Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffensive 71 
Sturmtruppen ihre Gräben um 12.15 Uhr und hatten bereits gegen Abend im Norden 
die Straße Angres—Souchez erreicht, im Zentrum einige wichtige Stützpunkte, den Dorf 
platz und den Friedhof von Souchez sowie das Schloß Carleul genommen und waren 
auch im Süden bis halbwegs zwischen Neuville - St. Vaast und Thölus vorgedrungen. 
Besonders erbittert ist um ein Wäldchen gekämpft worden, das am Fuß der Lorettohöhe lag. 
Ein französischer Soldat, der am Kampfe beteiligt war, erzählt davon nach der Meldung 
des Rotterdam«! Berichterstatters des „Berliner Tageblatts" (3. X. 15) folgendes: „Zugleich 
mit dem Befehl zum Angriff explodierten unsere Minen, die die Zerstörung der deutschen 
Laufgräben am Rand des Waldes, die schon schwer durch unser Artilleriefeuer gelitten hatten, 
vollendeten. In der Verwirrung, die darauf entstand, sprangen unsere Leute aus ihren Gräben 
heraus und verfolgten die Deutschen durch den Wald. Einige Abteilungen blieben zurück, 
um die zerstörten Laufgräben und die unterirdischen Höhlen zu untersuchen, die bis zu 
20 Fuß tief waren. Um einen Angriff aus den Gräben in unserem Rücken unmöglich zu 
machen, warfen sie Bomben in die Höhlen hinab und schossen mit ihren Gewehren hinein. 
Unsere Hauptmacht verfolgte inzwischen die Ueberreste der deutschen Truppen durch den Wald 
und nahm die Laufgräben inmitten des Waldes in Besitz. Ein Teil unserer Truppen 
drang noch weiter über den Souchezbach und längs der Straße nach Angres vor, aber 
der deutsche Befehlshaber hatte unterdessen starke Reserven herangezogen und versuchte, 
uns im Walde zu umkreisen. Aus diesem Grunde riefen uns unsere Offiziere nach der 
ersten eroberten Linie zurück. Nachts begannen die Deutschen sich im Walde zu ver 
schanzen, aber beim Tagesanbruch machte unsere Artillerie ihrer Arbeit ein Ende. Ein 
Baum nach dem anderen wurde niedergelegt; nach kurzer Zeit war der Wald bis auf 
die Wurzeln der Bäume abrasiert. Auch die deutsche Artillerie war eifrig tätig und 
sandte uns unausgesetzt einen Strom von Granaten zu, die den Boden aufwühlten. Auch 
Schrapnells fielen nieder, aber die neuen Helme schützten unsere Köpfe gegen die 
Schrapnellkugeln. Um 1 Uhr verstummte die Artillerie, und es folgte ein neuer Befehl 
zum Sturmangriff. Es war schwer, in dem Wald vorzudringen, doch boten die Granat 
trichter gute Deckung gegen das Maschinengewehrfeuer, mit dem uns der Feind über 
schüttete. Wir waren auch von der Seite aus dem Feuer ausgesetzt; es gelang uns aber, 
durch wiederholte Angriffe mit Handgranaten, die Deutschen schließlich aus dem Walde 
und über den Bach zu treiben." Dadurch wäre das Dorf Souchez im Norden und im 
Osten flankiert gewesen. Um der Gefahr der Umzingelung zu entgehen, hatten die Deutschen 
den Ort bereits in der Nacht geräumt und sich durch ihre Laufgräben in ihre zweite Linie 
am Fuße der Höhe 119 zurückgezogen. 
Am 26. September 1915 ist Souchez dann von den Franzosen besetzt worden, die darauf 
bis zum Walde von Givenchy und am Nachmittag bis zur Höhe von La Folie und zur Straße 
Lens—ThÄus vorrückten. Sie standen nun am Fuße der Höhen 119 und 140, deren 
Erstürmung die nächste Ausgabe war. 
In den Kämpfen um Souchez wollen die Franzosen „1378 Gefangene, darunter viele 
Offiziere und einen fünfzehnjährigen Soldaten," gefangen genommen haben. Ihre eigenen 
Verluste sollen nach allen Nachrichten grauenhaft gewesen sein. Wie der Kriegsbericht 
erstatter W. Scheuermann der „Deutschen Tageszeitung" (4. X. 15) schrieb, „erklärten 
die gefangenen Franzosen, die zum Teil in angetrunkenem Zustand angegriffen hatten, 
auf die Frage, warum sie gegen alle Regel und Vorsicht in dichten Massen, ungedeckt 
und im langsamen Schritt vorgegangen seien, daß man ihnen gesagt habe, der Sieg sei 
bereits errungen, sie könnten unbekümmert vorgehen. Die Deutschen seien alle von der 
ftanzöstschen Artillerie erschossen. Das hätten sie geglaubt, bis sie die mörderischen Ver 
luste, die sie unmittelbar vor den deutschen Stellungen erlitten, plötzlich über den 
wahren Ausgang ihrer großen Offensive belehrt hätten."
	        
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