Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Südlich der oberen Weichsel von der Wiedereroberung Lembergs bis zur großenOffensive 53 
stürzte das Volk weinend zu den Wagen und küßte die Räder. Am Nachmittag hörte 
man plötzlich eine Detonation. Das Bahnhofsgebäude wurde gesprengt. Bobrinskij war 
schon am Sonnabend abgereist. An seiner Stelle war wieder Fürst Scheremetjew er 
schienen. Am Montag verschwand auch die russische Polizei. Am Dienstag früh war 
schon Gewehrfeuer zu hören. Der Kampf tobte bereits in der nächsten Nähe der 
Stadt. Um 9 Uhr wurden die russischen Fahnen eingezogen, zuerst an dem Rathaus, 
dann an dem Statthaltereigebäude. Kurz danach wurde das Postgebäude in Brand ge 
steckt. Punkt 10 Uhr erschien Fürst Scheremetjew auf demselben Balkon, von dem der 
Zar seine Rede gehalten hatte, winkte mit der Hand ins Leere und bestieg weinend 
seinen Wagen, der ihn auf der Liczakower Straße nach Osten hin wegführte. Um 11 Uhr 
30 Minuten ritten unsere Patrouillen und kurz darauf deutsche und österreichisch-ungarische 
Truppenabteilungen in die Stadt. Galizien und Lemberg waren frei!" 
Südlich der oberm Weichsel von der Wieder- 
eroberung Lembergs bis zur großen Offensive 
Chronologische Uebersicht nach den deutschen und österreichisch-ungarischen 
Generalstabsmeldungen vom 24. Juni bis 16. Juli 191? 
Einzelne Meldungen des russischen Großen Generalstabs sind zur Ergänzung beigegeben. 
24. Juni 1915. 
Deutsche Meldung: Die Armee des Generals v. Linsingen hat den Dnjestr 
überschritten; zwischen Haliez, das vom Feinde noch gehalten wird, und Zurawno 
steht fie in heftigem Kampfe auf dem Nordufer. Anschließend bis zur Gegend östlich 
von Lemberg und Zolkiew wurde die Verfolgung fortgesetzt. Zwischen Rawa-Ruska 
und dem San bei Ulanow hat sich nichts Wesentliches ereignet. Im San— 
Weichselwinkel sind die Russen bis hinter den Sanabschnitt zurückgegangen. Auch 
auf dem linken Weichselufer südlich von Jlza weichen ste nach Norden aus. 
Oesterreichisch-ungarische Meldung: Die allgemeine Lage in Ostgalizien 
hat sich nicht geändert. Oestlich und nordöstlich von Lemberg sind Kämpfe mit starken 
russischen Nachhuten im Gange. Am oberen Dnjestr wurden Mikolajow und Zy- 
daczow genommen. Flußabwärts letzterer Stadt sind die verbündeten Truppen unter 
heftigen Kämpfen an mehreren Stellen aus das nördliche Dnjestrufer vorgedrungen. 
Zwischen Weichsel und San setzte der Feind den Rückzug fort. 
Aus der russischen Meldung: In der Richtung Zolkiew und Lemberg 
unternahm der Feind am Abend des 22. Juni und während des ganzen folgenden 
Tages Offensiven und suchte mit ganz besonderer Hartnäckigkeit in der Richtung auf 
die Dörfer Czijikuw und Mistrowitza längs der Eisenbahnlinie Lemberg —Berjani 
vorzudringen. Diese Versuche scheiterten jedoch dank energischen Gegenangriffen unserer 
Truppen. Aus der Front Zurawno—Demeskowice hat sich unter günstigen Bedingungen 
für uns ein erbitterter Kampf entwickelt. Bedeutende Streitkräfte, die am Morgen des 
22. Juni in der Gegend von Kozary auf das linke Ufer des Dnjestr übergesetzt 
hatten, haben gewaltige Verluste erlitten und wurden in den Fluß geworfen. Sie 
mußten unter sehr schwierigen Bedingungen zur Defensive übergehen. Die Deutschen 
klammern sich teils an kleine Inseln, teils an das linke Flußufer an. Bei Marti- 
nowo —Ruzdwiani sind die Oesterreicher auf das linke Dnjestrufer übergegangen. 
Durch einen ungestümen Gegenangriff unserer Truppen wurden sie gegen den Fluß 
zurückgeworfen. Gegen morgens 10 Uhr hatten wir ungefähr 40 Offiziere und 1700 
Soldaten verschiedener Regimenter gefangen genommen. Der Feind suchte sich in den
	        
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