Aus den englischen Kolonien
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Von der Reichsregierung habe Australien 15,5 Millionen Pfund erhalten und werde
noch weitere fünf Millionen Pfund bekommen. Eine Kriegsanleihe von 20 Millionen
Pfund, die unter den gleichen Bedingungen wie die britische zweite Kriegsanleihe aus
gegeben wurde, ist vom Parlament genehmigt worden.
1. August 1915.
Zur Deckung der Kriegskosten hat die Regierung eine abgestufte Einkommensteuer
von 3 Pence bis 5 Schilling pro Pfund Sterling Einkommen eingeführt.
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Am 30. März 1915 betrug die Stärke der australischen Truppen in der britischen
Armee 60000 Mann und am 5. Juli 1915 standen weitere 100000 zur Abfahrt nach
Europa bereit. Neufundland hatte bei einem Aufwand von 250000 Pfund bei einer
Bevölkerung von nur 250000 1000 Mann der Marine geliefert und für das Heer etwa
500 Mann aufgestellt, denen drei weitere Nachschübe von je 250 folgten. Neuseeland
hat sein vorgesehenes Truppenkontingent von 8000 Mann um 50 Prozent erhöht; seine
Verpflichtungen betrugen monatlich 300 000 Pfund.
In Kanada wie in Australien herrschten Unzufriedenheit mit der Stellung der Ko
lonien abseits der Reichspolitik; das Verlangen nach regelmäßigen Reichskonserenzen
wurde immer dringender und konnte auch durch das Versprechen der Zentralregierung
im Unterhause vom 16. März 1915, die Dominions zu den Friedensverhandlungen zu
zuziehen, nicht befriedigt werden.
Meldungen aus Indien
6. März 1915.
Die Regierung beschloß alle Kornausfuhr bis zum Dezember 1915 einzuschränken,
was ein Sinken der Preise veranlaßte (vgl. auch S. 325).
21. März.
Der Vizekönig von Indien, Lord Hardinge, gibt ein Gesetz zur Verteidigung
Indiens bekannt, das, wie er erklärt, lediglich eine Vorsorgemaßregel sei; die gesetz
gebende Versammlung in Bombay erklärte sich grundsätzlich damit einverstanden.
27. März.
Der Vizekönig von Indien hat, ermächtigt vom englischen Ministerrat, über das ganze
Kaiserreich den Belagerungszustand und die Pressezensur verhängt.
28. März.
In der gesetzgebenden Versammlung wies Lord Hardinge auf den trotz der großen An
sprüche gesunden Zustand der Finanzen hin und fuhr dann fort: „Mit tiefem Be
dauern habe ich gehört, daß der Antrag, eine Adresse an den König zu senden, die sich
gegen die Errichtung eines Executive Councils in den Vereinigten Provinzen aus
spricht, vom Oberhause am 18. März 1915 angenommen worden ist. Es ist eine sehr ernste
Sache, daß eine kleine Anzahl Peers, die sich vielleicht keine Vorstellung von dem Fort
schritt in Indien machen, einen Vorschlag zu verwerfen vermochten, der dem Parlament
von der indischen Regierung und der Reichsregierung mit voller Billigung der öffent
lichen Meinung Indiens unterbreitet wurde."
20. Juli 1915.
Nach der „Morning Post" aus Kalkutta wurde die Ausgabe einer allgemeinen vier
prozentigen Rupienanleihe von 3 Millionen Pfund Sterling zu pari beschlossen.
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Ueber die Unruhen und Aufstände in Indien sind wir nur spärlich unterrichtet.
Immerhin scheint nach einem der „Frankfurter Zeitung" Anfang April 1915 zuge
gangenen Bericht die „indische Loyalität" beim indischen Heere nur eine bedingte, bei
einem verschwindend kleinen Kreis nur eine interessierte zu sein, während man bei