Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

106 Die Ereignisse an der Ostfront nach der Wiedereroberung von Przemysl 
Ein dichter Nebel kam auf. Mitternacht war vorüber, und im Nordosten graute schon 
der Morgen. Das Detachement Hahnström war aus dem Bahndamm nach Westen ab 
marschiert, um weiter westlich bei Alt-Abgulden die Bahn zu sprengen. Plötzlich taucht 
vor ihm ein aus Westen kommender Zug auf, er kann gerade noch rechtzeitig den Bahn 
damm verlassen und nimmt den Zug unter Feuer. Wir versuchen ihn nun zum Ent 
gleisen zu bringen, der Versuch mißlingt aber. Jetzt aber schleunigst Sprengmunition 
her! Leutnant a. D. v. Maubeuge reitet mit einer Patrouille nach Osten ab, um die 
Bahn zu sprengen. Rittmeister Mers unterbricht sie direkt am Uebergang. 
Wir haben inzwischen die Handpferde nach Peterfeld nachgezogen. Unsere Schützen 
fühlen weiter aus Punte vor, erhalten aber so heftiges Feuer, daß ohne Artillerie ein 
weiteres Vorgehen unmöglich war. Der Nebel behinderte aber deren Eingreifen. Er 
muß sich erst verziehen. Unter seinem Schutz geht die ganze Batterie am Südausgang 
des Dorfes in Stellung. Die Jägerkompagnie und die Schützen des Karabinierregi 
ments bleiben die Nacht über am Bahndamm liegen. Schwache Fußpatrouillen fühlen 
aus Punte vor. Gegen 2 Uhr nachts trifft Oberstleutnant v. Wilms in Peterfeld ein 
und bespricht mit dem Regimentskommandeur die für die Fortsetzung des Unternehmens 
nötigen Maßnahmen. Die Jägerbrigade übernimmt den Flankenschutz durch Patrouillen 
und gibt die Schützen zweier Eskadrons an uns ab. Der Rest der Brigade wird als 
Reserve zurückbehalten. Inzwischen sind die Feldküchen herangekommen, und jeder er 
hält dort seinen heißen Morgenkaffee. Auch wir Offiziere des Stabes erhalten unser 
Teil. Wir sind alle etwas übernächtig, haben die ganze Zeit aus der Straße bzw. in 
der Artilleriestellung zugebracht, und nun ist es 4 Uhr früh geworden, und der frische 
Morgenwind läßt uns alle ein wenig erschauern. 
Kurz nach 4 Uhr nimmt die Batterie Punte unter Feuer, und nach genügender Feuer 
vorbereitung gehen unsere Schützen unter Rittmeisters v. Walthers Führung wieder vor 
und besetzen den Ort. Der Gegner hatte sich nach einigen Schüssen auf Auzof zurück 
gezogen. Es war deutlich Kavallerie zu erkennen, die in kleinen Trupps flüchtete. 
Nun war Auzof nächstes Ziel und wurde sofort von unserer Artillerie unter wirk 
sames Feuer genommen. Mehrere feindliche Eskadrons entwischten nach Osten, verfolgt 
vom Feuer der Batterie Sulzberger. Bisher hatte der Feind keine Artillerie gezeigt. 
Als sich aber jetzt unsere Schützen Auzof näherten, erhielten sie heftiges Schrapnellseuer, 
das bei den Fußjägern einige Opfer forderte. Kurz nach halb 9 Uhr ist Auzof in der 
Hand Rittmeister v. Walthers, der sich sofort zu nachhaltiger Verteidigung einrichtete. 
Der Ort war im Innern verwüstet, die Brücke mit Petroleum getränkt und in Brand 
gesteckt. Man hatte gemerkt, daß der Feind Verstärkungen heranzog. Er wollte uns 
das wichtige Wegekreuz nicht überlassen. Es währte auch nicht lange, so ging der Russe 
zum Angriff vor und hatte bald die schwachen Kräfte des Rittmeisters v. Walther von 
drei Seiten umklammert. Seine Artillerie schoß wütend. Die Lage wurde bedenklich. 
Doch Hilfe nahte. Im Trabe kam die Batterie Aufschläger heran, fuhr bis Punte vor 
und nahm den Feind unter Feuer, auch zwei Maschinengewehre erhielt Rittmeister 
v. Walther zur Verfügung. Gleichzeitig war unser Brigaderegiment Ulanen „21" ein 
getroffen, das zum Angriff aus Bahnhof Friedrichshos zusammen mit der Batterie Sulz 
berger angesetzt wurde. Dadurch bekamen die Unseren Lust und blieben schließlich im 
uneingeschränkten Besitz von Auzof. 
Noch durfte die Truppe nicht an Ruhe denken. Es galt noch den südlich von Auzof 
gelegenen Wald zu säubern und sich in Besitz des wichtigen Straßenknotenpunktes Hof- 
zumberge zu setzen. Hofzumberge liegt auf einem Waldhügel, dessen Nordhang glacis 
artig gegen Auzof abfällt und an dessen Fuße sich eine sumpfige Wiesenniederung hin 
zieht. Die Batterie Aufschläger ging weiter vorwärts in Stellung und nahm zunächst
	        
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