Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

66 Die Ereignisse an der Ostfront nach der Wiedereroberung von Przemysl 
seine Reserven?" Und der Bataillonskommandeur, der die Kunde erhält, daß rechts 
von ihm durchgestoßen ist, fühlt sich nicht „in feiner Flanke bedroht", sondern er sagt: 
„Laßt sie, wir bleiben stehen, wozu hat denn der Regimentskommandeur seine Reserven?" 
Und so steht jeder wie eine Mauer. Noch nie brauchte in der Verteidigung der Divi 
sionskommandeur seine Reserve einzusetzen, um irgend einen Schaden der Linie auszu 
bessern, stets konnte er sie für andere Zwecke benutzen. Das Schlagwort der Division 
ist: „Wer durchbricht, wird einkassiert". In der durchbrochenen Stellung lagen noch 
am 12. Juli 1915 mehr als 1000 tote Russen, vor der neuen Linie sind 800 bis 
1600 tote Russen gezählt worden. Wie im einzelnen trotz der dichten Besetzung die 
feindliche Festung so schnell erstürmt werden konnte, wie es kommt, daß die Division so 
wenig Verluste hatte — bei einer Kopsstärke von 18000 bis 19000 Mann beim Sturme 
nur etwa 300 Mann — das bleibt ein Ruhmesblatt für ein glänzendes Hand-in-Hand- 
arbeiten von Infanterie und Artillerie. 
Die Division führte Generalleutnant von Besser. Die Mannschaften ergänzten sich 
größtenteils aus dem Bereiche des 7. Armeekorps, waren also größtenteils Rheinländer 
und Westfalen, die Jäger waren Thüringer aus allen Gegenden Thüringens; Altenburg, 
Meiningen, Weimar, Koburg, Reuß, Schwarzburg, auch die Provinz Sachsen sandte 
ihre Söhne zur Division, auch beide Mecklenburg, Lippe, Anhalt, Oldenburg und schließ 
lich auch Baden und Württemberg hatten Angehörige bei der Division." 
Der Armeeoberkommandant, Feldmarschall Erzherzog Friedrich, hat der tapfern 
47. deutschen Reservediviston in einem Armeebefehl seinen besonderen Dank und seine 
Anerkennung ausgesprochen. 
Vom Marsch der Heeresgruppe Mackensen zwischen Weichsel und Bug 
„Dem unaufhaltsamen Vormärsche des rechten Flügels der Heeresgruppe Mackensen 
nach Osten wurde," wie in der „Täglichen Rundschau" in einem zusammenfassenden 
Bericht „Bei der Heeresgruppe Mackensen" von einem Artillerieoffizier erzählt wird, 
„am 23. Juni 1915 ein Ziel gesetzt; nicht etwa durch die Russen, sondern durch eine 
höhere Macht, nämlich das Armee-Oberkommando. Am 25. Juni 1915 begann für das 
ganze Korps ein neuer Abschnitt des Krieges, der zunächst in Marschieren bestand und un 
gleich anstrengender und nervenaufreibender war als die Zeit des Siegens. Der Erfolg 
macht den Menschen zu allen Leistungen fähig, der Stumpfsinn des Marschierens in 
ebenen, landschaftlich nicht besonders schönen Gegenden, auf tiefen Sandwegen in Staub 
und Hitze, auf müden Pferden geht einem aus die Nerven." 
Einen besonders anstrengenden Marsch hatte das Regiment, dem der Berichterstatter 
der „Täglichen Rundschau" angehörte, in der Nacht vom 26. aus den 27. Juni auszu 
führen. Der Offizier schreibt: „Nach sechsstündiger Rast ging der Marsch um 5 Uhr nach 
mittags weiter, zunächst auf recht schlechten Wegen durch herrlichen Wald, dann während 
der Nacht aus der großen Straße Szklo, Jaworow bis Nokoneczne. Es dämmerte schon, 
als wir am 27. Juni, um zwei Uhr morgens, dort an der ersten besten Stelle unser 
Lager aufschlugen, um nur möglichst bald zum Schlafen zu kommen. Dieser Marsch war 
so ziemlich das Anstrengendste, was wir in Galizien erlebt haben. Die letzte ordentliche 
Nachtruhe hatten wir in der Nacht vom 24. zum 25. Juni gehabt, und dann 
innerhalb 44 Stunden eine Strecke von rund 60 Kilometern zurückgelegt. Das scheint 
nicht sehr viel zu sein. Beim Vormarsch der ersten Armee auf Paris im August 1914 
hatten ganze Armeekorps ähnliche Marschleistungen innerhalb 24 Stunden aufzuweisen, 
aber damals waren Pferde und Menschen noch frisch, und die französischen Straßen sind 
tadellos, fast besser als in manchen Teilen Deutschlands. Das fürchterlichste bei solchen 
Märschen in gemischten Waffen sind die Stockungen, die dadurch entstehen, daß irgend
	        
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