Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

I n der Nordsee 
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Meldung der britischen Admiralität: In der Nähe von Ramsgate, 
Brentwood und gewissen anderen Orten in der Nachbarschaft Londons 
wurden während der Nacht Zeppeline gesichtet. Während ihres Raids warfen sie etwa 
90 Bomben an verschiedenen, nicht weit auseinander liegenden Orten. Eine Anzahl 
Feuersbrünste brach aus, von denen aber nur drei so stark waren, daß die Dienste der 
Dampfspritzen benötigt wurden. Alle Feuersbrünste wurden rasch und wirksam be 
kämpft und nur einmal war Distriktsalarm nötig. Sie wurden alle durch Zündbomben 
verursacht. Keine öffentlichen Gebäude, aber viele Privatgebäude wurden beschädigt. 
Das Pressebüro fügte bei, es lasse sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob die Brände 
mit dem Besuche der Luftschiffe im Zusammenhang standen und warnte ausdrücklich vor 
der Bekanntgabe aller näheren Angaben. Von einer Persönlichkeit, die in der Nacht 
dieses Zeppelinbesuchs in London weilte, erfährt die „Kölnische Volkszeitung", daß nicht 
nur die Vororte, sondern auch London selbst mit Bomben belegt wurden. Der Angriff 
erfolgte kurz vor 11 Uhr nachts; eine ganze Anzahl von Bomben ist im östlichen Stadt 
teil, unweit der großen Londoner Docks, niedergegangen, eine Bombe in der Liverpool 
Street, wo drei Häuser zertrümmert worden sind. Besonders schwer ist die Gegend 
um die Broadstreet und Liverpool Streetstation mitgenommen worden, da die dort 
befindliche Eisenbahnbrücke, die über ein breites Schienenseld führt, zerstört wurde. Durch 
polizeiliche Absperrungen wurde das Betreten dieser Gegend auf mehrere Tage verboten. 
Die bis zum anderen Mittag dauernden Brände verursachten großen Schaden. 
Wie der Amsterdamer Korrespondent des Wolffschen Büros von verläßlicher Seite 
erfuhr, erreichte ein Zeppelin Finchley im äußersten Norden von London, er muß also 
den größten Teil der Stadt überflogen haben. Der angerichtete Schaden soll bedeutend 
größer sein als zugegeben wird. Darauf läßt auch ein Leitartikel der „Times" vom 
1. Juni 1915 schließen, in dem es heißt: „Wir möchten vorschlagen, daß, wenn der 
Luftangriff sich wiederholt, was sicher geschehen wird, die Zahl der Todesfälle sobald 
als möglich veröffentlicht wird. Viele wilde Gerüchte liefen gestern im ganzen Lande 
um. Das Prahlen mit Londons Ruhe bei dem Angriff macht aus urks keinen Ein 
druck, denn die große Masse der Bevölkerung erfuhr erst durch die Morgenblätter von 
dem Angriff. Auch der Spott, daß die Luftschiffe nur wenig Schaden anrichteten, 
macht keinen Eindruck auf uns, denn es ist klar, daß die Besuche der deutschen Luft 
schiffe bisher nur Versuche waren. Der Deutsche ist ein sehr seriöser und beharrlicher 
Mensch. Es wäre für die Nation als Ganzes gut, wenn wir ihn ernst nähmen." 
5. Juni 1915. 
Meldung des deutschen Admiralstabs: Inder Nacht vom 4. zum 5. Juni führten 
unsere Marineluftschiffe Angriffe gegen die befestigte Humbermündung und den 
Flottenstützpunkt Harwich aus. Die Hafenanlagen von Harwich wurden ausgiebig 
und mit gutem Erfolg mit Bomben belegt. Zahlreiche starke Brände und Exvlostonen, 
darunter eine besonders heftige, von einem Gasbehälter oder Oeltank herrührend, wurden 
beobachtet. Ferner wurde eine Eisenbahnstation mit Bomben beworfen. Unsere Luft 
schiffe sind heftig durch Land- und Schiffsgeschütze beschossen, aber nicht getroffen worden. 
Sie sind wohlbehalten zurückgekehrt. 
7. Juni 1915. 
Meldung des deutschen Admiralstabs: In der Nacht vom 6. zum 7. Juni 
führten unsere Marineluftschiffe erfolgreiche Angriffe gegen die Docks von Kingston 
und Grimsby amHumber aus. Sie kehrten trotz starker Beschießung unbeschädigt zurück. 
Meldung der britischen Admiralität: Sonntag nacht besuchte ein Zeppelin 
die Ostküste und warf Brand- und Explosionsbomben ab, die an zwei Stellen Brände 
verursachten. Fünf Menschen wurden getötet, 40 verwundet.
	        
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