Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

140 Die Ereignisse an der Ostfront nach der Wiedereroberung von Przemysl 
leuchtet Erntegold. Die Halme harren der Sense; aber die das Feld bestellten, sind ver 
schollen. Dies soll Korn für deutsche Mütter, Brot für deutsche Kinder werden. 
Den Wald begrenzt im Norden eine tieseingeschnittene Schlucht, in der es von Infanterie, 
Sanitätsleuten und Verwundeten wimmelt. Der Gedanke an einen feindlichen Volltreffer 
drängt sich einem unbehaglich auf. Die Radbremsen kreischen: unsere Fahrzeuge rollen, 
rutschen den Hang hinab, in die Schlucht. Und jenseits hebt das Klettern an; in der 
aufgeweichten Erde gleiten die Hufe, aber es geht. Weil es gehen muß! Ein langgestreckter 
Hügel liegt vor uns. Wir müssen hinüber, jenseits in Stellung fahren, wollen wir den 
Feind im Nacken fassen. Kaum haben wir, als die ersten, den Kamm erreicht, taucht 
drüben über einer grünen Kuppe — hol' ihn der Henker! — ein russischer Fesselballon 
auf.... Wenige Augenblicke später bestreuen feindliche Schrapnells die Höhe. Wir sind 
längst jenseits.... Vor uns, bedrohlich nahe, knattert noch das Gefecht. Unentschieden. 
Da haben wir auch noch einen Ton zu sagen: Feldkanonendonner rollt über die Rüsten. 
Eine Stunde immerzu, und die deutsche Infanterie geht vor.... 
Am Himmel der gelbe Ballon beäugt nach wie vor den langgedehnten Hügelrücken, 
auf dem die russischen Brennzünder blitzen. Aber wie wenn Mensch und Gefährt un 
verwundbar wären, überfahren Geschütze, Munitions- und Bagagewagen — das ist Vor 
marsch aus der ganzen Linie! — die kahle Höhe, ein Fahrzeug nach dem andern.... 
Und der Fesselballon da oben ist Zeuge all dessen! Ob der nicht platzt vor Wut?" 
Der Durchbruch am Wieprz in der Richtung Piaöki - Biskupize 
Am 29. und 30. Juli 1915 
„Die Truppen, die Mitte Juli 1915 Krasnostaw in überraschendem Anlauf genommen 
und damit die festen Wolica und Woislawka-Stellungen gelüftet und geöffnet hatten, 
stießen", nach einem Bericht des Kriegsberichterstatters der „Frankfurter Zeitung", „dicht 
hinter der Stadt auf Stellungen und Kräfte, die sie in mehrtägigen harten Angriffs 
kämpfen nicht zu überwinden vermochten. Hier konnte, das ergaben die Erkundungen, 
ohne nutzlose Opfer an Zeit und Menschen, ein weiteres Zurückdrängen des Gegners 
nicht mehr erfolgen, zumal die hier liegenden deutschen Truppen seit Wochen in hohem 
Maße angestrengt waren und ihnen die Russen jetzt ihr drei Divisionen starkes, bisher 
wenig eingesetztes und darum frisches, ausgeruhtes Gardekorps entgegengeworfen hatten. 
Wollte man den Flußübergang und die Bahnlinie in gleichem Anlauf erzwingen, so er 
gab sich die Gegend Fajslawice—Olesniki—Trawniki als Angriffsraum. Südlich 
von Piaski ging hier die Frontlinie der Verbündeten nach Osten, überschritt südlich von 
Fajslawice die Landstraße und verlief dann weiter östlich in der Richtung auf Dobrzyniow 
am Wieprz, dem sie eine Weile folgte, um dann auf der andern Flußseite nördlich von 
Krasnostaw weiter nach Südosten abzubiegen. Während hier die Russen unermüdlich in 
kleineren Vorstößen anliefen, vollzogen sich hinter der Front der Verbündeten alle stillen Vor 
bereitungen. Sorgsam wurden die Pläne ausgearbeitet, die jeder Division ihren Angriffs 
abschnitt und ihre Aufgabe zuwiesen, innerhalb dieser Verbände wurde wieder die Gesamt 
arbeit in ihre Einzelteile zergliedert und eingeteilt, die nötigen Erkundungen des Geländes 
im Kleinen, wie die Fliegerausklärung im Großen wirkten zusammen, um ein Gesamtbild 
des kommenden Angriffs, seiner Möglichkeiten und seiner Hindernisse zu gewinnen. Lang 
sam schoben sich die Truppen in den ihnen zugeteilten Raum, während die Artillerie, 
besonderem Oberbefehl unterstellt, sich in starken Verbänden ansammelte und allmählich 
einschoß. Die Divisionen, die hier zum Durchbruch antraten, waren zu einer sogenannten 
Stoßgruppe vereint, die am 29. Juli 1915 morgens 4 Uhr den Angriff begann." 
„Die russische Stellung war hier außerordentlich stark befestigt und überdies," wie der 
Kriegsberichterstatter Adolf Zimmermann in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung"
	        
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