Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffenstve 99 
fischen Verluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen mindestens 130 000, die eng 
lischen 60000, die deutschen noch nicht ein Fünftel dieser Zahl. Ob die Gegner hier 
nach noch Aussicht haben, ihr Endziel zu erreichen, mag dahingestellt bleiben. 
Jedenfalls können solche örtlichen Erfolge, erkämpft durch den Einsatz sechs- bis 
siebenfacher zahlenmäßiger Ueberlegenheit und vorbereitet durch vielmonatige Arbeit der 
Kriegsmaterialfabriken der halben Welt einschließlich Amerikas, nicht ein „glänzender 
Sieg* genannt werden. 
Noch weniger ist davon zu reden, daß der Angriff uns gezwungen hätte, irgend etwas 
zu tun, was nicht in unserem Plan lag, im besonderen unser Vorgehen gegen die russische 
Armee nach ihm zu richten. Abgesehen davon, daß eine zum Abtransport bestimmte 
Division beim Einsetzen der Offensive auf dem Westkriegsschauplatz angehalten und dafür 
eine im Abtransport hierher befindliche andere Division nach dem Bestimmungsort der 
ersten gelenkt wurde, hat der Angriff die deutsche Oberste Heeresleitung nicht veranlaßt, 
auch nur einen einzigen Mann anders zu verwenden, wie es seit langer Zeit bestimmt war. 
Anderseits ist der Angriff weder ohne Ruhe Tag und Nacht fortgeführt worden, noch 
ist er bisher an irgend einer Stelle über unsere zweite Linie hinaus gelangt, noch hat 
er uns verhindert, unsere Reserven genau so sicher und wirksam zu verschieben, wie wir 
es bei der Mai-Offensive nördlich Arras tun konnten. 
Aus dem deutschen Tagesbericht vom 14. Oktober 1915 
Die Agenee Havas, das amtliche Nachrichtenorgan der französischen Regierung 
wagt zu behaupten, der im deutschen Tagesbericht vom 3. Oktober 1915 veröffentlichte 
Befehl des Generals Joffre sei deutscherseits erfunden. Demgegenüber wird fest 
gestellt, daß mehrere Urabzüge des Befehls in deutschen Händen sind und daß eine große 
Anzahl gefangener Offiziere wie Mannschaften ihre Kenntnis des Befehls, den sie ver 
schiedentlich auch bei sich führten, unumwunden zugegeben haben. 
Aus dem deutschen Tagesbericht vom 17. Oktober 1915 
Welche Erwartungen unsere Feinde im Westen auf ihre Unternehmungen gesetzt und 
welche Kräfte sie dafür aufgewendet hatten, ergibt sich, abgesehen von dem schon ver 
öffentlichten Befehl des Generals Joffre vom 14. September 1915, aus folgendem 
weiteren Befehl, der am 13. Oktober 1915 bei einem gefallenen französischen Stabs 
offizier gefunden wurde: 
„Großes Hauptquartier der Ostarmee, Generalstab III. Bureau Nr. 12975 21. Sep 
tember 1915. Geheim. 
Weisung für die nördliche und mittlere Heeresgruppe. 
Allen Regimentern ist vor dem Angriff die ungeheure Kraft des Stoßes, den die 
ftanzöfischen und englischen Armeen führen werden, etwa in folgender Weise klar zu 
machen: 
Für die Operationen sind bestimmt: 35 Divisionen unter General de Castelnau, 18 
Divisionen unter General Foch, 13 englische Divisionen und 15 Kavalleriedivisionen 
(darunter fünf englische). Außerdem stehen zum Angreifen bereit: 12 Infanteriedivisionen 
und die belgische Armee. 
Drei Viertel der französischen Streitkräfte nehmen somit an der allgemeinen Schlacht 
teil. Sie werden unterstützt durch: 2000 schwere und 3000 Feldgeschütze, deren Mu 
nitionsausrüstung bei weitem jene von Beginn des Kriegs übersteigt. 
Alle Vorbedingungen für einen sicheren Erfolg find gegeben, vor allem, wenn man 
sich erinnert, daß bei unseren letzten Angriffen in Gegend Arras nur 15 Divisionen und 
300 schwere Geschütze beteiligt waren. Gez.: I. Joffre.*
	        
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