Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Zusammenfassende Darstellung bet Kämpfe 7 
Ueberraschungsmoment, das beim ersten Vorstoß auch dann wirksam ist, wenn dieser 
erwartet wurde und sich durch das Trommelfeuer angekündigt hat, war nun nach der 
Generaleröffnung nicht mehr von Bedeutung. Den ersten schlimmen Moment hatte die 
deutsche Verteidigung überstanden, die Elastizität ihrer Linien aufs neue nachgewiesen 
und damit viel gewonnen." 
Der Stillstand, den sich Engländer und Franzosen zur Artillerieauffrischung ihrer 
Verbände und Nachführung der Munition gönnen mußten, ist zuerst von den Franzosen 
überwunden worden, die nach starker Artillerievorbereitung in der Nacht vom 26. zum 
27. September, am Nachmittag des 27. September gegen die zweite deutsche Ver 
teidigungslinie vorrückten. Während am 25. und 26. September auf der Linie 
Le Mesnil—Souain—Aubsrive gekämpft worden war, galt jetzt der immer in neuen 
Wellen heranrollende Angriff der Linie Ripont—Tahure—Ste. Marie-ä-Py—St. Couplet, 
brach sich aber an dem zähen Widerstand der heldenmütigen deutschen Truppen, besonders 
badischer Bataillone, des rheinischen Reserveregiments Nr. 65 und des im Frieden in 
Paderborn stehenden aktiven Regiments Nr. 158. Er ist aus dem rechten deutschen Flügel 
südlich Ste. Marie-ä-Py abgeschlagen worden, in erbitterten Kämpfen, bei denen eine fran 
zösische Brigade, nachdem sie die zweite deutsche Linie durchbrochen hatte, von den bereit 
gestellten deutschen Reserven vernichtet wurde. Dagegen gelang es den Franzosen bei 
Massiges Boden zu gewinnen und die Höhe 191 zu nehmen. 
Auch die Engländer rafften sich Ende September und Ansang Oktober bei Loos zu 
häufig wiederholten, teilweise von giftigen Gasen unterstützten Angriffen auf, die jedoch 
schon in der Entwicklung unterbunden worden sind; neue Angriffe französischer Vor 
truppen bei Souchez, Angres und Thslus vermochten gleichfalls nichts an der Lage zu 
ändern, ja sofort einsetzende deutsche Gegenstöße hatten nördlich von Loos und bei 
Souchez—Neuville Erfolg und brachten Teile des aufgegebenen Raumes wieder in 
deutsche Hand. Ein Durchbruch war somit auch diesmal nirgendwo gelungen, der rein 
taktische Erfolg aber, der keine strategische Entwicklung zur Folge hatte, für den Angreifer 
unverwertbar und mit den erlittenen schweren Verlusten weit überzahlt. 
Ueber die deutschen Verluste verbreiteten die französischen Berichte schon am ersten 
Tage des mißlungenen Durchbruchsversuchs phantastische Zahlen und auch später trösteten 
sie die französische Bevölkerung mit der Behauptung, daß die französischen Verluste ge 
ringer seien als die deutschen. Die deutsche Heeresleitung wartete mit der Bekannt 
machung von Zahlen, bis sie die zuverlässigen Grundlagen dafür gesammelt hatte und 
stellte dann fest, daß die französischen und englischen Verluste an Toten, Verwundeten 
und Gefangenen nach vorsichtiger Schätzung zusammen 190000 Mann betrugen. Zieht 
man davon die Gefangenenzahl ab, so bleiben an Toten und Verwundeten etwa 
175000 Mann. Nach dem üblichen Maßstab berechnet, würden sich also die Verluste 
des Feindes an Toten auf 35000 Mann belaufen. Die deutschen Gesamtverluste werden 
aus ein Fünftel der Gesamtzahl der feindlichen Verluste angegeben, also auf 38000 
Mann. Franzosen und Engländer wollen über 20000 Gefangene gemacht haben; so 
blieben auf deutscher Seite an Toten und Verwundeten etwa 18000 Mann. 
Was nun folgte ist ein erbittertes wochenlanges Ringen, in dem Franzosen und 
Engländer, wenn auch nicht mehr in ganzen Armeen, mit Marschgepäck zum sofortigen 
Uebergang zum Bewegungskrieg, anstürmten, sondern in Einzelaktionen kleine Verteidi 
gungsabschnitte nach artilleristischer Zerstörung zu besetzen versuchten, in dem es aber 
den Deutschen gleichwohl gelang, auch die geringfügigen Gewinne der Alliierten langsam 
fast alle wieder zurückzuerobern. Schon Anfang Oktober mußte die englische 
Armee die eroberten Stellungen östlich Loos wieder aufgeben und sich, nachdem die 
Hohenzollern-Redoute bei Vermelles von den Deutschen zurückerobert und dadurch ein
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.