Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

54 Die Ereignis s e an der West fron tim dritten Kriegs halb jähr 
Meldung des Feldmarschalls Sir John French: Gestern fanden fünf Gefechte in der 
Luft statt, bei denen ein deutsches Flugzeug gezwungen wurde, innerhalb unserer Linie niederzu 
gehen. Das Wetter ist seit dem 1. November 1915 sehr regnerisch. Auf beiden Seiten fährt man mit 
Minenarbeiten fort. 
Aus der französischen Nachmittagsmeldung: In der Champagne meldet man 
während der Nacht einen neuen deutschen Angriff gegen unsere Schützengräben von La Courtine. 
Er mißglückte vollständig. 
Die Offensive der Engländer vor Ppern 
Ende September 1915 
Nach einem Bericht des Feldmarschalls Sir John French über die Operationen der 
englischen Armee in Flandern seit dem 1. Juli 1915, der als Beilage der „Londoner 
Zeitung" in den ersten Oktobertagen 1915 erschien, griff Feldmarschall French nach dem 
mit General Joffre in allen Einzelheiten besprochenen und vereinbarten Plane in Zu 
sammenarbeit mit der französischen Armee auf dem rechten englischen Flügel am Morgen 
des 25. September an und zwar mit dem ersten und vierten Korps im Raume zwischen 
einem Punkt gegenüber der Ortschaft Grenay und dem Kanal von La Bassse, mit dem 
fünften Korps außerdem gleichzeitig in der Richtung auf das Gehöft Bellewaarde östlich 
von Ipern, um dadurch den Feind von den Hauptangriffspunkten abzulenken. 
Von diesem Vorstoß der Engländer in die ersten Gräben des sogenannten Ipern 
bogens, durch den die Stadt Ipern von den Deutschen von Osten her umklammert wird (vgl. 
V, S. 141), erzählten württembergische Offiziere in Feldpostbriefen, die im „Schwäbischen 
Merkur" veröffentlicht worden sind. So ein Offizier der Brigadereserve, der nach den Er 
zählungen von Verwundeten zunächst schilderte (Merkur, 23. X. 1915) wie die Engländer 
das schon seit fünf Tagen ununterbrochen tobende Artilleriefeuer am 25. September 
gegen 7 Uhr auss höchste steigerten, es dann plötzlich unterbrachen und zum Sturm vor 
rückten. „Wie die Gräben von dem fünftägigen Feuer aussahen," fährt er fort, „ist un 
beschreiblich. Und die Menschen erst. Von Schlaf keine Rede; im Mantel saßen sie, 
Rücken an der Grabenwand und duckten sich bei Schrapnell nur um einen Schein tiefer. 
Kein lautes Wort im Graben; manchmal schleiften zwei in der Zeltbahne einen Toten 
oder Schwerverwundeten hinaus. Und doch — trotz des grauenhaften englischen Feuers 
verhältnismäßig leichte Verluste; aber alle bissen die Zähne zusammen: „Siesollen nur 
kommen!" 
Ein anderer württembergischer Offizier, der einem Regimentsstab angehörte, erzählt 
ebenfalls im „Schwäbischen Merkur" (29. X. 1915): „Während unablässig das Artillerie 
feuer tobte in einer Stärke, daß es uns undenkbar erschien, ein solches Donnern könnte 
noch überboten werden, hörte man plötzlich ein mark- und beinerschütterndes Krachen: 
Auf dem linken Flügel, an dem am weitesten vorgeschobenen Punkt unserer Front, hatte 
eine ungeheuere Explosion stattgefunden. Ueber den Rauch- und Nebelwolken, die das 
ganze Gelände bedeckten, loderte eine mächtige, etwa 30 Meter hohe Feuersäule empor. 
Riesige Erdmassen waren durch die Gewalt der Explosion zum Himmel geschleudert 
worden, und der rechts von der Explostonsstätte sich hinziehende Bahndamm schien zu 
wanken. Gleichzeitig glaubte man, das Krachen der Geschütze verdopple und verdreifache 
seine Stärke. Es waren fürchterliche Augenblicke, es ist die Hölle der Hölle — sagte 
einer von uns. .. . 
Im Nebel und Rauch rückten die englischen Sturmkolonnen heran, in vier Wellen 
hintereinander. Unsere Maschinengewehre begannen zu knattern. Immer toller wurde 
das Feuer der Artillerie. Aus dem Gefechtsunterstand sprang plötzlich unser Regiments 
adjutant heraus und schrie: Die Engländer sind in unsere Stellung eingedrungen! Durch 
die Sprengung, die ich oben erwähnte, erhielt der Feind eine günstige Einfallspforte.
	        
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