Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

56 D i e Ereignisse an der We st front im dritten Kriegshalbjahr 
Am 29. September gingen die deutschen Truppen südlich der Straße Ipern—Menin 
vor, sprengten eine stark befestigte Höhe mit zwei Kompanien Engländern in die Luft 
und verbesserten ihre Front zu beiden Seiten dieses vorgeschobenen Punktes wesentlich. 
Am 30. September fanden starke Gegenstöße der Engländer am Sprengtrichter statt, die 
durch eine neue Sprengung vor der Höhe 60, südöstlich von Zillebeke, beantwortet wurden. 
Die neuen Gewinne sind überall behauptet worden. Auch örtliche Kämpfe bei Dixmuiden 
und Steenstrate blieben ohne Erfolg für die Engländer. 
Die Landoperationen sind von der See aus von der englischen Flotte unterstützt worden, 
die am Morgen des 25. September Zeebrügge, Hekst und Liffeweghe beschoß. Aber wahr 
scheinlich aus Besorgnis vor deutschen Unterseebooten und Minen hielten sie sich in großer 
Entfernung von der Küste und da nur zwei der größeren Schiffe aus Geschützen von 
28 cm Kaliber feuerten, war die Beschießung, die von 6.15 Uhr bis 10.15 Uhr morgens 
dauerte, ohne Wirkung. Dagegen konnte das deutsche Abwehrfeuer ein englisches Schiff 
versenken und zwei beschädigen. 
Auch späterhin, so am 3. und am 15. Oktober erschienen englische Schiffe vor La Panne 
und beschossen die Küste zwischen Ostende und Westende, sowie bei Zeebrügge, um nach wohl- 
ausgearbeitetem Plane alle deutschen Küstenbefestigungen zu zerstören. Aus diese Weise 
hoffte man die deutsche Artillerie zu fesseln, die sonst nach der französischen Front hätten 
geschafft werden können. 
Der 25. September 1915, ein Ehrentag der Straßburger Sachsen 
Von Julius Hirsch 
Es war bei Hooge am 25. September 1915, an der westlichsten deutschen Stellung vor 
Ipern. Im Dorf liegt kein Stein mehr auf dem andern, und von dem Schloß steht nur ein 
Mauereck. Der Park in seiner wilden Zerstörtheit erzählt noch von den ruhigen Tagen 
seiner alten edlen Bäume, von den vornehmen Festen, zu denen der Schloßherr Baron 
de Vinck, der aufmerksame Kammerherr König Leopolds, die Brüsseler Hofgesellschaft 
geladen hatte. 
Vor Hooge nun hatten die Engländer kolossale Linien gestaffelt! Graben und Sappen. 
In den Augusttagen war die Situation für das Straßburger Sachsen-Regiment, Männer 
aus dem Erzgebirge, aus den Kreisen Zwickau und Chemnitz, dem die Stellung neu war, 
eine recht ungemütliche. Versuche die Front zu verbessern, führten zu heftigen Hand 
granatenkämpfen. Der Boden des Grabens war Sumpf und Morast. Vom Bellewaarde- 
see, der höher liegt, lief das Wasser in die Gräben und in die Stiefel der Mannschaften. 
Aus diesem Lehmboden mit Tonschicht mußte nun stundenlang das Wasser geschöpft 
werden. Die Stiefel steckten im Lehm wie in einer Gipssorm, die wie Zentnerlast nach 
abwärts zog. Aber da gab es keine Ruhe! Die schwersten Granaten der Engländer 
lagen ununterbrochen auf diesen Gräben. Das Regiment schanzte und schuftete. Die 
Schippe wurde heiß vor Arbeit! 
Man hatte erfahren, daß die Engländer in der letzten Septemberwoche angreifen 
wollten. Eine Erhöhung der Wachsamkeit war nicht mehr möglich, denn die war zur 
höchsten Steigerung gediehen. Am Abend vor dem 25. September war es merkwürdig 
still. Aber unsere Patrouillen meldeten ununterbrochen: Drüben geht was vor, die Eng 
länder machen sich vor der Front zu schaffen, sie räumen Hindernisse weg. Die Licht 
verhältnisse der Nacht waren übel. Der Himmel war mit Wolken verhangen; in der 
elften Stunde ging ein leichter Regen nieder. Mit den ersten Boten der Sonne kam 
dünner Nebel, dann regnete es wieder und das Licht sah wie dürch einen Tränenschleier 
auf den neugeborenen Tag, der schon den Tod für viele, die sich noch haßten, in seinem 
Schoß trug.
	        
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