Die große Offensive südöstlich der oberen Weichsel bis zum Fall von Warschau 137
zurückzubiegen. Aber weder dieses, noch der äußerste Widerstand der Russen konnte die
Armee v. Linsingen von ihrer Absicht, Cholm und die Bahn zu erreichen, abbringen.
Nach einer der Lage entsprechenden Umgruppierung der Truppen wurde erneut der
Befehl zum Angriff unter Umfassung von Teratyn gegeben und eine Stoßgruppe aus
einer ostpreußischen Division, die schon bei der Südarmee manch Lorbeerreis um ihre
Fahnen gewunden hatte, und Teilen des links von dieser Division befindlichen Korps
zum Durchstoß aus der Gegend von Ubrodowice gebildet. Der Angriff gelang. Am
30. Juli in aller Frühe wurde das äußerst stark befestigte Teratyn genommen, und
kurz darauf ging der Feind vor der ganzen Front der beiden linken Korps der
Armee zurück.
Aber schon nach wenigen Kilometern standen die verfolgenden Truppen dem Gegner
wieder gegenüber, der sich in einer neuen, bereits vorher stark ausgebauten Stellung ge
setzt hatte. Diese neue Stellung verlief von Süden aus der Gegend von Husynne bis Liski,
von dort über Bialoskury durch den Wald, nördlich von Korczewniki vorbei, über Strzelce
— hier mit Vorstellungen auf den Höhen südlich dieses Ortes —, dann weiter über
Busno-Wald nördlich Maziarnia—Wolka-Leszczanska—Pobolowice—Koczow nach Nord
westen. Jetzt galt es, ein längeres Festsetzen des Gegners hier unter allen Umständen zu
verhindern! Sofort wurde wieder der Befehl zum Angriff gegeben.
Die oben erwähnte Stoßgruppe, die zuerst von Ubrodowice aus in nordwestlicher
Richtung vorgegangen war und dadurch mit zur Räumung von Teratyn beigetragen
hatte, schwenkte nun nach Norden um und stieß durch den Wald bis zum Nordrande
durch. Am 31. Juli brach sie aus der Linie Klopot—Busno vor. In heldenhaftem An
sturm wurde die Vorstellung südlich Strzelce gestürmt, und weiter ging es gegen die
Hauptstellung des Feindes. Bereits am Nachmittag desselben Tages wurde nach
heißem Kampfe Strzelce genommen; damit befand sich die Stoßgruppe in der Flanke
und im Rücken der rechts und links von ihr weiterführenden feindlichen Stellung. Der
Durchbruch war also glänzend gelungen! Nun hieß es, ihn ausnutzen!
Sofort schwenkten Teile nach Osten und Westen ein, um den Gegner vor dem anderen
Korps der Armee aufzurollen. Der volle Erfolg konnte nun nicht mehr ausbleiben, und
schon in der Nacht befand sich der Russe, der die ihm drohende Gefahr erkannt hatte,
auf der ganzen Front im Rückzüge in nordöstlicher und nördlicher Richtung.
Die Beute der Bugarmee betrug in diesen 19tägigen Kämpfen: 99 Offiziere (darunter
einen Regimentskommandeur), drei Fähnriche, 21329 Mann an Gefangenen, 31 Ma
schinengewehre, ein Geschütz und zwei Munitionswagen.
Der Rückzug wurde sofort erkannt und der Befehl zur rücksichtslosen Verfolgung ge
geben. Obgleich diese vor manchen Teilen der Armee dadurch erschwert wurde, daß der
Gegner sämtliche Uebergänge über die einzelnen Abschnitte zerstört hatte, gelang es den
Russen doch nicht, sich noch einmal südlich Cholm festzusetzen. Am 1. August 1915 war
diese Stadt und die Bahnlinie in der Hand der Bugarmee."
Die Kämpfe um KraSnostaw
Am 16. bis 19. Juli 1915
„Die Kümpfe um Krasnostaw werden," wie ein deutscher Artillerist, der an den
Kämpfen teilnahm, in einem in der „Täglichen Rundschau" veröffentlichten Feldpostbrief
erzählt, „ein interessantes Kapitel in der Geschichte des Krieges im Osten und ein ruhm
volles Blatt in den Erinnerungen der daran beteiligten Regimenter bilden. Die
russische Stellung zog sich südlich Krasnostaw am Nordufer der Zolkiewka hin. Sanft
fallen von Norden her die Höhen zum Flußtal herab. Nicht in einheitlichem Zuge;
vielmehr in Form zahlreicher, ganz allmählich nach dem Fluß zu verlaufender Aus