Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

318 Großbritannien während des zweiten Kriegshalbjahres 
in seiner Unterhausrede vom 20. Juli 1915 mit 3 Millionen Pfund berechnet. Durch 
schnittlich betrugen sie nach Angaben englischer Blätter im ersten Kriegsjahr bei 
einer Jahresausgabe von 638 456 000 Pfund 1 749194 Pfund; doch sind dabei die 
Zinsen der Kriegsschuld sowie Ausgaben für auswärtige Unternehmungen nicht mit 
berechnet. 
Auch über die Anleihen an die Verbündeten und die Dominions sind genaue 
Angaben nicht vorhanden. Bis Anfang März 1915 waren ungefähr 760 Millionen Mark an 
die autonomen Dominions, die Kronkolonien und Protektorate bewilligt, 200 Millionen an 
Belgien und 16 Millionen Mark Serbien vorgestreckt worden. Nach einem Aufsatz des 
Volkswirtschaftlers Luigi Luzzatti im „Corriere della Sera" vom 22. Juni 1915 seien 
an Serbien, Belgien, Australien, Kanada direkte Unterstützungen in Gesamthöhe 
von 52 370 000 Pfund Sterling gegeben worden. Von Rußland seien auf eine „Ideal- 
hypothek" in Gestalt der Weizenernte, die am Schwarzen Meer der Ausfuhrmöglichkeit 
harrt, kurzfristige Schatzscheine erworben worden. (Nach den Mitteilungen von Lloyd 
George am 15. Februar 1915 erhielt Rußland 32 Millionen Pfund für den Kauf in 
den Vereinigten Königreichen, wogegen es 8 Millionen Pfund in Gold nach England ge 
sandt hat. Eine weitere Anleihe Rußlands aus dem britischen und französischen Markt 
habe 50 Millionen Pfund erbracht, 10 Millionen Pfund russischer Schatzscheine seien in 
London überzeichnet und sämtliche Aufträge Rußlands an Kriegsmaterial gewährleistet 
worden. Weitere 50 Millionen Pfund kurzfristige Staatsschatzscheine wurden dann An 
sang Juli 1915 aus dem Londoner Markt untergebracht. Vgl. S. 215.) Frankreich 
habe bei England eine finanzwirtschaftliche Anleihe in Höhe von IV2 Milliarden 
Franken gemacht, in kurzfristigen unveräußerlichen französischen Schatzscheinen, die Eng 
land anscheinend zum Zinsfuß der eigenen, englischen Schatzscheine erwarb. Frankreich 
erhöhte als Gegenleistung für diese Deckung seiner englischen und amerikanischen 
Schulden die Goldreserve der Bank von England um 500 Millionen Pfund. Eng 
lands finanzielle Abmachungen mit Italien seien rein wirtschaftlichen Charakters, 
wie es der finanziellen Würde eines Staates wie Italien entspräche, und nur zur 
Deckung der auswärtigen Schulden verwendet worden. „Kurz, es ist eine Finanz 
operation, wie sie einem politischen Bündnis entspricht, das eine Liebes- und keine 
Vernunstheirat ist, und die Deutschland nicht erlaubt, von einem „käuflichen Staat" 
zu sprechen. 
Am 20. Juli 1915 hatte dann Asquith in seiner Begründung des Kreditbegehrens der 
Regierung erklärt, die Anleihen für die Bundesgenossen, die von nun an als Vorschüsse 
in der Art von Anleihen oder als Schenkungen für Zwecke, die mit dem Kriege zu 
sammenhängen, gegeben werden sollten, würden sich noch weiter vermehren in Rücksicht 
auf die Ausdehnung des Krieges und neue Ententen. Genauere Mitteilungen aber 
könnten nicht gegeben werden. 
Es ist erklärlich, daß diese ungeheueren Ausgaben den englischen Staatshaushalt 
stark beeinflußt haben. Bei der Vorlage des Budgets 1915/1916 erklärte Lloyd George 
im Unterhause Ansang Mai 1915, die Gesamtkosten für die ersten acht Kriegsmonate 
betrügen, ohne die Aufwendungen für die Ankäufe von Getreide, Fleisch usw., aber 
mit den Vorschüssen an die Verbündeten 7195,7 Millionen Mark. Die englische Staats 
schuld, die sich bei Ausbruch des Krieges auf 14153 Millionen Mark belief, sei um 9163 
Millionen Mark auf insgesamt 23 316 Millionen Mark angewachsen und erfordere, 
wie englische Blätter hervorhoben, annähernd eine Milliarde Mark jährlich zur Ver 
zinsung. Dabei sind die Aufwendungen für die Schuldentilgung nicht berücksichtigt. 
Sämtliche Ausgaben des Staatshaushalts für das Rechnungsjahr 1915/1916 wurden auf 
22 653 280 000 Mark veranschlagt. Von diesem Betrag hoffe man 5 406 640 000 Mark
	        
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