Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

258 Belgien während des zweiten Kriegshalbjahres 
des Kriegsmaterials anbetrifft, ist sie, wie die der Finanzen, seit langer Zeit gelöst. Die 
belgische Armee besitzt gegenwärtig für das Feld sechsmal mehr schwere Artillerie, als 
sie bei Kriegsbeginn in den befestigten Plätzen hatte; alles übrige steht dazu im richtigen 
Verhältnis. Wegen der Erhaltung des Wertes der belgischen Armee auf dem gewünschten 
Niveau hegt der belgische Kriegsminister keine Sorge. Die belgische Armee nimmt es 
aus sich, es jeden Tag den Deutschen zu zeigen. Diese haben übrigens mehr als einmal 
den Wert der belgischen Armee an der Iser kennen gelernt, wo es ihnen nicht gelang, die 
belgische Front zu durchbrechen, trotz der verbrecherischen Anwendung von erstickenden Gasen." 
39. Juli 1915. 
Angesichts der Unmöglichkeit, die belgischen Kammern einzuberufen, bildete König Albert 
auf Vorschlag des Finanzministers aus Vertretern der verschiedenen Ministerien zur 
Regelung finanzieller Fragen einen gemischten Budgetausschuß. 
Militärische Maßnahmen 
10. April 1915. 
Ein großer Teil der belgischen Armee hat eine neue feldgraue Uniform erhalten. 
Das Grau ist ziemlich dunkel und geht ins Bräunliche. Der Rock ist ohne jede Ver 
zierung, einreihig und mit Tuchknöpfen versehen. Als Kopfbedeckung dient eine gleich 
falls dunkelgraue Kappe mit Ohrenschützern, die heruntergeklappt werden können. 
29. April. " 
Infolge des unerwarteten deutschen Vorstoßes in Flandern ist das belgische Haupt 
quartier aus Furnes (Veurne) nach Frankreich verlegt worden. 
1. Mai. 
Wie aus dem belgischen Hauptquartier gemeldet wird, umfaßt die kürzlich neu reor 
ganisierte belgische Armee sechs Divisionen, die sämtlich von neuernannten Generalen 
befehligt werden. Wie stark jede Division ist, wird nicht mitgeteilt. Früher zählte eine 
belgische Division 20000 Mann. 
1. Juni. 
Die belgische Regierung in Le Havre hat ihre Vertretungen im Ausland angewiesen, 
Belgiern keine Pässe mehr nach Holland und der Schweiz auszustellen, um ihnen die 
Rückkehr nach ihrer Heimat unmöglich zu machen. Sie warnt darin in einer nicht miß- 
zuverstehenden Weise vor Gefahren, die den Männern drohen, welche die Deutschen als 
waffenfähig betrachten. 
Von deutscher Seite wurde darauf halbamtlich erwidert: Der deutsche General 
gouverneur hat bei'früheren Anlässen unzweideutig kundgetan, daß kein Belgier, der sich 
den deutschen Verordnungen fügt, etwas für seine persönliche Freiheit zu befürchten habe. 
Die auferlegte Meldepflicht für frühere Angehörige des belgischen Heers bezweckt lediglich 
eine Kontrolle. Eine Einstellung von Belgiern in das deutsche Heer kann gar nicht in 
Frage kommen. Das deutsche Heer ist ein Volksheer; in ihm haben Fremde keinen Platz. 
17. Juni. 
Die belgischen Aushebungsausschüsse beginnen am 21. Juni die Arbeiten für die 
Aushebung des belgischen Kontingentes für 1915 in Frankreich. Alle tauglich befundenen 
Belgier vom 18. bis 25. Jahre werden sofort in Ausbildungslager gebracht. Die Zahl 
der eingetragenen Belgier beträgt über 15000. 
30. Juli 1915. 
Die belgische und die französische Regierung haben ein Abkommen getroffen, wonach 
alle Belgier von 18 bis 36 Jahren, die ihrer Militärpflicht nicht nachgekommen sind, in 
Frankreich von der Polizei aufgesucht und zwangsweise den belgischen Militärbehörden 
zugeführt werden sollen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.