Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Von den Fürsten und Heerführern der Verbündeten 85 
kommt zu euch. Wie wir da durch die Büsche liefen! Wir hatten eben noch Zeit, 
unsere Röcke anzuziehen und die Mützen gerade zu setzen, als Se. Majestät an unserem 
ersten Geschütz erschien. Der Kaiser reichte dem meldenden Feldwebelleutnant Hanke, 
unserem Batterieoffizier, die Hand; uns aber rief er ein lautes Guten Tag, Artilleristen! 
zu, und wir antworteten mit einem kräftigen Guten Tag, Eure Majestät! Na, habt 
ihr auch was getroffen, fragte er darauf. Na und ob! General v. d. Marwitz sagte 
ihm darauf, daß wir die Batterien seien, die den feindlichen Stützpunkt sturmreif ge 
schossen hätten. Ja, die 21er sind eine famose Waffe, meinte er, die Korps schlagen 
sich förmlich darum. Der Kaiser ging von Geschütz zu Geschütz, allen Leuten einen 
guten Tag wünschend und Fragen stellend. Von unserem Batterieoffizier begleitet, verließ 
er uns schließlich, und brausende Hurras zeigten uns bald daraus an, daß der Kaiser 
einem anderen Ziele entgegenfuhr." 
Als Kaiser Wilhelm erfuhr, daß unweit von ihm das seinen Namen tragende K. u. K. 
Infanterieregiment Nr. 34 sich in heißem Kampfe befinde, ließ er dem Regiment seine 
kaiserlichen Grüße übersenden, nahm dann die Meldung des K. u. K. Gruppenkomman 
danten, der eine Darstellung des bisherigen Gefechtes und der augenblicklichen Lage gab, 
entgegen und äußerte, nach einer Mitteilung aus dem K. u. K. Kriegspressequartier vom 
28. Juni 1915, den Wunsch, nun auch die österreichisch-ungarische Artillerie im Kampfe 
zu sehen. Der Monarch begab sich zunächst zu einer schweren Haubitzbatterie und be 
trachtete aus unmittelbarer Nähe, mitten in der Batterie stehend, deren Feuertätigkeit, 
wobei er sich über alle Einzelheiten genauestens unterrichtete und insbesondere auch das 
Geschützmaterial (Skoda, neueste Type) mit regstem Interesse besichtigte. Auch bei der 
Kanonenbatterie, die, hinter die Haubitzbatterie ausgestellt, diese beständig überschoß, 
verweilte der Kaiser längere Zeit und verfolgte als genauer Kenner die Feuerleitung 
und Feuerwirkung, sowie die Tätigkeit der Offiziere und der Mannschaften. Der Kaiser, 
der zum ersten Male Gelegenheit hatte, österreichisch-ungarische Truppen im Kampfe zu 
beobachten, schien von dem Gesehenen überaus befriedigt zu sein und äußerte sich 
in anerkennendster Weise zu dem zur Meldung erschienenen K. u. K. Korpskommandanten 
über die gewonnenen Eindrücke. Als der Kaiser mit Anbruch der Dunkelheit die muster 
gültig gewählten und ausgestalteten Artilleriestellungen verließ, wurde er überall von 
den eben nicht im Kampfe stehenden Truppen, vorwiegend Ungarn, mit begeisterten Hurra-, 
Hoch- und Eljenrufen begrüßt. 
König Ludwig III. von Bayern, König Wilhelm II. von Württemberg 
und Prinz Johann Georg von Sachsen an der Ostfront 
Mai 1915. 
König Wilhelm von Württemberg besuchte, wie nachträglich bekannt gegeben 
wurde, in der Woche vor Pfingsten 1915 die in Nordpolen stehenden Truppen, das 
Generalkommando des Armeekorps und die 26. Infanteriedivision. Schon auf der Fahrt 
empfing der König den General der Artillerie v. Gallwitz, den Führer der Armeegruppe, 
der die dort stehenden württembergischen Truppen unterstellt sind, zum Vortrag und 
übersandte Feldmarschall v. Hindenburg ein Begrüßungstelegramm. Im Standquartier 
wurde die Nacht im Sonderzug verbracht, woraus am anderen Morgen im Kraftwagen 
die Fahrt zur Front angetreten wurde. Im letzten deutschen, festlich mit deutschen und 
württembergischen Flaggen geschmückten Grenzort wurde der König von den dort stehenden 
Mannschaften der württembergischen Munitionskolonnen unter Oberst v. Feucht begrüßt, 
im nächsten russischen Grenzorte von den Mannschaften der Trainkolonnen unter General 
major v. Renner. Da in dem tiefen Sand das Weiterkommen im Kraftwagen fraglich 
war, wurden mit je sechs Artilleriepferden bespannte Wagen bestiegen, die den König
	        
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