Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffensive 113 
licher Luftüberfall, der viele Stunden dauerte. Um 9 Uhr morgens hörte man in Bel 
fort die ersten Warnungsschüsse der Kanonen von den Forts erschallen, und bald darauf 
wurden in den Straßen Trompetensignale abgegeben. In einer Höhe von 1500 bis 
2000 Meter sah man den ersten deutschen Flieger von Ost nach West über Belfort 
fliegen. Zuerst glaubte man, daß es ein französischer Aeroplan vom Nieuporttyp sei; 
aber der dumpfe Knall einer explodierenden Bombe zeigte schnell, daß ein deutscher 
Flieger die Stadt bedrohte. In kurzem Abstande folgten zwei andere Aeroplane vom 
Albatrostyp, die gleichfalls Bomben abwarfen und dann nach Osten zu verschwanden. 
In das Surren der Propeller mischte sich das Gedröhne der Abwehrkanonen und das 
Geknatter der Maschinengewehre. Die Bevölkerung schwebte beständig in Lebensgefahr, 
nicht nur durch die Bomben der Flieger, sondern ganz besonders auch durch die Tau 
sende von Granatscherben und Geschosse, die von den Abwehrkanonen und Maschinen 
gewehren herrührten und sich wie ein Regen über die ganze Stadt ergossen. 
Vom Flugplätze in Belfort stiegen einige französische Flieger auf, um den Feind zu 
verfolgen, man konnte von unten aus deutlich den Lärm der Motoren vernehmen. 
Aber es war gänzlich unmöglich, irgend etwas gegen die deutschen Flieger zu unter 
nehmen, denn wenn der eine seine Bomben abgeworfen hatte, setzte er sofort den Kurs 
nach Osten fort, woraus schnell neue Aeroplane auftauchten, die Belsort nach allen Rich 
tungen hin überflogen; oft waren es drei, vier und mehr auf einmal. Das dauerte 
wohl zwei Stunden hindurch, von 9 bis 11 Uhr vormittags. Als die Bevölkerung sich 
anschickte. Mittag zu essen, erschienen die deutschen Flieger wiederum und bombar 
dierten nun die Stadt aufs neue. Kaum hatte man sich von diesem Schrecken ein 
wenig erholt, als gegen 2 Uhr ein neues Alarmsignal ertönte und die Kanonen wiederum 
zu donnern begannen. Das dauerte bis 3 Uhr, später wurde es dann ruhig. 
Sechs Stunden lang war Belfort und seine Umgebung von den deutschen Fliegern 
bedroht worden und hatte in ständiger Gefahr geschwebt. Alles in allem zählte man 
über 20 deutsche Flieger, die eine Unmenge von Bomben abwarfen. Die Straßen 
wurden an mehreren Stellen aufgerissen, eine Anzahl Personen getötet und verwundet. 
Längere Zeit kreisten die deutschen Aeroplane über dem Zeughaus, das besonders stark 
beschossen wurde; die Schäden, die die Bombenwürfe in den militärischen Gebäuden und 
Anlagen verursachten, durfte die Belforter Zeitung jedoch nicht mitteilen. An zwei 
Plätzen der Stadt entstand Feuer, und ein höherer Offizier entging nur durch einen Zufall 
dem Tode. Als die Flieger verschwunden waren und die Bevölkerung sich wieder etwas 
beruhigt hatte, strömte sie von allen Seiten auf die Straßen, wo man an mehreren 
Stellen Nummern der deutschen Kriegszeitung „Gazette des Ardennes" fand, die von 
den deutschen Fliegern heruntergeworsen worden waren. 
Auch von Ortschaften in der Nähe Belforts, so von Bessoncourt, Psaffans, Anjou- 
tey, Grandvillars, Valdoe und Rougemont, gelangten Nachrichten nach der Festung, 
daß dort Fliegerangriffe stattgefunden hätten." 
Lustschifsangrisse im Gebiet der Westfront waren seltener. Ein deutscher Luft 
kreuzer erschien in der Nacht vom 3. zum 4. Oktober 1915 gegen 11 Uhr über Chälons- 
sur-Marne, einem der wichtigsten französischen militärischen Sammel- und Kreuzungs 
punkte, der besonders in den Tagen des Champagneangriffs Ende September 1915 eine her 
vorragende Rolle gespielt hatte. Wie Bernhard Kellermann dem Berliner Tageblatt meldete 
<7. X. 1915), begünstigte eine dunkle, sternklare Herbstnacht das Unternehmen und er 
möglichte eine gute Beobachtung des Bombardements. Militärische Einrichtungen, Baracken 
und Bahnhöfe wurden mit Bomben schweren Kalibers beworfen. Sämtliche Geschosse krepier 
ten und lagen, wie festgestellt werden konnte, außerordentlich gut. Das Luftschiff, das stark 
beschossen wurde, landete gleichwohl unbeschädigt und ohne Schwierigkeiten im Heimathafen. 
Böllerkri-g. X. 8
	        
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