.-engl. Herbstoffensive bis zur Verdun-Schlacht 157 
Die deutsche Frontverbesserung bei Frise 
Am 28. Januar 1916 
Der Sturmangriff eines schlesischen Regiments bei Frise an der Somme westlich 
Peronne hatte seine Ursache in dem Bestreben, die das Sommetal beherrschende Höhe 
bei Frise zu besetzen und die deutsche Stellung, die von einer Stelle aus östlich parallel 
der Somme zurücklief, geradlinig auf den Fluß zuzuführen, um dadurch die Front dieses 
Abschnitts zu verkürzen und Truppen frei zu bekommen. Am 28. Januar 1916 genau 
um 4.30 nachmittags wurde das Feuer, das seit 8.30 morgens ununterbrochen getobt 
hatte, aber von den Franzosen nur schwach und nur mit der Beschießung der hinter 
der deutschen Front liegenden Dörfer beantwortet worden war, von den vordersten auf 
die Reservegräben verlegt. Wie A. Dambitsch, der den Sturm miterlebte, der „Vosst- 
schen Zeitung" (9. II. 1916) berichtete, „gingen die zum Sturm angesetzten Bataillone 
mit solchem Ungestüm los, daß der Gegner kaum Zeit fand, aus seinen Bombenkellern 
herauszukommen. Sein Gewehrfeuer war schwach und wurde bei uns — wir standen 
am linken Flügel — gar nicht gehört. In ganz kurzer Zeit war die Höhe von Frise 
in deutschem Besitz bei ganz geringfügigen Verlusten auf deutscher Seite. Auf so langer 
Front sind die Vorgänge und Erfolge an einer Stelle selbstverständlich nicht für alle 
Beteiligten sichtbar. Die Finsternis brach herein, die Nachtposten zogen aus und überall 
war man in bangem Zweifel, wie die Sache ausgegangen wäre, ob auch die braven Kame 
raden ihre Aufgabe gelöst hätten. Da kam 11 Uhr nachts ein Divisionsbefehl; Zug- 
und Gruppenführer eilten von Posten zu Posten und in die Unterstände, um die frohe 
Botschaft zu verkünden, daß der Sturm vollständig geglückt sei. Man muß solche Stun 
den banger Ungewißheit dicht am Feinde erlebt haben, um das innere Frohlocken nach 
zufühlen, das solche Kunde in den Seelen auslöst. 
Am folgenden Tage wiederholte sich das Artilleriefeuer im Zentrum des Kampfraumes. 
Abends 6 Uhr traten die deutschen Truppen südlich von Frise zum Sturm an; diesmal 
dauerte das Gewehrfeuer etwas länger; die Entscheidung fiel aber schnell genug! Das 
an Frise anschließende Birkenwäldchen wurde dem Gegner entrissen. Die Franzosen 
räumten eiligst ihre beiden ersten Gräben; und nun setzte die deutsche Artillerie noch 
einmal zu einem Verfolgungsfeuer ein, das dem Feinde ganz beträchtliche Verluste bei 
gebracht haben muß. Von allen Seiten polterte, krachte es. Nachbarbatterien, die 
gar nicht mehr zu den kämpfenden Verbänden gehörten, rissen ihre heulenden Mäuler 
auf; jeder, der irgend mithelfen konnte, wollte noch etwas zum Erfolge beitragen." 
In der Tat war der Sturm weit über die befohlene Linie so rasch geglückt, daß 
während des Gefechtes von der Leitung die Erlaubnis eingeholt werden mußte, die 
neue deutsche Stelle 800 Meter weiter vorn, als vorgesehen war, einzurichten. 
Ein Versuch der Franzosen, das verlorene Gelände wiederzugewinnen, endete kläg 
lich. Die auf vielen Autos beigeführten Verstärkungen wurden beobachtet, sofort unter 
Artillerie- und Gewehrfeuer genommen und der Rest als Gefangene abgeführt. 
A. Dambitsch schließt feinen bereits zitierten Bericht an die „Vossische Zeitung" 
(9. II. 1916) mit den Worten: „Die taktischen Ergebnisse des Sieges hatten gewiß nur 
eine örtliche Wirkung; allgemeine Würdigung verdient indessen der moralische Eindruck. 
Die Regimenter, die so frisch den Feind über den Haufen gerannt haben, das sind die 
selben, die in blutigen Augustschlachten 1914 den Maasübergang sich erkämpften, die 
den feuchten Winter 1914/1915 hindurch im Morast des Argonnenwaldes gesteckt, teil 
weise in der furchtbaren Winterschlacht in der Champagne gekämpft hatten, die dann 
1915 an die Lorettohöhe kamen, um die Man Offensive der Franzosen zu brechen und 
verlorene Positionen zurückzugewinnen, und die schließlich das 50stündige Trommelfeuer 
vor Souchez und den folgenden Ansturm eines überlegenen Gegners auszuhalten hatten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.