Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Von der „Friedenssehnsucht" Oesterreich-Ungarns 263 
Anfang Mai 1915. 
Kaiser Franz Josef hat dem Präsidenten des ungarischen Abgeordnetenhauses, dem 
Honvedhusarenrittmeister Paul v. Beöthy für vor dem Feind bewiesene Tapferkeit das 
Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration verliehen. 
3. Mai. 
Kaiser Franz Joses hat nachstehendes Handschreiben erlassen: „Lieber Admiral 
Haus! In neuerlicher Anerkennung Ihres verdienstvollen. Meine brave Kriegsmarine 
in Ihrem tatensreudigen Geiste fördernden Wirkens verleihe Ich Ihnen das Militär 
verdienstkreuz erster Klasse mit der Kriegsdekoration." 
26. Mai. 
Kaiser Franz Josef bat folgendes Handschreiben erlassen: „Lieber Herr Schwieger 
sohn Erzherzog FranzSalvator! Als Generalinspektor der freiwilligen Sanitäts 
pflege und als Protektorstellvertreter des Roten Kreuzes haben Euer Liebden seit Kriegs 
beginn durch besondere Initiative und zielbewußtes, ersprießliches Handeln Hervorragendes 
geleistet, unermüdlich beispielgebend gewirkt. Dankbar erkenne Ich dies an und spreche 
Ihnen Meine belobende Anerkennung aus." 
24. Juni. 
Kaiser Franz Joses hat dem Thronfolger Erzherzog Karl Franz Josef das 
Großkreuz des St. Stephanordens verliehen. 
17. Juli 1915. 
Kaiser Franz Josef hat den Thronfolger, Erzherzog Karl Franz Joses, 
zum Generalmajor und Kontreadmiral ernannt. 
Vonder„Fnedenssehnst»cht" Oesterreich-Ungarns 
Das Wiener „Fremdenblatt" schrieb halbamtlich am 5. Juni 1915: „Schon wenige 
Wochen nach Ausbruch des Krieges tauchten in den Zeitungen des Dreiverbandes Mel 
dungen aus, daß Oesterreich-Ungarn einen Sonderfrieden anstrebe, da es an einer er 
sprießlichen Fortführung des Kriegs verzweifle und einer Katastrophe vorzubeugen wünsche. 
Aehnliche Meldungen wurden dann in ununterbrochener Folge verbreitet. Bald sollte die 
österreichisch-ungarischeGroßmachtdenübermächtigen Drang verspürt haben, die „Verzeihung" 
des unwiderstehlichen Serbiens zu erlangen; bald wandten sich angeblich ihre sriedenssehn- 
süchtigen Blicke nach Petersburg. Das einemal wurden die Friedenswünsche der ungarischen 
Nation zugeschrieben, die, solange es noch möglich sei, ihr Los von Oesterreich trennen 
wolle; das anderemal war es Oesterreich, das, durch zu wenig ausgiebige deutsche Hilfe 
enttäuscht, Schritte unternommen haben sollte, um eine raschere Beendigung des Krieges 
herbeizuführen. Es gibt bald keine Stelle im Feindesland, an der man nicht Oesterreich- 
Ungarn mit der dringenden Bitte um gnädigen Frieden auftreten ließ. Wir sollen den 
Papst um Vermittlung gebeten, Graf Tisza soll in London angeklopft haben, der und 
jener neutrale Balkanstaat soll mit der Frage heimgesucht worden sein, ob er nichts für 
uns tun könne, und Erzherzog Karl Franz Joseph und unser Minister des Aeußern 
kamen während des Krieges niemals mit dem deutschen Kaiser oder seinen Ratgebern 
zusammen, ohne daß hierdurch eine Neuauslage jener Erfindungen heraufbeschworen 
worden wäre. 
Die österreichisch-ungarische Regierung wies unzähligemale alle Meldungen über ihr 
zugeschriebene Friedensabfichten in schärfster Form zurück, so daß selbst dem feindlichen 
Ausland das Treiben manchmal zu dumm wurde. Anfangs Februar 1915 trat der 
englische Publizist Dillon dem Friedensgerede entgegen. Und im April 1915 wies Struwe 
in der „Birschewyja Wjedomosti" daraus hin, daß die Gerüchte über einen Sonder-
	        
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