Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

270 Der Seekrieg von Mitte Mai bis August 1915 
zu Kriegsanfang ausgezeichnet habe, wurde dem Wolffbüro von zuständiger Stelle am 
22. Juli 1915 abermals mitgeteilt, daß in der Ostsee bisher überhaupt kein deutsches 
Kriegsschiff durch ein feindliches Unterseeboot zum Sinken gebracht worden ist. 
Daß englische Tauchboote das Kattegat durchfahren hatten und sich bereits seit Mitte 
Oktober 1914 in der Ostsee aushielten, geht daraus hervor, daß schon am 18.Oktober 1914 
das dänische Torpedoboot „Havmanden" vor Gilleleje von einem englischen Tauchboot an 
gegriffen worden war. Den Winter über sollen die englischen Unterseeboote in Helstngfors 
blockiert geblieben sein. Nach der Einnahme von Libau haben die zwei englischen und 
drei russischen U-Boote, die sich nach einem Bericht des italienischen Kriegsberichterstatters 
Magrini aus Petersburg in der Ostsee befanden, die Einbuchtungen der Inseln Oesel 
und Dagö als Basis ihrer Operationen zum Schutze von Riga benutzt. 
Das Seegefecht bei Gotland und die Vernichtung von S. M. S. „Albatroß" 
am 2. Juli 1915 
Meldung des deutschen Admiralstabs vom 3. Juli 1915: Auf der Rückkehr von 
einer Vorpostenstellung traf am 2. Juli 1915 gegen 6 Uhr morgens ein Teil unserer leichten 
Ostseestreitkräfte, die ihrer Aufgabe gemäß in aufgelöster Ordnung fuhren, zwischen Gotland 
und Windau bei strichweise unsichtigem Wetter auf russische Panzerkreuzer. Es entspannen 
sich Einzelgesechte, in denen unsere schwächeren Streitkräfte versuchten, den Gegner in den 
Bereich der Unterstützungen zu ernsterem Kampfe zu ziehen. Im Verlaufe dieser Einzelgefechte 
vermochte S. M. S. „Albatroß" nicht, den Anschluß an die eigenen Streitkräfte wieder 
zu gewinnen. Nach zweistündigem schwerem Kamps gegen vier Panzerkreuzer, die mit 
der Beschießung auch innerhalb der schwedischen Hoheitsgewässer fortfuhren, mußte das 
Schiff infolge zahlreicher Treffer in sinkendem Zustande bei Oestergarn auf Gotland aus 
den Strand gesetzt werden. Es hatte 21 Tote und 27 Verwundete, deren sich die 
schwedischen Behörden und Einwohner in menschenfreundlicher Weise annahmen. 
Die „Petersburger Telegraphenagentur" veröffentlichte am 5. Juli 1915 aus Grund von 
amtlichen Mitteilungen olgenden Gefechtsbericht: „Am 1. Juli 1915 trafen die Kreuzer 
„Rurik". „Makaroff", „Baian", „Bogatyr" und „Oleg", die von Operationen in der südlichen 
Ostsee zurückkehrten, in tiefer Dunkelheit gegen 8 Uhr früh zwischen Gotland und der 
Küste von Kurland auf ein feindliches Geschwader, bestehend aus einem leichten Kreuzer 
vom Typ „Augsburg" und einem Minenlegkreuzer vom Typ „Albatros" und drei Ge 
schwadern Torpedobooten. Unsere Schiffe leiteten sogleich einen Kamps ein, indem ste dem 
Feinde den Rückzug abzuschneiden suchten. Während des beginnenden Artilleriekampfes 
griffen die feindlichen Torpedoboote die Spitze unserer Kolonne an, wurden aber durch 
unser Feuer zurückgetrieben. Die vom Feinde abgeschossenen Torpedos verfehlten ihr 
Ziel. Die tiefe Dunkelheit verbarg von Zeit zu Zeit den Umriß der feindlichen Schiffe 
und verhinderte ein genaues Schießen. Trotzdem ließ eine halbe Stunde nach Beginn 
des Kampfes der Kreuzer vom Typ „Augsburg" das andere langsamere Schiff im 
Stich und entkam unter Benutzung des sehr dicht gewordenen Nebels in südlicher Rich 
tung. Die feindlichen Torpedoboote wiederholten ihre Angriffsversuche mehrmals, wurden 
aber stets durch das heftige Feuer unserer Kreuzer aufgehalten. Um den „Albatroß" zu 
schützen, bediente sich das Torpedoboot während des Kampfes eines Rauchvorhanges, der 
das beschossene Schiff hinter sich verbarg. Gegen 9 Uhr früh war dem „Albatroß" der 
Vordermast weggeschossen. Er begann reichlich auszuwerfen und neigte sich leicht nach 
Backbord, beschrieb mehrere Kreise, strich die Flagge und nahm Richtung auf die Küste. 
Als der „Albatroß" erkannte, daß er havariert war, näherte er sich schnell den neutralen 
Gewässern. Unsere Kreuzer stellten das Feuer ein. Der „Albatroß" befand sich kurze 
Zeit darauf in der Bucht von Gotland hinter dem Leuchtturm von Oestergarn.
	        
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