Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

156 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegshalbjahr 
Am 14. Februar 1916 gelang württembergischen Truppen ein Angriff auf die englischen 
Stellungen zwischen der Eisenbahn Comines—Ipern und dem Kanal, der die beiden 
Städte verbindet, also in der Gegend westlich Klein-Zillebeke, nordwestlich Hollebeke in 
sofern eine wichtige Stelle der deutschen Front, weil hier der Südpunkt des flachen 
Bogens ist, in dem Ipern von den Deutschen umschlossen wird. 
Wie Kurt Freiherr v. Reden dem „Neuen Wiener Tageblatt" (20. II. 1916) be 
richtete, hatten die Engländer, nach dem Verlust der Höhe 60, die an der Bahnlinie 
liegt und eine ausgezeichnete Uebersicht über das ganze Gelände südöstlich Jperns 
gewährt, „unmittelbar an deren flach verlaufendem Hange eine neue sehr sorgfältig 
ausgebaute Stellung geschaffen, die der deutschen im allgemeinen so nahe verlief, 
daß sich die beiderseitigen Drahthindernisse fast berührten. Seit Wochen lagen sich die 
beiden Linien sprungbereit gegenüber, die Deutschen, um die Engländer gänzlich in die 
jetzt grundlos nasse Ebene nächst des kleinen Sees von Zillebeke hinabzudrücken und eine 
übersichtliche Waldparzelle vor der deutschen Front in eigenen Besitz zu bringen, die 
Engländer, um die verlorene Höhe 60 wiederzugewinnen, von der aus sie allein den 
Blick auf den ganzen Raum hinter den deutschen Stellungen haben konnten. Außerdem 
war den Engländern das Verbleiben in ihren nur wenig tiefer gelegenen Gräben auch 
dadurch sehr erschwert worden, weil die Deutschen ihnen das ganze Regenwasser aus der 
eigenen Stellung kunstgerecht hinüberleiteten. 
Knapp vor der deutschen Stellung führte aus dem Gehöft Verbranden Molen eine 
kurze Straße, die die Eisenbahn Ipern—Comines mit einer steinernen Bogenbrücke 
überquerte. Auf dieser Brücke waren noch englische Posten, die aus unsre dort durch 
geführte zum Kanal von Ipern laufende Linie herabsehen konnten. Weiter westlich 
gegen den Kanal zu lag jene von den Engländern besetzte sehr zerschossene Waldparzelle 
die allmählich gegen Nordwesten abfiel. Hier wurde die englische Stellung durch flan 
kierendes Artillerierfeuer bestrichen, während sie von vorne durch Minenwerfer an 
gegriffen worden ist, die in großer Zahl eingebaut worden waren." 
Die Wirkung dieses vorher bis in die letzte Einzelheit bedachten vereinigten Feuers 
war grauenhaft. Die vorderen englischen Gräben wurden völlig verschüttet, ihre Be 
satzung getötet. Die deutschen Mannschaften nützten die so geschaffene Lage blitzschnell 
aus, setzten sich sofort in den besser erhaltenen Gräben fest und schlugen am 15. und in 
der Nacht zum 16. Februar einen in drei sorgfältig vorbereiteten und mit äußerster 
Heftigkeit durchgeführten Stürmen unternommenen Rückeroberungsversuch der Engländer 
zurück. Ein neuer, am 17. Februar 1916 mit stärkeren Kräften unternommener Angriff 
hatte abermals nur schwere Verluste der Engländer zur Folge. 
Wie empfindlich den Engländern der Verlust dieses Grabenabschnittes war, geht 
daraus hervor, daß sie sich damit trösteten, der Verlust von 600 Jards Schützengraben 
bei Ipern könne die Sicherheit der Meerenge von Calais keineswegs gefährden. „Er 
trägt aber," fährt die „Pall Mall Gazette" (16. II. 1916) in ihrer Betrachtung fort, 
„dazu bei, die törichte Vorstellung zu zerstören, als sei Deutschland am Ende seiner 
Kräfte und schlage noch einmal verzweifelt um sich, bevor es verende, wie gewisse 
Militärsachverständige glauben machen wollen. Die Ereignisse bei Ipern geben uns 
Veranlassung, nach der Güte unserer Schützengrabenmörser zu fragen, die, wie befürchtet 
wird, den feindlichen Geschützen nicht gewachsen sind. Inwiefern der Rückschlag bei 
Ipern damit zusammenhängt, wissen wir nicht. Aber vor einigen Monaten bereits 
sprach man in der Armee davon, daß die deutschen Mörser überlegen seien, weil sie 
ein schwereres Geschoß auf weitere Entfernung feuern könnten als die britischen. War 
diese Beobachtung damals richtig und ist sie es jetzt noch, so hat das Publikum gewiß 
ein Recht zu fragen, warum in der Zwischenzeit wieder nichts geschehen ist."
	        
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