Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

310 Großbritannien während des zweiten Kriegshalbjahres 
rungen die Stellungen des Ministerpräsidenten und des Staatssekretärs für auswärtige 
Angelegenheiten nicht berühren würden, daß keinerlei Aenderung in der Politik des 
Landes im Hinblick auf die Fortsetzung des Kriegs mit allen Mitteln beabsichtigt sei, 
und daß jede Neubildung des Kabinetts, die um des Kriegszweckes willen geschieht, nicht 
als ein Aufgeben der politischen Ideale irgend einer Partei auszulegen sei. 
26. Mai 1915. 
Das neue Kabinett setzt sich folgendermaßen zusammen: Premierminister Asquith, 
ohne Amt Lord Lansdowne, Lordgroßkanzler Sir Stanley Buckmaster, Lord- 
prästdent des Geheimen Rats Lord Crewe, Lordgeheimsiegelbewahrer Curzon, 
Schatzkanzler MacKenna, Jnnenamt Sir John Simon, Auswärtige Angelegen 
heiten Sir Edward Grey, Kolonien Bonar Law, Staatssekretär für Indien Cham- 
berlain, Krieg Lord Kitchener, Kriegsmunition Lloyd George, Erster Lord der 
Admiralität Balsour, Handel Runciman, Präsident der Lokalverwaltung Long, 
Kanzler des Herzogtums Lancaster Churchill, Chefsekretär für Irland Birrell, 
Sekretär für Schottland MacKinnon Wood, Präsident des Ackerbauamts Selborne, 
Erster Kommissar für Arbeit und öffentliche Bauten Harcourt, Präsident des Unter 
richtsamts Henderson, Attorney-General Sir Edward Carson. 
27. Mai 1915. 
Von den noch unbesetzten Ministerposten, die keinen Sitz im Kabinett bedeuten, wurde 
die Stelle des Generalpostmeisters dem Herbert Samuel (liberal) übertragen. Zum 
Finanzsekretär des Schatzamtes ist Edwin S. Montagu wieder ernannt worden (vgl. 
S. 305), zum Solicitor-General der »monistische Abgeordnete Frederick E. Smith 
(konservativ), der „Eye Witness“ des englischen Hauptquartiers (vgl. u. a. V, S. 45). — 
Das Amt des Ersten Seelords der Admiralität erhält der bisherige Chef des Kriegs 
stabes Vizeadmiral Sir Henry Jackson. Sir Arthur Wilson bleibt in der Ad 
miralität als beratender Beamter. 
Lord Robert Cecil ist zum Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt ernannt 
worden, der Arbeiterparteiler Bracse zum Unterstaatssekretär des Ministeriums des 
Innern, vr. Edison zum Unterstaatssekretär im neugeschaffenen Munitionsministerium. 
* * * 
»Nach zehn Monaten Kriegsdauer," schreibt die »Neue Zürcher Zeitung", „hat sich 
nun auch die englische Regierung zu dem Schritte genötigt gesehen, den die französische 
Regierung schon bald nach Kriegsbeginn ausführte (vgl. I, S. 297): sie hat, um ihren 
Einfluß auf eine breitere Basis zu stellen, den Charakter eines Parteikabinetts ausgegeben 
und sich durch Zuziehung oppositioneller Staatsmänner zu einem Koalitionsmini 
sterium umgebildet. Ziemlich lange andauernde, in der Hauptsache hinter den Kulissen 
geführte Verhandlungen haben mit dem Resultat geendet, daß eine Anzahl liberaler 
Regierungsmitglieder durch prominente Angehörige der konservativen Rechten ersetzt 
wurde. Es handelte sich dabei nur um eine Lösung der Regierung von der liberalen 
Partei. Daß nichts Weiteres beabsichtigt war, geht schon daraus hervor, daß die 
leitenden Stellen nach wie vor in liberalen Händen bleiben. Beibehalten wird der 
Premierminister Asquith, beibehalten wird der Leiter der auswärtigen Politik Sir Ed 
ward Grey, beibehalten wird auch Lloyd George, freilich nicht mehr als Kanzler der 
Schatzkammer, sondern in dem neuen Amte eines „Ministers für Munition". 
Von den führenden liberalen Staatsmännern hat neben dem Lordkanzler Haldane 
nur Churchill, der bisherige Marineminister, aus einer leitenden Stellung weichen 
müssen. Es scheint sogar, als wenn dessen Differenzen mit dem ersten Seelord Fisher 
mehr noch als die fehlgeschlagene Alkoholgesetzgebung, die Schwierigkeiten mit den feind 
lichen Fremden und die Angriffe der Northcliffpresse („Evening News" und „Daily
	        
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