Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

118 Die Ereignisse an der Ostfront nach der Wiedereroberung von Przemysl 
Unterdessen hatten oft- und westpreußische Regimenter der Armee v. Scholz am 
4. August 1915 die aus dem linken Narewufer bei Ostrolenka gelegenen Werke nach 
heftigem Widerstand besetzt, damit einen neuen festen Narewübergang gewonnen und die 
Umklammerung von Lomza aus südlicher Richtung eingeleitet. Dabei haben sich, wie 
Ludwig Ganghofer in den „Münchner Neuesten Nachrichten" erzählt, wiederum Schwaben 
besonders ausgezeichnet. Zwei Bataillone der Württemberger, die fünf Tage vorher bei 
Nacht mit Gepäck und Waffen über den Narew geschwommen waren, hielten unter schweren 
Verlusten auf verloren scheinenden Posten beharrlich und todesmutig aus, bis sie Ver 
stärkungen erhielten und den Erfolg erzwingen konnten. 
Gegen Lomza waren gleichzeitig von Norden her Reserve- und Landwehrtruppen,durch frisch 
ringetroffenen Landsturm unterstützt, vorgegangen, hatten am 4. August die vorgeschobenen 
russischen Stellungen erstürmt und am 8. August die Forts der Nord- und Westfront 
angegriffen und sturmreif gemacht. Am Nachmittag des 9. August ist das westlich der 
Stadt an der Straße Lomza—Ostrolenka gelegene Fort IV gestürmt und bei Tages 
anbruch des 10. August die eigentliche Festung, der Eckpfeiler der Narewlinie, besetzt 
worden. Auch der mit Feldbefestigungen versehene Uebergang Wisna oberhalb Lomza 
am Zusammenfluß von Bobr und Narew konnte am 11. August genommen werden. 
So war innerhalb weniger Wochen die ganze befestigte Narewlinie in deutschen Besitz 
gekommen. Ungehindert konnten jetzt die deutschen Streitkräfte einerseits die Verbindung 
mit der im mittleren Polen nach Osten vordringenden Heeresgruppe des Prinzen Leo 
pold herstellen, andererseits von Norden her in den Raum östlich Warschau vordringen, 
und so im Verein mit der von Süden vorstoßenden Heeresgruppe Mackensen die 
Festungen Nowo-Georgiewsk und Warschau auch von Osten bedrohen. Die gewaltige 
Zange um das russische Zentrum schloß sich mehr und mehr. 
Da die Armee v. Gallwitz nach dem Fall von Pultusk die Aufgabe erhalten hatte, 
über den Narew in östlicher Richtung mit dem rechten Flügel etwa in Richtung der 
Straße Pultusk—Wyszkow vorzugehen und die Armee des Prinzen Leopold von Bayern 
Warschau als Ziel angewiesen bekam, bildete die deutsche Heeresleitung zur Einnahme 
von Nowo-Georgiewsk aus Teilen der Armeen v. Gallwitz und Prinz Leopold, 
sowie aus Verstärkungen aus der Heimat, fast ausschließlich Reserve, Landwehr und 
Landsturmtruppen, eine besondere Heeresabteilung unter dem Oberbefehl des Generals 
v. Beseler, die aus dem Rahmen der Operationen des Bewegungskriegs ausschied. 
Die Operationen vor Nowo-Georgiewsk begannen bereits am 25. Juli 1915, da aber 
die Einnahme der Festung erst am 20. August 1915, also innerhalb des später zu be 
handelnden Zeitabschnitts erfolgte, werden einer einheitlichen Darstellung wegen auch 
die Belagerungskämpfe vor dem 10. August 1915 erst später geschildert. 
Die Württemberger vor Rozan und die Erstürmung der Bahnlinie 
Warschau — Ostrolenka 
Vom 20. Juli bis 3. August 1915 
Schulter an Schulter mit preußischer Garde marschierte die 26. Infanterie-Division 
nach Rozan. „Das Regiment „Alt-Württemberg" bekam," nach einem Bericht des 
„Stuttgarter Neuen Tagblatts", „den Auftrag, gemeinsam mit dem Jnf.-Regt. 125 die 
Höhe 132, ein starkes Erdwerk, zu nehmen. 
Am 19. Juli 1915 wurde bis gegen Abend an die Feste bis auf etwa einen Kilometer 
vormarschiert. Starkes Schrapnellfeuer aus der Festung heraus gebot Halt. Mit dem 
Spaten ward das wohlgeschützte Nachtquartier — der Schützengraben — gegraben. Die 
Nacht senkte sich herab aus Posten und Schläfer. Da ging ein Befehl durch die Reihen, 
der alles wieder wach ruft: „Morgen wird gestürmt!" Noch in der Nacht ging das
	        
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