Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

256 Die Ereignisse an der Westfront von Mai bis August 1915 
wachfreie Nächte haben, augenblicklich den Einwohnern ihre Gärten; die Trainkolonnen 
führen Mist aus die Felder und pflügen sie, man besorgt den Gemeinden Saatgut usw... 
Ueber das „Kriegsgeld im besetzten Nordsrankreich" veröffentlichte Dr. 
Julius Hirsch Anfang April 1915 in der „Zeitschrift für Handelswissenschaftliche For 
schung" (7.-8. Heft, 9. Jahrgang, G. A. Gloeckner Verlag, Leipzig) eine Studie, der 
wir folgende Einzelheiten entnehmen: „Der Bedarf an Zahlungsmitteln in den okku 
pierten, von den heimischen Zentralstellen abgeschnittenen Gebieten Frankreichs wurde 
durch die Ausgabe von vier verschiedenen Kategorien von Geldzeichen gedeckt. Zu 
nächst gaben die Gemeinden zur Zahlung von Kriegsunterstützungen und anderen 
Ausgaben kommunale Kassenscheine aus. Diese Scheine waren meist sehr primitiv ge 
druckt, gegen Mißbrauch und Fälschung kaum mit irgendeinem Schutz versehen und in 
der Regel mit der unbestimmten Klausel „zahlbar nach dem Kriege" versehen. Da auch 
ganz kleine Gemeinden (z. B. Matigny mit 900 Einwohnern) in dieser Form Geld aus 
gaben, wurde die Zirkulation bald überaus bunt. 
Diesem Uebelstand abzuhelfen war die zweite Kategorie des Kriegsgeldes bestimmt, 
die als gemeinsame Anleihe ausgegebenen Kassenscheine sämtlicher Gemeinden eines 
Arrondissements. Diese Bons sind technisch vollkommener, ein Bankier führt die Aus 
gabekontrolle für ganz Nordsrankreich und die Fälligkeit ist, z. B. im Arrondissement 
Valenciennes, auf den vierten Monat nach Friedensschluß festgesetzt. Dienten diese 
beiden Arten Bons in erster Linie den öffentlichen Körperschaften, so waren die Noten 
der Sparkassen, in denen Sparguthaben ausgezahlt wurden, und die Noten der Handels 
kammern, in denen Darlehen gegen Verpfändung von Wertpapieren und sicheren Bank 
guthaben gewährt wurden, bestimmt dem Zahlungsmittelbedarf der Privaten. Der recht 
liche Charakter dieser in der Not entstandenen Geldzeichen birgt zahlreiche Probleme in 
sich; trotzdem wurden alle diese Scheine in den besetzten Gebieten ganz allgemein als 
vollwertiges Zahlungsmittel angenommen." 
Die französische Presse in den von den Deutschen besetzten Teilen des nördlichen Frank 
reichs wird durch die „Gazette des Ardennes" verkörpert. In der französischen 
Bevölkerung, die völlig abgeschlossen war von den Ereignissen in der Welt, trat bald 
nach der Besetzung Nordfrankreichs der lebhafte Wunsch nach dem Bezüge von Zeitungen 
hervor. Es war ausgeschlossen, die gehässige und lügenhafte französische Presse zuzu 
lassen. Seit dem 1. November 1914 wurde deshalb eine besondere französisch geschriebene 
Zeitung für das besetzte Frankreich geschaffen. Die „Gazette des Ardennes" erschien 
zunächst einmal in der Woche in einer Auflage von 4000. Die Aufgabe, die sie sich 
stellte, war, der französischen Bevölkerung ein umfassendes Bild der kriegerischen und 
politischen Vorgänge zu geben, sich frei von jeder Gehässigkeit rein sachlich zu halten, 
und indem auch die amtlichen Berichte der französischen Regierung in die Zeitung 
aufgenommen wurden, die Bevölkerung in den Stand zu setzen, selbst zu urteilen, ob 
diese oder die deutsche Darstellung über die Vorgänge auf dem westlichen Kriegsschau 
platz zutreffend ist. Auch die verleumderischen Veröffentlichungen der französischen 
Presse über angebliche Grausamkeiten der deutschen Eroberer und alles, was die feind 
liche Presse an besonders Lügenhaftem sich leistete, bildete Gegenstand der Veröffent 
lichung. In wie hohem Maße die Zeitung dem Bedürfnis der Bevölkerung entsprach, 
geht daraus hervor, daß die dritte Nummer bereits in einer Auflage von 17000, die 
zehnte Nummer in einer Auflage von 25 000 Stück erscheinen mußte. Seit Anfang 
1915 erschien die Zeitung wöchentlich zweimal, sie hatte damals eine Gesamtauflage 
von 39000 erreicht. Seit 1. April 1915 veröffentlicht die „Gazette des Ardennes" auch 
die Namen der in deutschen Gefangenenlagern untergebrachten französischen Kriegsgefangenen 
und der von deutschen Truppen bestatteten gefallenen Franzosen.
	        
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