Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kamerun 
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(östlich vom Kilimandscharo) besetzt. Die Küste, namentlich die Rufidji-Mündung, ist ständig 
von englischen Kriegsschiffen blockiert. (Ueber die Vernichtung der „Königsberg" vgl. S. 276.) 
Unsere Truppen haben sich durchweg hervorragend bewährt. Verpflegung und Sanitäts 
wesen funktionierten gut. Ein „Rotes-Kreuz"-Komitee und ein Liebesgaben-Komitee 
haben unter Leitung von Frau Gouverneur Schnee größere Summen aufgebracht und 
sich wirksam betätigt. Der Gesundheitszustand der Truppe und Bevölkerung war im 
allgemeinen günstig. 
Die Ruhe unter den Eingeborenen ist — abgesehen von ein paar üblichen Vieh 
räubereien von Warundi, die zur Rechenschaft gezogen wurden — nicht gestört worden. 
Die Haltung der Eingeborenen war, von wenigen Einzelausnahmen abgesehen, loyal, 
die Stimmung der mohammedanischen Bevölkerung enthusiastisch für den deutschen Sieg, 
für den in den Moscheen gebetet wird. Das Angebot von Rekruten aus allen Teilen 
der Kolonie war größer, als eingestellt werden konnten. Unter den Eingeborenen einiger 
Bezirke trat infolge ungünstiger Regenverhältnisse November 1914 bis Januar 1915 
Nahrungsmittelknappheit ein. Die Aussichten wurden indessen, nachdem im Februar 1915 
reichliche Regenfälle eingesetzt hatten, für den größten Teil der Kolonie gut. Die Kopf 
steuern sind im ganzen Schutzgebiet glatt eingegangen und bleiben hinter dem Erträgnis 
des Vorjahres nur unwesentlich zurück. 
Kamerun 
Nach der fünften und sechsten Mitteilung des Reichskolonialamts (abgeschlossen am 30. Juli 
und 20. November 1915) und ergänzenden Berichten (vgl. die Karte H, S. 307.) 
Im Norden und Nordwesten 
Im äußersten Nordwesten des Landes hielt sich die von Hauptmann v. Raben geführte 
3. Kompagnie in der befestigten Stellung bei Mora (vgl. II, S. 308 und IV, S. 303 
sowie 307). Hauptmann Weyse, dem es Ende März gelungen war, mit neun farbigen 
Soldaten die feindliche Linie zu durchschleichen und nach unbemerkter Durchquerung des 
Mandara-Gebirges Garua zu erreichen, berichtete, daß sich die Belagerer nach mehreren 
für sie verlustreichen Stürmen auf die Einschließung beschränkten. 
Vor Garua hatten sich am 14. Januar 1915 englische und französische Truppen 
vereinigt und bei Bogele und Tongo feste Lager bezogen. Ihre Versuche, sich näher 
an die Station heranzuschieben, scheiterten. Nach diesen Mißerfolgen beschränkte sich 
der Gegner auch hier auf lockere Einschließung der Garua-Besatzung. Dabei gelang es 
Hauptmann Frhr. v. Crailsheim, dem Führer der eingeschlossenen Truppen, unbemerkt 
Garua zu verlassen und gegen den englischen Etappenort Gurin, der etwa 40 km 
östlich Zola an einem Arm des Faro gelegen ist, vorzustoßen. Nachdem er sich in 
Tschamba dem von Banyo herbeigeeilten Hauptmann a. D., Bezirks-Amtmann Schipper 
vereinigt hatte, erfolgte am 29. April der Angriff aus Gurin. Der Platz, der 
schon durch seine Lage an einem tiefem Flußlauf hervorragend geschützt ist, war von 
den Engländern zu einem festen Bollwerk ausgebaut, das den notgedrungen ohne hin 
reichende Artillerievorbereitung unternommenen Sturmversuchen trotzte. Hauptmann 
v. Crailsheim kehrte unbelästigt vom Feinde nach Garua zurück. Ein gegen seine Flanke 
versuchter Vorstoß der Engländer von Bogele aus wurde vom Hauptmann d. R. 
Dr. Fuchs, der sich bei Ausbruch des Krieges auf einer geologischen Forschungsreise im 
Schutzgebiet befand, bei Kone zurückgewiesen. 
Am 31. Mai 1915 begann die Beschießung von Garua durch schwere englische Ar 
tillerie, die auf dem Benue herausgeschafft worden war. Die wenigen in Garua befindlichen 
6 om-Gebirgsgeschütze vermochten das schwere feindliche Artillerieseuer nicht wirksam zu
	        
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