Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

98 Die Ereignisse an der Westsront im dritten Kriegshalbjahr 
Sobald der Feind erschüttert sein wird, werden die Truppen an den bis dahin untätig 
gehaltenen Teilen der Front ihrerseits angreisen, um die Unordnung zu vervollständigen 
und ihn zur Auslösung zu bringen. Es wird sich für alle Truppen, die angreifen, nicht 
nur darum handeln, die ersten feindlichen Gräben wegzunehmen, sondern ohne Ruhe 
Tag und Nacht durchzustoßen über die zweite und dritte Linie bis ins freie Gelände. 
Die ganze Kavallerie wird an diesen Angriffen teilnehmen, um den Erfolg mit weitem 
Abstand vor der Infanterie auszunutzen. Die Gleichzeitigkeit der Angriffe, ihre Wucht 
und Ausdehnung werden den Feind hindern, feine Infanterie- und Artilleriereserven auf 
einem Punkte zu versammeln, wie er das im Norden von Arras tun konnte. Diese 
Umstände sichern den Erfolg. 
Die Bekanntgabe dieser Mitteilungen an die Truppen wird nicht verfehlen, den Geist 
der Truppe zu der Höhe der Opfer zu erheben, die von ihr gefordert werden. Es ist 
daher unbedingt nötig, daß die Mitteilung mit Klugheit und Ueberzeugung geschieht. 
Gez.: I. Joffre.« 
Hierzu gab ein französischer Regimentskommandeur folgenden Zusatz: 
„Diesen Befehl bringt der Oberst zur Kenntnis der Herren Bataillonskommandeure 
und Kompagniesührer und bittet sie, während des Dienstes in den Gräben und im Lager 
jede Gelegenheit zu benutzen, um den Leuten begreiflich zu machen, daß die von ihnen 
geforderte Anstrengung derartige Folgen haben kann, daß der Krieg binnen kurzem mit 
einem Schlage zu Ende ist. 
Alle müssen bei dem beabsichtigten Angriff diejenige Kraft, Energie und Tapferkeit 
einsetzen, die nötig sind, um ein so großes Ergebnis zu erreichen. 
Wir müssen die deutschen Linien durchbrechen und dazu vorwärts gehen, trotz allem ..." 
Der Befehl des Generals Joffre wird in interessanter Weise durch nachstehende 
Aeußerung des Kommandeurs der englischen Gardedivision ergänzt, die am 
25. September 1915 in deutsche Hände gefallen ist: 
„Divisionsbefehl der Gardedioiston. 
Am Vorabend der größten Schlacht aller Zeiten wünscht der Kommandeur der Garde 
division seinen Truppen viel Glück. Er hat den anfeuernden Worten des kommandieren 
den Generals von heute morgen nichts hinzuzufügen. Möchte sich aber jedermann zwei 
Dinge vor Augen halten: 
1. daß von dem Ausgang dieser Schlacht das Schicksal kommender englischer Genera 
tionen abhängt, 
2. daß von der Gardedivision Großes erwartet wird. 
Als ein Gardist von über 30 Dienstjahren weiß er, daß er nichts mehr hinzuzufügen 
braucht. Gez.: Lord Cavan." 
* * 
Aus diesen beiden Dokumenten geht zunächst hervor, wie schmählich man die Oeffentlich- 
keit täuscht, wenn ihr nach dem Fehlschlagen der am 25. September 1915 unternommenen 
Angriffe immer wieder versichert wird, der in der Vorbewegung eingetretene Stillstand 
habe von vornherein in der Absicht der verbündeten englischen und französischen Heeres 
leitungen gelegen. 
Aber die Befehle gestatten auch noch andere Feststellungen. Der Zweck des Angriffs 
war, die Deutschen aus Frankreich zu vertreiben, das Ergebnis dagegen, daß die deut 
schen Truppen auf der etwa 840 Kilometer langen Front an einer Stelle in 23 Kilo 
meter, an einer anderen, und an dieser nicht durch soldatische Leistungen des englischen 
Angreifers, sondern durch gelungene Ueberraschung mit einem Gasangriff, in 12 Kilo 
meter Breite aus der vordersten Linie ihres Verteidigungsspstems in die zweite, die 
nicht die letzte ist, gedrückt wurden. Nach vorsichtiger Berechnung betragen die sranzö-
	        
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