Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Vom Kaiser Franz Joses 
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den Fahnen zu schicken, in einsichtiger Anpassung an die Bedürfnisse der Kriegszeit, in 
hingebender Fürsorge für die Opfer des Kampfes ihren hohen Patriotismus und ihre 
altbewährten staatsbürgerlichen Tugenden aufs neue glänzend bewiesen. Diese wohltuende 
Erfahrung stärkt Meine Zuversicht, die in dem Vertrauen aus die in heldenmütigen 
Taten neuerlich so ruhmvoll erprobte Tüchtigkeit Meiner Wehrmacht fest begründet ist. 
Unter der Leitung Meiner Regierung, die sich in dem Bestreben, alle Kräfte in den 
Dienst des uns allen gemeinsamen Zweckes zu stellen, nach wie vor mit Meiner unga 
rischen Regierung begegnet, wird die Bevölkerung auch fernerhin mit Gut und Blut 
fest zum geliebten Vaterlande stehen. Ich bin dessen gewiß, daß ihr nach Abschluß des 
Krieges, dessen schwere Lasten sie bis ans Ende zu tragen freudig entschlossen ist, in 
dem mit der Hilfe des Allmächtigen zu erringenden Frieden der Lohn aller Mühen, 
Leiden und Gefahren des treu und beharrlich ausgefochtenen Kampfes beschieden 
sein wird. Dieses beauftrage Ich Sie mit dem Ausdrucke Meiner wärmsten Anerkennung 
und Meines wärmsten Dankes der Bevölkerung zur Kenntnis zu bringen." 
8. März 1915. 
Kaiser Franz Joses hat einen Brief an die Kinder seines Reiches gerichtet; 
gewiß eine der menschlich schönsten Aeußerungen in diesem Krieg. Der Brief lautet: 
„An die lieben Kinder unseres Reiches! Wenn ich an der Schwelle des Grabes in so 
ernster Stunde an euch mich richte, geliebte Kinder, geschieht es aus mehrfachen Gründen. 
Einmal wäret ihr immer die Freude und der Trost, ja oft in schweren Zeiten meines 
langen Lebens der einzige Trost und die einzige Freude eures Kaisers und Königs. 
Wenn ich euch sah, traf mich in den Schatten meines Daseins ein Sonnenstrahl. Ihr 
seid es, Kinder, die dem Herzen eures Kaisers und Königs am nächsten stehen, die 
Blumen meines Reiches, die Zierde meiner Völker und der Segen ihrer Zukunft. Aber 
nicht bloß eurem Kaiser und König steht ihr am nächsten, noch einem, vor dem auch die 
Mächtigsten dieser Welt hilflose Geschöpfe sind, Gott unserem Herrn; in euren Augen 
strahlt noch das Licht des Schöpfungsmorgens, um euch ist noch Paradies und Himmel. 
Gott ist allmächtig, in seiner Hand liegt das Schicksal aller Völker. Seinem Willen 
beugt sich alles und nach ihm lenken sich die Sterne und die Menschen. Daß diese 
allmächtige Gotteshand Oesterreich-Ungarn hüte und bewahre, es über seine zahlreichen 
Feinde siegen und im Siege erstarken lasse, zu Gottes Ehre und Verherrlichung, das 
ist noch das einzige, was mir nach einem an Trübsal reichen Leben zu wünschen übrig 
bleibt. Es war mein Wunsch, als ich so jung und hoffnungsselig auf den Thron 
meiner Väter stieg, es wird mein Wunsch sein, der vielleicht bald auf meinen sterbenden 
Lippen als das Wort der letzten Liebe und Sorge für meine Länder, meine Völker 
verweht. Gott lenkt alles, so wie er will. Wir Menschen vermögen nichts außer ihm 
und ohne ihn. Da ihr, lieben Kinder, Gott zunächst steht, bittet euch euer Kaiser und 
König, betet, daß er uns segne und unserer Sache seine Gnade schenke. Gott erhört 
das Gebet der Unschuld, weil er sie liebt, in ihr sein Bild erkennt. Darum lasset nicht 
ab, zu beten mit gefalteten Händen, ihr Kleinen und ihr Kleinsten. Wenn des Reiches 
Kinder für ihr Vaterland beten, weiß ich, unser Stern steht gut. Darum seid ihr mit 
teilhaft am Sieges- und Ehrentage des Reiches. Ihr habt den Segen herabgefleht aus 
unsere Fahnen, auf unser Heer. Liebe Kinder, vergeßt nicht das Reich, dem ihr aus 
Erden angehört, und seinen alten Kaiser." 
29. April 1915. 
Kaiser Franz Josef hat angeordnet, daß jedem, dem er für Verdienste im gegen 
wärtigen Kriege einen Orden oder das Militärverdienstkreuz verleihe, hierüber ein be 
sonderes, mit des Kaisers Unterschrift versehenes Diplom ausgefertigt werde, das ihm 
und den Seinen zugleich ein Erinnerungsblatt sei.
	        
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