Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Von der äußeren Politik Serbiens 
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Die Zustände in Neuserbien 
Die Willkürherrschast der Serben in Mazedonien, die bereits früher geschildert wurde 
(vgl. IV, S. 31), blieb nach wie vor für die bulgarische Bevölkerung dieser Gebiete un 
erträglich. So kam es in den Ostertagen des Jahres 1915 zu einem Bandenausstand, 
bei dem am 3. April die Bahnlinien Saloniki—Wajandowo sowie Gewgheli—Saloniki 
unterbrochen, die serbischen Blockhäuser bei Wajandowo angegriffen und den Serben 
zwei Geschütze genommen wurden. Als Truppenverstärkungen aus Uesküb und Gewgheli 
eintrafen, mußten die Aufständischen, die sich während des ganzen Tages in ihren Dörfern 
gehalten hatten, vor dem Artillerie- und Jnfanteriefeuer zurückweichen und über die 
Grenze nach Bulgarien fliehen, wo sie entwaffnet wurden. Schließlich hatten sich 
nahezu 12000 Bulgaren und Türken vor der Rache der Serben nach Strumiza gerettet. 
Das Elend hatte sie geeint, die früheren Gegensätze vergessen lassen. Nun warteten sie 
auf die Befreiung Serbisch-Mazedoniens. 
Die serbische Regierung richtete darauf eine Beschwerde an den bulgarischen 
Ministerpräsidenten, in der sie die Bestrafung der verantwortlichen Urheber verlangte. 
Doch selbst das „Petit Journal" mußte der Meldung beifügen, die serbische Regierung 
hätte gewiß andere Maßnahmen ergriffen, wenn sie von der Verantwortung der bul 
garischen Regierung überzeugt gewesen wäre. Die „Agence Bulgare" aber ver 
öffentlichte einen amtlichen bulgarischen Bericht, der sich zunächst gegen die 
in der ausländischen Presse wiedergegebene falsche Darstellung der Zwischenfälle 
in Wajandowo wendet und dann fortfährt: „Wir versichern rundweg, daß die Lage 
in Mazedonien infolge der von den serbischen Behörden geübten Schreckensherr 
schaft ganz unerträglich ist. In den letzten drei Monaten wurden im Gebiete von 
Malesch 93 Personen getötet, 360 körperlich gezüchtigt, 230 Frauen geschändet und 
160 Personen ins Gefängnis geworfen. Im Gebiete Kotschana wurden sieben Personen 
getötet, 420 gezüchtigt, 20 Personen sind infolge schlechter Behandlung gestorben, 135 
Frauen vergewaltigt, 542 Personen eingekerkert. Im Gebiete von Radowitsch sind 
85 Personen getötet, mehr als 200 Personen mißhandelt worden, 12 Personen sind in 
folge grausamer Behandlung gestorben. Die Namen der meisten Opfer wurden von 
den Sofiaer Blättern veröffentlicht. Diese schrecklichen Tatsachen sind eine beredte Be 
stätigung der in Mazedonien herrschenden unmenschlichen Regierungsart. Wird man in 
Nisch den Mut haben, diese Tatsachen abzuleugnen? Da man gleichwohl wagt, durch 
lügenhafte Behauptungen die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung abzulenken, 
machen wir noch einmal, vielleicht das tausendstemal, den Vorschlag, eine internationale 
Untersuchung einzuleiten, die, falls sie zustande kommt, ohne Zweifel die Hölle aufdecken 
wird, in der gegenwärtig die unglückliche mazedonische Bevölkerung zu leben gezwungen ist." 
Von der äußeren Politik Serbiens 
Personalien 
19. und 20. Februar 1915. 
Der stanzösische General Pau ist aus der Reise nach Rußland in Nisch eingetroffen (vgl. 
VH, S. 271) und wurde unter dem Jubel der Bevölkerung am Bahnhof von dem Minister 
präsidenten Pasitsch empfangen. General Pau überreichte dem serbischen Thronfolger 
die französische Militärmedaille, und erhielt von ihm anläßlich eines Banketts sein eigenes 
Kreuz des Karageorgewitsch-Ordens mit dem Schwert. 
18. März 1915. 
Der englische General Paget wurde in Zaribrod im Namen des Ministerpräsidenten 
von Paulowitsch empfangen und auf dem Bahnhof in Nisch von Pasitsch bgrüßt. General
	        
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