Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Südlich der oberen Weichsel von der Wiedereroberung Lembergs bis zur großen Offensive 63 
Zwischen Weichsel und Bug vor der großen Offensive der Verbündeten 
gegen das westrussische Festungssystem 
Von Ende Juni bis Mitte Juli 1915 
„Um die Schwierigkeiten, die die verbündeten Armeen im Nordosten am polnischen 
Plateau zwischen Weichsel und Bug zu überwinden hatten, besser zu verstehen, sowie 
um dem Laien die Notwendigkeit des kurzen Operationsstillstandes vor Augen zu 
führen, verlohnt es, den Charakter dieses Landrückens zu prüfen, die Gangbarkeit 
und Wegsamkeit des Geländes zu untersuchen und sich darüber klar zu werden, daß 
dieser im Beginn des Krieges so schwer heimgesuchte Landstrich zum Unterhalte ganzer 
Armeen nur wenig mehr zu bieten vermochte/ schreibt L. v. B. in der „Frank 
furter Zeitung". „Denkt man sich von Horodlo am Bug über Cholm, Leszna nörd 
lich an Lublin vorüber bis Nowo - Alexandria an der Weichsel eine Linie gezogen, 
so dehnt sich südlich derselben das polnische Plateau aus. Im Süden wird 
es durch das aus dem Plateau bei Wierzchowiska entspringende Nebenflüßchen der 
Weichsel, Sanna, das einige Kilometer nördlich von Sawichost mündet und an dem 
das bekannte Zaklikow liegt, sodann durch die Linie Janow—Narol und endlich durch 
die Solokija begrenzt, einen Nebenfluß des Bug, der bei Krystynopol in diesen mündet. 
Es hat im allgemeinen den Charakter des Hochlandes, zwischen Kasimir an der 
Weichsel und Lublin an der Bystriza jedoch wird es zum stark gegliederten Bergland. 
Fruchtbarer Lehm bildet die Bodenkruste, zu beiden Seiten der aus den Kämpfen 
der letzten August- und ersten Septembertage des Jahres 1914 bekannten Huczwa ist 
es die so fruchtbare Schwarzerde, während die Niederungen sehr reich an Sand sind. 
Die breiten Talsohlen sind weithin mit Weichland umgeben, so besonders die Täler 
der Huczwa und des Wieprz. 
Straßen führten nur wenige durch dieses Gebiet und die wenigen waren nach unseren 
Vorstellungen gar nicht als solche zu benennen. Sie waren voll von Schlaglöchern und 
anderen Unebenheiten, schlecht trassiert und schlecht instand gehalten und boten daher 
schwerem Fuhrwerk größte Schwierigkeiten. Ebenso ließen die meisten Brücken viel zu 
wünschen übrig und stellten große Anforderungen an die technischen Truppen. Natur 
wege dagegen sind zahlreich vorhanden und bei trockenem Wetter gut brauchbar. Anders 
ist es jedoch, wenn nasse Witterung eintritt. Die Bodenkruste wird dann sofort klebrig, 
die Räder schneiden tiefe Geleise ein, steile Hügel, über die diese Wege hinüberführen, 
erfordern vielfach Vorspann. Wir erlebten es im September 1914, daß oft zwölf Pferde 
nötig waren, um ein Feldgeschütz darüber hinwegzubringen. In nassen Talsohlen bleibt 
das Fuhrwerk im weichen Boden stecken, die Räder verfinken manchmal bis zur Hälfte, 
und die Infanterie muß in die Speichen greifen. Der hauptsächlich in den Niederungen 
und im Bergland vorkommende Wald hat keine besonders große Ausdehnung, ist auch 
genug trocken, hat aber viel Unterholz, steile Hügel und zahlreiche Wasserrisse behindern 
seine Gangbarkeit. Die häufigen Hochflächen gewähren gute Uebersicht. Früher bot 
dieses Gebiet auch zahlreiche Unterkünfte, im Sommer 1915 waren die meisten von 
ihnen zerstört und verwüstet, die Bewohner an vielen Orten geflohen. Leergebrannte 
Ruinen gähnten den Truppen überall entgegen. Das Vieh war längst requiriert oder 
fortgetrieben. Die wenigen aus ihrer Scholle Zurückgebliebenen litten an Hunger. 
Westlich vom mittleren Bug, von Dubienko abwärts bis zur Mündung der Krzna 
nördlich von Brest-Litowsk in diesen Fluß, im Norden durch die Krzna bis zu ihrem 
Ursprung begrenzt, dehnt sich zwischen Wjeprz und Bug eine flachgewellte, lehmige und 
sandige Ebene, die von zahlreichen, versumpften Wasserläusen durchzogen wird, die bei 
ihrem trägen Lauf viele Teiche bilden und von mächtigen sumpfigen Niederungen be 
gleitet werden. Dazwischen liegen dann wieder höhere, trockene Flächen. Bei trockenem
	        
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