Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die große Offensive südöstlich der oberen Weichsel bis zum Fall von Warschau 145 
Was in den Kämpfen um Sokal geleistet wurde, wird jedenfalls in der Geschichte 
jedes einzelnen der Truppenkörper ein Ruhmesblatt bilden. Diese Aktion zeigte, daß mit 
erstklassigen Truppen eine Flußforcierung selbst ohne Uebergangsmittel und ohne jede 
Möglichkeit einer gründlichen technischen Vorbereitung durchführbar ist, auch wenn gegen 
über ein überlegener Gegner in wohlvorberriteten, beherrschenden Stellungen zur Abwehr 
bereitsteht." 
„Die Truppen, die vier Tage bei wolkenbruchartigem Regen gestürmt hatten, kamen 
noch nicht zur Ruhe," berichtet Eugen Lenhoff in der „Vosstschen Zeitung" weiter; „denn 
jetzt begann die russische Gegenoffensive. Sechs russische Divisionen wurden nach und nach 
gegen den schmalen Frontstreifen eingesetzt, dessen Durchbrechung dem Siegeszug in Polen 
ein Ende bereiten sollte. Uebermächtig waren die Stöße, die Tag und Nacht einander ohne 
Unterbrechung folgten. Bei Skomorochy, nordöstlich Sokal, brach einmal um Mitternacht 
ein feindliches Regiment bis zu den Fahrküchen vor. Ein Gegenstoß zusammengeworfener 
Formationen des Olmützer Regiments 13 warf den Gegner nicht nur zurück, sondern 
machte fast das ganze feindliche Regiment zu Gefangenen. Zwölf Tage lang dauerten 
die Angriffe. Erst am 1. August 1915 war die Angriffskrast des Feindes gebrochen. 
Stets gingen seine Stürmer in dichten Reihen vor. Die ersten Glieder nur mit Hand 
granaten bewaffnet. Am Nachmittag des 20. Juli war die Front etwas eingedrückt 
worden. Am 25. wurde der verlorene Stützpunkt wieder zurückerobert. Trotzdem der 
Feind immer neue Divisionen ins Feuer warf und sie fortwährend auffüllte, wurde die 
eroberte Linie vollständig gehalten. Als am 1. August das Scheitern des russischen 
Flankenstoßes in dem völligen Erlahmen der Angriffe zutage trat, war nicht ein Fuß 
breit Gelände verloren. ... 
Welche strategische Bedeutung die Russen dem Besitz der Stadt Sokal beimaßen, er 
hellt (laut Gefangenenaussagen) aus der Drohung des russischen Armeekommandos, die 
Offiziere standrechtlich zu belangen und den Mannschaften das Essen zu entziehen, falls 
Sokal nicht binnen zehn Tagen wieder genommen werde." 
In Ostgalizien und in Beffarabien 
Von Mitte Juli bis Ansang August 1915 
Während in Ostgalizien an der Zlota-Lipa-Stellung Ruhe herrschte, ist auf dem äußersten 
rechten Flügel der Verbündeten am Dnjestr ungefähr gleichzeitig mit dem Beginn der 
großen Offensive ebenfalls ein siegreicher Vorstoß unternommen worden. Die Kampfhandlung 
erstreckt sich im Raume rechtsseitig des Dnjestrs bis zum Nordosten der Bukowina. 
Unter Deckung der Artillerie gingen verschiedene Truppenteile über den Dnjestr und 
warfen die Russen nach heftigem Widerstand aus dem Dnjestrgebiet, was deshalb von 
großer Wichtigkeit war, weil der Dnjestr hier zickzackartig verläuft, dem Feinde vielfach 
in Klüften Deckung bot und schwer einnehmbar war. Da auch der äußerste feindliche 
Stützpunkt im Nordosten der Bukowina durch dieses Vorrücken gefährdet wurde, machte 
sich in diesem Raum gleichfalls eine Rückzugsbewegung des Feindes bemerkbar. 
Stärkere russische Truppenmassen im Norden Bessarabiens erneuerten zwischen Dnjestr 
und Pruth in den Tagen um den 20. Juli 1915 ihre erbitterten Angriffe, wurden aber 
auch diesmal zurückgeworfen und erlitten schwere Verluste. Kräftige Gegenstöße zwangen 
sie, sich am 24. Juli fluchtartig ins Innere Bessarabiens zurückzuziehen. 
Das Vordringen der Verbündeten über den Bug bei Sokal und die Besetzung von 
Teilen des Gouvernements Wolhynien (vgl. S. 148) mußte natürlich mit der Zeit auch den 
oberhalb des Bug und der Zlota-Lipa stehenden linken Flügel der russischen Armee in den all 
gemeinen Rückzug einbeziehen. Zunächst allerdings behielten die Ereignisse auf der Dnjestr- 
front bis zum Pruth sowie an der bessarabischen Grenze nordöstlich der Bukowina auch 
Mlkerkrieg. IX. 10
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.