Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

312 Großbri tannien während des zweiten Kriegshalbjahres 
6. Juli 1915. 
Der frühere erste Seelord, Admiral Sir John Fisher, ist zum Vorstand des 
bei der Admiralität neu geschaffenen Amtes zur Prüfung von Erfindungen 
ernannt worden. 
8. Juli. 
Der Herzog von Teck ist zum militärischen Hilfssekretär im Kriegsamt 
ernannt worden. 
15. Juli 1915. 
Amtliche Mitteilung: Sir Edward Grey, dessen Sehkraft sich durch seinen kurzen 
Urlaub an der Riviera und in Neapel genügend gebessert hat, nahm seine Geschäfte als 
Staatssekretär der Auswärtigen Angelegenheiten wieder auf. Sein Erscheinen im Unter 
haus gab Anlaß zu einer eindrucksvollen demonstrativen Begrüßung aller Parteien. 
Die Tagung des Parlaments vom 4. Juni bis 29.Juli 1915 
In der Eröffnungssitzung des Unterhauses begrüßte Lord Crewe in Vertretung des 
Ministers des Auswärtigen, Sir Edward Grey, den Beitritt Italiens zur Entente. 
Er sagte, wenn auch die Gründe der italienischen Regierung zur Genüge bekannt seien, 
müsse er doch darauf hinweisen, wie sehr die Intervention Italiens zeige, daß Bündnisse, 
wie das einst von ihm eingegangene, die auf politischen Bedürfnissen beruhen, statt auf 
nationalen Sympathien oder aus der Verfolgung eines nationalen Ideals, einer Krise, 
wie sie Italien erlebte, nicht zu widerstehen vermögen. 
Lord Crewe fuhr dann fort: Nunmehr, da wir gemeinsam mit Italien in den Konflikt 
verwickelt sind, werden die zwischen den beiden Ländern bestehenden Bande noch fester 
geknüpft. Es ist mit den Nationen wie mit den Individuen: sie üben eine Anziehungs 
kraft aufeinander aus, die völlig unabhängig ist von ihren materiellen Beziehungen. 
Während mehr als fünf Jahrhunderten haben die Künste und Wissenschaften, das 
ganze Genie Italiens den englischen Geist ganz besonders bezaubert. Während dieser 
ganzen Zeit kamen wir nie in einen Konflikt mit Italien. Wir kämpften im Gegenteil 
Seite an Seite. Doch das ist nicht alles. Unser Land war immer ein wohlwollender 
Zeuge der edlen Kämpfe, die Italien für seine Freiheit und Einigkeit bestand. Keine Ge 
stalt war volkstümlicher in den Straßen von London als jene Garibaldis nach der Bildung 
des Königreichs Italien. Lord Crewe schloß, beide Nationen seien ungeduldig, Schulter 
an Schulter am schließlichen Erfolge teilzuhaben. 
Die Ausnahme des neuen Kabinetts im Unterhause war nicht allzu freundlich. 
Bereits in der ersten Sitzung bei der Debatte über den Gesetzesvorschlag, der die obligatorische 
Wiederwahl der Parlamentsmitglieder, die in das neue Kabinett eingetreten sind, auf 
hebt, ist die Regierung von Liberalen und Unionisten aufs heftigste angegriffen worden. 
Die Koalition sei keine nationale, sondern eine durch parteipolitischen Druck enstandene, 
eine Preffeintrige, eine Schöpfung Lord Northcliffs. Gleichwohl wurde die Bill, in ihrer 
Wirkung beschränkt auf Mai und Juni 1915, vom Unterhaus in allen drei Lesungen 
angenommen, und darauf am 5. Juni auch vom Oberhaus sowie vom König genehmigt. 
Auch in der Sitzung vom 9. Juni kam es zu erregten Auseinandersetzungen, als der 
Liberale Dalziel beanstandete, daß die Minister hinter dem Rücken des Parlaments ihre 
Gehälter untereinander zu gleichen Teilen verteilen wollten. Der Parlamentsbericht 
erstatter der „Daily News" beschreibt die Szene folgendermaßen: „Das Haus war voll 
besetzt und aufgeregt. Asquith geriet in ungewöhnlichen Zorn. Bonar Law saß neben 
ihm mit ernstem, beunruhigtem Gesichtsausdruck. Weiter unten saß Churchill, den Kopf 
in die Hände gestützt. Der Liberale Kellaway rief aus, daß die Verlustliste an diesem 
Tage 100 Tote und Tausende von Verwundeten in Flandern aufweise und fuhr fort:
	        
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