Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

218 Rußland während des zweiten Kriegshalbjahres 
sie die Lebensweise und den Beruf des Landmanns kennen lernen würden. Die Errich 
tung dieser Heime, die von der Staatskasse subventioniert werden sollen, ist den 
Semstwos auferlegt worden. 
Der allgemeine Kriegsbettag 
Die Führer der „Schwarzen Hundert" hatten den Oberprokurator des Heiligen Synods, 
Ssabler Anfang Juni 1915, gebeten, einen allgemeinen Buß- und Bettag für 
ganz Rußland anzuordnen. Als solcher ist darauf der 21. Juli 1915 festgesetzt worden. 
In sämtlichen Kirchen wurde nach dem Gottesdienst ein Aufruf des Synods vorgelesen, der 
die Gläubigen ermahnte, Gott anzuflehen, den russischen Waffen rasch den Sieg zu ver 
leihen. Außerdem fanden in allen Städten feierliche Gottesdienste auf öffentlichen Plätzen 
statt, und zahlreiche Prozessionen durchzogen die Straßen. Auch in Zarskoje Sselo wurde 
auf dem offenen Platz vor der Theodorkirche ein Gottesdienst abgehalten, an dem sämt 
liche Geistliche der Stadt, die ganze kaiserliche Familie, die Großfürstinnen Maria 
Pawlowna und Viktoria Feodorowna, alle Militär- und Zivilbehörden, sowie Offiziere 
und Mannschaften des kaiserlichen Gefolges teilnahmen. 
Von dm Beziehungm zu den alliierten 
und neutralen Staaten 
Personalien 
8. März 1915. 
Der russische Botschafter in Rom, Krupenski, ist auf sein Ansuchen hin abberufen 
worden. An seiner Stelle wurde der ehemalige Botschafter in Konstantinopel, Michael 
v. Giers, zum Botschafter in Rom ernannt (vgl. VI, S. 265). Ueber die Tätigkeit 
Krupenskis in Rom vor der italienischen Kriegserklärung vgl. u. a. VI, S. 257 u. 279; 
über den Aufenthalt des neuen Botschafters v. Giers in Risch VI, S. 267 u. IX, S. 234. 
Ende März. 
Der ftanzösische General Pau, der mit besonderer Mission nach Rußland entsandt 
worden war, ist über Athen—Saloniki—Belgrad und Bukarest nach Petersburg gereist, 
wo er am 1. März, von einem zahlreichen Publikum begeistert begrüßt, eintraf. Am 
15. März weilte er in Warschau und begab sich von dort ins Hauptquartier, um dem 
Generalissimus, dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, die französische Militärmedaille 
zu überreichen, nach anderen Meldungen, um der russischen Heeresleitung die Notwendig 
keit der Wiederbesetzung deutschen Gebietes nahezulegen oder dem Großfürsten Nikolai 
Nikolajewitsch als Berater zur Seite zu stehen. 
Der Großfürst soll, wie der „Täglichen Rundschau" aus Bukarest gemeldet wurde, 
den französischen General außerordentlich schlecht empfangen und zwar für die freund 
lichen Ratschläge gedankt, zugleich jedoch zu verstehen gegeben haben, daß es wohl an 
gebrachter sein würde, Joffre und French zu zeigen, wie man die Deutschen aus Frank 
reich und Belgien vertreibe. Er würde mit den Deutschen in Rußland schon allein fertig 
werden und wolle eine derartige schätzenswerte Kraft, wie Pau es doch sei, aus keinen 
Fall den Herren der Verbündeten im Westen, die sicher keinen Ueberfluß an guten 
Führern hätten, entziehen. Jedenfalls hat General Pau für weiteste Kreise überraschmd 
bereits am 24. März 1915 die Heimreise über Bukarest—Sofia—Athen wieder angetreten 
(vgl. VII, S. 271, 272). 
8. Juli 1915. 
Fürst Trubetzkoi ist seines Amtes als Gesandter in Serbien enthoben worden.
	        
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