Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

I n der Ostsee 
271 
Nach dem Kampfe setzte das Geschwader seine Fahrt nach Norden fort, aber gegen 
10 Uhr vormittags bemerkte es zu seiner Rechten eine Rauchbank, die die Anwesenheit 
eines Panzerkreuzers vom Typ „Roon" und eines leichten Kreuzers vom Typ „Augs 
burg" und von vier Torpedobooten verriet. Unsere Kreuzer begannen sogleich den 
Kamps, der eine halbe Stunde dauerte. Die wiederholt getroffenen feindlichen Kreuzer 
drehten nach Süden ab, und begannen sich zurückzuziehen, während unser Geschwader 
erfolglos von feindlichen Unterseebooten angegriffen wurde. Da erhielt der „Rurik", 
der sich als erster in der Reihe befand, Befehl, den Feind innerhalb 15 Minuten anzu 
greifen. Er begann den Kampf gegen zwei Kreuzer, nämlich den Panzerkreuzer vom 
Typ „Roon" und einen leichten Kreuzer vom Typ „Bremen", der sich soeben dem 
feindlichen Geschwader angeschlossen hatte. Der Kreuzer „Augsburg", der sich seitwärts 
hielt und beim vorhergehenden Kampfe beschädigt worden war, nahm am Kampfe gegen 
den „Rurik" nicht teil. Das Ergebnis des guten Schießens des „Rurik" machte sich 
schnell bemerkbar, denn das Feuer des „Roon" wurde schwächer und von vier Geschützen 
von 8 Zoll antwortete nur noch eines. Gleichzeitig wurden an Bord dieses Schiffes 
Brände festgestellt. Die feindlichen Kreuzer, die ein weiteres Zusammentreffen vermeiden 
wollten, beschleunigten ihre Fahrt und verschwanden im Nebel. Gegen Ende des 
Kampfes wurde der „Rurik" von Unterseebooten angegriffen, aber ohne Erfolg. Die 
Havarien unserer Schiffe sind unbedeutend. Wir hatten keine Toten und nur 11 Matrosen 
verwundet. Als unsere Abteilung sich unserer Küste näherte, wurde sie und die Linien 
schiffe, welche ihr entgegengefahren waren, von Torpedobooten erreicht, um sie gegen 
die bereits vorher von unsern Beobachtungsposten und Wachtschiffen gemeldeten Unter 
seebooten zu schützen. Eines dieser Unterseeboote versuchte den „Rurik" anzugreifen, aber 
das Torpedoboot „Wnimatelny" stellte an seinem hintern Teil Havarien fest, welche die 
große Wirksamkeit des Schießens auf Entfernung bewiesen." 
Die phantastischen Angaben des russischen Berichts sind dann am 7. Juli 1915 in 
der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" von maßgebender Stelle durch die folgende 
Schilderung des Seegefechts richtig gestellt worden: „Unsere leichten Streitkräfte, die in 
der Nacht eine vorgeschobene Stellung besetzt gehalten hatten, fuhren am 2. Juli 1915 
morgens mit südlichen Kursen zurück. Das Wetter war, namentlich nach Osten zu, 
unsichtig, strichweise sogar neblig. Gegen 6 Uhr früh erhielten plötzlich, aus einer im 
Südosten stehenden Nebelbank heraus „Augsburg" und „Albatroß", die in der Nähe 
voneinander standen, Feuer und gewahrten auf 7000 bis 8000 Meter Entfernung die 
undeutlichen Umrisse von vier feindlichen Schiffen, die später als „Admiral Makaroff", 
„Bajan", „Bogatyr" und „Oleg" ausgemacht wurden. „Albatroß", der gegenüber diesen 
großen Kreuzern keine Gesechtskraft besaß und ihnen auch an Geschwindigkeit unterlegen 
war, erhielt Befehl, sich nach der schwedischen Insel Gotland zurückzuziehen, während 
„Augsburg" die beiden weiter östlich stehenden Kreuzer „Roon" und „Lübeck" herbeirief 
und inzwischen im Vertrauen auf ihre höhere Geschwindigkeit versuchte, das Feuer der 
Gegner von „Albatroß" ab und aus sich zu lenken, und den Feind in Richtung der heran 
kommenden Verstärkung zu ziehen. Die feindlichen Kreuzer ließen aber nicht von 
„Albatroß" ab, sondern vereinigten auf ihn ihr heftigstes Feuer. Ein Entkommen aus 
dem feindlichen Feuerbereich war für ihn wegen seiner geringeren Geschwindigkeit nicht 
möglich. Nach zweistündigem Gefecht, das die Russen trotz ihrer Ableugnungen auch 
nach Erreichen der schwedischen Hoheitsgewässer nicht abbrachen, mußte der Kommandant 
sein von zahlreichen schweren Treffern leckgeschossenes und in sinkendem Zustande be 
findliches Schiff bei Oestergarn auf den Strand setzen. 
Während dieses Vorganges waren zunächst „Lübeck", dann „Roon" aus östlicher Rich 
tung in dem unsichtigen Wetter aus den Kanonendonner mit höchster Fahrt zulaufend,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.