Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

D i e finanziellen Maßnahmen 
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In den Antworten, die Asquith auf seine Rede erhielt, entlud sich nochmals mit 
elementarer Gewalt die Unzufriedenheit, die sich innerhalb des Plenums des Unter 
hauses gegen das Kabinett und die es stützenden Ausschüsse angesammelt hatte. Sir 
Henry Dalziel zeigte sich darüber erstaunt, daß Asquith, der den großen Vormarsch 
der Verbündeten für den Sommer 1915 angekündigt habe, jetzt die Lage in Flandern 
und Frankreich als völlig befriedigend erkläre, und trotz der überwältigenden Verluste 
vor den Dardanellen, nie eine amtliche Mitteilung darüber ausgegeben worden sei. 
Das Kriegsamt und andere Aemter hätten versagt, das Kabinett besitze nicht mehr das 
Vertrauen von früher. Sir Arthur Markham hob nochmals hervor, daß die Behaup 
tung Asquiths in Newcastle (vgl. S. 302), die Tätigkeit des Heeres werde nicht durch 
den Mangel an Munition beeinflußt, unrichtig gewesen sei; man solle die unfähigen Be 
amten des Kriegsamtes entlassen, die Dummheit des Kriegsamtes sei grenzenlos! Aehn- 
lich äußerten sich Sir Henry Craig (Unionist) und Hodge (Arbeiterpartei). 
Nachdem dann noch Lloyd George Auskunft über die Lage und Aussichten der Muni 
tionsbeschaffung gegeben und betont hatte, daß die Schwierigkeiten groß seien, weil alle 
Lieferungen im Rückstand wären, da nicht genügend Maschinen und Werkzeuge vor 
handen seien, und von den eingetragenen 100 000 Personen nur ein Fünftel zur Verfügung 
stehe, da die anderen für Regierungsarbeiten bereits eingestellt seien, und weil die 
Arbeiter an den Regeln der Gewerkschaften festhielten und die Mithilfe ungelernter 
oder aus anderen Industrien beigezogener Arbeiter ablehnten, vertagte sich das Haus 
bis zum 14. September 1915. 
Im Oberhaus ist nach der Bewilligung des Gesetzes über das Munitions-Ministerium 
am 3. Juli 1915, am 16. Juli auch die Registrierungsbill in dritter Lesung angenommen 
worden, nach längerer Debatte, in der Lord Lansdowne offen aussprach, das Gesetz 
werde die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht erleichtern, die nötig sei, weil die 
Nation den Freiwilligendienst mit seinen Ungerechtigkeiten und Anomalien kaum lange 
dulden werde. Beschwerden über die Verzögerung in der Bekanntgabe der Nachrichten 
vom Kriegsschauplatz, die Lord Weardale vorbrachte, sind von Lord Newton mit dem 
Hinweis aus militärische Rücksichten und die Wünsche der Verbündeten zurückgewiesen 
worden. Die Erledigung des Pensionsgesetzes, das u. a. die Mittel für eine 
ausreichende Versorgung der Witwen und Waisen der Gefallenen, sowie zur Anleitung 
der Verstümmelten in der Benützung künstlicher Gliedmaßen gewähren soll, ist trotz des 
Widerspruchs des Ministers Lord Landsdowne auf den Antrag Balfours verschoben 
worden. Darauf vertagte sich das Haus gleichfalls bis zum 14. September 1915. 
Die finanziellen Maßnahmen 
In der Sitzung des Unterhauses vom 20. Juli 1915 hatte Ministerpräsident Asquith 
einen neuen Kriegskredit von 150 Millionen Pfund (3 Milliarden Mark) beantragt 
und erhalten. Für das laufende Finanzjahr 1915/1916 war damit der Gesamtkredit aus 
650 Millionen Pfund gestiegen, seit Beginn des Krieges auf 1012 Millionen. Denn 
bis zum 31. März 1915 waren dreimal Gelder bewilligt worden: 100 Millionen am 
6. August 1914, 225 Millionen am 1. November 1914 und 37 Millionen am 1. März 
1916, zusammen für 1914/1915 362 Millionen. Für das am 1. April begonnene Finanz 
jahr 1916/1916 waren bereits 250 Millionen am 1. März 1915 und 250 Millionen am 
16. Juni 1915, zusammen 500 Millionen Pfund genehmigt worden. 
Die täglichen Kriegsausgaben des englischen Schatzamtes, die Asquith am 2. März 
1915 im Unterhaus« als auf 2 Millionen Pfund gestiegen bezeichnete, wurden von ihm
	        
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